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Beitrag vom 29.01.2014 - 09:19 Uhr
Usergyps_ruepelli
User (502 Beiträge)
Das klingt ja alles ganz hervorragend: Keine Konkurrenz zur Nahrungsproduktion, Erzeugung vor Ort in der Wüste - beste Voraussetzungen also, für Ethihad, Emirates und Co auch bei Erschöpfung der Ölressourcen weiter als große Player im weltweiten Luftfahrtgeschäft mitzuspielen. Aber eine Frage hätte ich dann doch noch dazu: WIe bitteschön funktioniert das? Es heißt, der Sprit wachse in der Wüste und Meerwasser stünde genug zur Verfügung. Schön und gut. Aber woran wächst er? Am genmanipulierten Etihad-Biospritbaum, der durch Erbgutelemente von Mangrovenbäumen mit Salzwasser bewässert werden kann? Wie groß sind die Wüstenflächen, die man bewirtschaften musste, um den Biosprit-Anteil des Testfluges zu erhalten? Wie groß war der Biosprit-Anteil überhaupt? Was sind die möglichen ökologischen Auswirkungen eines großflächigen Biosprit-Anbaus?

Lieber Herr Gedat, Ihr Artikel lässt leider den Eindruck entstehen, dass wieder ausschließlich eine Presseerklärung ins Deutsche übersetzt wurde, denn er klingt ähnlich wie eine einseitige Werbebotschaft der beteiligten Unternehmen. Bei mir als vielseitig interessiertem Laien dagegen wirft dieser Artikel mehr Fragen auf als er beantwortet.
Beitrag vom 29.01.2014 - 10:10 Uhr
Userfbwlaie
User (4881 Beiträge)
Nicht alle Wüsten sind so verwüste wie die Atacama - das sollten sich die Araber mal in Südamerika ansehen!
Aufgrund der Temperaturunterschiede am Tag und im Jahresverlauf, ist die Region für die "Bio"spritproduktion suboptimal. Da ist der Äquatorgürtel wesentlich besser geeignet: Das ganze Jahr über wird geerntet - also ist eine kontinuierliche Produktion möglich.
Dafür müßten man die noch verbliebenen Tropenwälder abholzen und den Boden dann kräftig düngen...
Wollen wir das wirklich? Reicht der so gewonnen Agrosprit aus? Biologisch nachhaltig ist der sogenannte "Bio"sprit auf alle Fälle nicht - es wird dabei sehr viel unwiderruflich zerstört.
Agrosprit kann nur eine Zwischenlösung sein - das weiß auch Airbus!
l
Beitrag vom 29.01.2014 - 14:59 Uhr
Userbob.gedat
User (677 Beiträge)
Bei mir als vielseitig interessiertem Laien dagegen wirft dieser Artikel mehr Fragen auf als er beantwortet.
Lieber Gyps, das war eigentlich auch der Sinn und Zweck dieses Blogs. Mit einfachen Antworten hab ich's auch nicht, vor allem zu so einem komplexen Thema.

Anderseits seh ich in dem gemeinsamen Forschungsprojekt aber durchaus Potential, vor allem weil in der Region bereits sehr viel petrochemisches Knowhow vorhanden ist, und auch die dazu nötige Infrastruktur. Und natürlich auch die Mittel und das Interesse der Emirate, da am Ball zu bleiben. Eine salzresistente Agrarproduktion von Biosprit kann freilich nur ein Zwischenschritt sein, da geh ich mit User fbwlaie völlig konform. Denk aber der Versuch ist es wert, auch wenn ich nicht beurteilen kann, ob eine Produktion von nachhaltigem "Wüstensprit" a) ökonomisch tragfähig und b) ökologisch vertretbar ist. Wenn man das aber nicht zumindest ausprobiert, wird man das nie wissen.

