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Beitrag vom 09.10.2016 - 12:46 Uhr
UserFluglaie
User (284 Beiträge)
Kleine Ergänzung bzw. ein Beispiel für die Ohnmacht und Kraftlosigkeit der Politik:

Es gibt seit 2004 die (auch von @Boeing757767 genannte) EU Verordnung 261/2004, die u.a. Regelungen für Entschädigungen, Ausgleichszahlungen etc. und auch verbindliche/ verpflichtende Vorgaben für die Airlines festlegt.

Jedoch: kaum eine Airline hält sich daran und sie verstossen somit gegen geltendes Recht (das kann man nachweisen). Aber gab es je irgendeine verbindliche Sanktion bzw. ein juristisches Verfahren seitens der Politik gegen eine Airline wegen permanenter Verstöße gegen geltendes Recht? Meines Wissens nicht.
Beitrag vom 09.10.2016 - 13:52 Uhr
Usergordon
User (3473 Beiträge)
@gordon

Gerne, möchte aber vorausschicken: es handelt sich dabei um meine Meinung, und ich erhebe keineswegs den Anspruch alles zu wissen und immer recht zu haben.

Aus meiner Sicht: die "Verantwortlichen" bzw. besser die Verantwortung für diese Entwicklung(en) - ist ja nicht nur in der Luftfahrt so, sondern in allen Wirtschaftsbereichen - geht los bei der Politik, die zulässt das es keinerlei Regeln mehr gibt bzw. die keine Kraft und Ideen (mehr) hat, wirksame und sinnvolle Rahmen zu setzen, setzt sich fort bei den Wirtschaftslenkern, die diese Freiräume (natürlich) ausnutzen, dabei aber fast jeden gesunden Blick auf die Realitäten bzw. die Größe Ihres "Marktes/ Geschäftsbereiches" verloren haben "Wachstum auf Teufel komm raus" und dann "zwangsweise" in anderen Bereichen wildern (warum muss ein Lebensmittelhändler Computer, Möbel etc. verkaufen?) bzw., um in der Luftfahrt zu bleiben, z.B. FR einen völlig gesättigten Markt mit immer mehr Verbindungen/Flugzeugen flutet und natürlich diese füllen will/muss - auf wessen Kosten? -, und da sind wir bei der nächsten Gruppe, den Aktiönaren (nicht der Kleinanleger, eher die Hedgefonds) die ohne jegliche Moral Rendite erwarten/ fordern und somit entsprechend Druck ausüben, desweitern die Medien, die ja mehr oder minder alle eine "Zügelung" des freien Marktes als Teufelszeug und Spinnerei von Sozialromantikern branntmarken (siehe die tägliche Börsennachrichten auf fast allen Fernsehsendern bzw. Printmedien) und selbstverständlich auch der Kunde, der dieses "Spiel" mitmacht, dem man aber m.E. am wenigsten vorwerfen kann (warum sollte er ein teueres, gleichwertiges Produkt kaufen?).

Ausdrücklich: ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Politik, Wirtschaftslenker, Aktionäre, Kunde! Vielleicht hätte ich fragen sollen, wer nicht zu "den Verantwortlichen" gehört ;-)

Ich würde Ihre Aufzählung noch um die Arbeitnehmer ergänzen, denn, um bei Ihrem Beispiel FR zu bleiben, über 4000 Piloten und 8000 Flugbegleiter haben durch "das Fluten eines völlig gesättigten Markt mit immer mehr Verbindungen/Flugzeugen" einen Job gefunden.

Dieser Beitrag wurde am 09.10.2016 13:52 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 09.10.2016 - 14:26 Uhr
UserFluglaie
User (284 Beiträge)
Sie haben gefragt, ich habe geantwortet.

Es wäre doch auch etwas naiv zu glauben, das es bei so einer "verfahrenen Kiste" , wie das die (welt-)wirtschaftliche Entwicklung ohne Zweifel ist, nur eine(n) Verantwortlichen gäbe. Das Thema ist schon ziemlich komplex.

"Ich würde Ihre Aufzählung noch um die Arbeitnehmer ergänzen, denn, um bei Ihrem Beispiel FR zu bleiben, über 4000 Piloten und 8000 Flugbegleiter haben durch "das Fluten eines völlig gesättigten Markt mit immer mehr Verbindungen/Flugzeugen" einen Job gefunden."

Gegenfrage: und wieviele haben oder werden dadurch ihren Job verlieren?
Beitrag vom 09.10.2016 - 14:44 Uhr
Usergordon
User (3473 Beiträge)
Sie haben gefragt, ich habe geantwortet.

Es wäre doch auch etwas naiv zu glauben, das es bei so einer "verfahrenen Kiste" , wie das die (welt-)wirtschaftliche Entwicklung ohne Zweifel ist, nur eine(n) Verantwortlichen gäbe. Das Thema ist schon ziemlich komplex.

"Ich würde Ihre Aufzählung noch um die Arbeitnehmer ergänzen, denn, um bei Ihrem Beispiel FR zu bleiben, über 4000 Piloten und 8000 Flugbegleiter haben durch "das Fluten eines völlig gesättigten Markt mit immer mehr Verbindungen/Flugzeugen" einen Job gefunden."

Gegenfrage: und wieviele haben oder werden dadurch ihren Job verlieren?

Weiß ich leider nicht, aber es wird sicherlich einige geben.

Was ich aber sicher weiß ist, dass es heute mehr Piloten und Flugbegleiter in Europa oder im Mittleren Osten gibt als vor zehn oder zwanzig Jahren.

Mir ging es nur darum, dass nicht der Eindruck erweckt wird, dass Wachstum auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird. Gerade im Luftverkehr gab und gibt es bei den Arbeitnehmern sicher weitaus mehr Profiteure als Geschädigte.

Dieser Beitrag wurde am 09.10.2016 14:44 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 09.10.2016 - 15:09 Uhr
UserFluglaie
User (284 Beiträge)
Im Berliner "Tagesspiegel" ist heute ein hochinteressanter Artikel zu dieser Thematik erschienen. Leider noch nicht online zu finden.
Beitrag vom 09.10.2016 - 15:50 Uhr
Usergpower
User (1650 Beiträge)
Wow, da finden am Sonntagnachmittag ja richtig gute Gespräche statt!

Die Aufzählungen sind im Grunde schon komplett. Das Problem erscheint mir, in einem sehr beweglichen Umfeld, das Leben an sich, eine feste Konstante zu bilden. Das wird nicht klappen. Sobald jemand für sich (alle hier Beteiligten) auch nur einen kleinen Vorteil wittert und diesen