Den Technikern ist durchaus klar, dass die Verbrennungstechnologie ein Ablaufdatum hat, nicht nur bei den Antrieben. Klar ist aber auch, dass die gewaltig steigende Nachfrage nach Mobilität auf absehbare Zeit nur mit der verfügbaren Technik bedient werden kann. Ein Blick auf die prallvollen Auftragsbücher der Hersteller zeigt, wo deren Prioritäten liegen: Vor allem in der Steigerung ihrer Produktionskapazitäten. Für eine völlig neue Technik ist sehr wenig Spielraum. Im Grunde gar keiner. Der Hauptgrund, warum weder Airbus noch Boeing sich zu einer NewGen-Entwicklung entschließen konnte, liegt schlicht in dem Umstand, dass eine völlig neue Flugzeuggeneration mit den alten Antrieben keine Chance hat, bis zu ihrem Programmende in der Luft zu bleiben, ökonomisch wie auch ökologisch. Da sprechen wir von 30 Jahren, also von 2020 bis 2050. Bis dahin gibt es zu einer nachhaltigen Spritproduktion keine Alternative. Für die Emirate (und andere Petroregionen) ist das DIE Chance, und klar, die werden sie nutzen.

Dieser Beitrag wurde am 29.01.2014 16:29 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 29.01.2014 - 15:16 Uhr
Usergyps_ruepelli
User (502 Beiträge)
Lieber Herr Gedat,

Danke für Ihre Ausführungen, die es eigentlich wert gewesen wären, in dieser Form als "bewertender Eigenanteil" in Ihrem Artikel aufzutauchen!

Meine Kritik richtete sich überhaupt nicht gegen den Inhalt Ihres Artikels, ich gehe da mit Ihnen völlig konform. Es fiel mir eben nur auf, dass man zwar in epischer Breite erklärt, was dort geplant ist, dass man aber dabei so furchtbar unkonkret ist. Ich denke ich wäre nicht der einzige Leser, den es z.B. brennend interessieren würde, welche Pflanze dabei die entscheidende Rolle spielt. So aber bleibt der Artikel ein Strauß von sicher nicht uninteressanten Fakten, die aber nach Konkretisierung geradezu lechzen.
Beitrag vom 29.01.2014 - 16:07 Uhr
Userbob.gedat
User (677 Beiträge)
@Gyps: Bin leider weder Biologe noch Petrochemiker, mein professioneller Background ist die Systemtechnik.
Zu dem Thema nur soviel von mir: Bei den dafür avisierten Pflanzen soll es sich um sog. Halophyten, also um salzverträgliche Nährpflanzen handeln, die in der Natur gewöhnlich in der Nähe von Salzseen gedeihen. Diese Pflanzen enthalten Zucker, der durch Fermentierung in Kohlehydrate gewandelt werden kann. Mehr weiß ich dazu auch nicht.

In dem Blog hatte ich allerdings eher das Forschungsprojekt als solches im Auge und die Intentionen/Synergien der Projektpartner, und natürlich auch die immanente Interessenlage der Emirate neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dass die sich nach ihrem Billionen-Engagement als Luftfahrtstandort nun auch als potentieller Produzent von Bio-AvGas sehen, liegt ja in der Natur der Sache.

Servus aus Wien

Dieser Beitrag wurde am 29.01.2014 16:08 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 29.01.2014 - 16:37 Uhr
Usergyps_ruepelli
User (502 Beiträge)
Hallo Herr Gedat,

Für mich sind Sie natürlich erstmal Journalist. Dass Sie Ingenieur (Systemtechniker) sind, qualifiziert Sie natürlich besonders für Ihren Beruf. Dass es sich bei den Pflanzen, die dort mit Meerwasser bewässert werden sollen, um Halophyten handelt, liegt in der Natur der Sache. Aber dieser Begriff behandelt keine systematische Gruppe von Pflanzen, sondern eine Eigenschaft - eben ihre Salztoleranz. Und der Satz "Zucker, der durch Fermentierung in Kohlenhdrate umgewandelt werden kann" ist leider vollkommener Unfug.

Zucker ist nämlich bereits ein Kohlehydrat, ein besonders "kleines" sogar. Ein Fermentationsprozess (Einwirkung von Bakterien oder Pilzen) wird fast immer zu einer kleineren molekularen Einheit führen. Viel besser für die Herstellung von Kraftstoffen ist es aber, möglichst hochmolekulare Kohlenhydrate (Stärke, evtl. Cellulose) vorliegen zu haben, die man dann auf einen geeigneten Brennstoff "runterfermentieren" kann, z.B. auf Methanol. Und hier liegt bislang für dien effektive Herstellung von Biosprit das Problem: Es wäre revolutionär, Cellulose (das Fasermaterial z.B. aus Holz) effektiv in Alkohole wie Methanol oder Ethanol umwandeln zu können. Aber das ist bis heute noch nicht wirtschaftlich machbar. Und gerade aus diesem Grund bin ich so brennend an dem interessiert, was da geplant ist: Ich frage mich, was die Rohstoffe sind und welche Prozesse verwendet werden sollen.

Dieser Beitrag wurde am 29.01.2014 16:37 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 29.01.2014 - 17:10 Uhr
Userbob.gedat
User (677 Beiträge)
@Gyps: Gemeint war natürlich zuckerhaltig als Ausgangsstoff . Zu dem angesprochenen Sachthema bin ich allerdings sicher kein kompetenter Ansprechpartner, kann mich aber gerne schlau machen. Sollte ich dazu auf relevantes Material stoßen, werde ich das gern hier an dieser Stelle verlinken.

Gruß
Bob
Beitrag vom 29.01.2014 - 21:14 Uhr
Usergyps_ruepelli
User (502 Beiträge)
Da wäre ich Ihnen sehr dankbar. Das würde mich sehr interessieren!
Beitrag vom 31.01.2014 - 13:18 Uhr
Userbob.gedat
User (677 Beiträge)
@Gyps_ruepelli:
Nicht viel, aber zumindest ein bisserl was:
Greening the dessert, for biofuel. By Graham Warwick (Aviation Week)
 http://www.aviationweek.com/Blogs.aspx?plckBlogId=Blog:7a78f54e-b3dd-4fa6-ae6e-dff2ffd7bdbb&plckPostId=Blog%3a7a78f54e-b3dd-4fa6-ae6e-dff2ffd7bdbbPost%3a88de83a2-89b3-459d-9c06-2a30a0338c29



Dieser Beitrag wurde am 31.01.2014 13:19 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 31.01.2014 - 15:21 Uhr
Userfbwlaie
User (4881 Beiträge)
@bob.gedat,

das sieht aber mehr nach einer unheiligen Allianz gegen die gefährdeten schützenswerten Mangoven aus.
In der Regel werden z. Z. die Mangovenbestände gleich in Shimp-Gewinnungsanlagen umfunktioniert.

Beitrag vom 31.01.2014 - 15:55 Uhr
Usergyps_ruepelli
User (502 Beiträge)
Super! Danke! Ich kann mich @fbwlaie allerdings nur anschließend: Man wird diese Idee mit Vorsicht genißen müssen. Grundsätzlich finde ich die Idee, die Shrimpfarmen aus den Mangroven heraus zu verlegen aber gar nicht so schlecht. Und in der Tat wäre sowas natürlich eine gute Idee, um das hochbelastete Wasser aus den Shrimpfarmen zu reinigen - wenn es funktioniert. Die Idee, die Mangroven gleich mit als Biomassequelle zu benutzen, gefällt mir allerdings nicht so gut. Da müsste man ein sehr genaues Auge auf eine nachhaltige Bewirtschaftung haben.

Ein weiterer Punkt, den man bei einem solchen Projekt im Kopf behalten muss, ist die Bodenversalzung. Es geht zwar "nur" um Wüste, aber trotzdem sollte man aufpassen, dass sich dort im Boden kein Salz anreichert, das ihn nachhaltig schädigt.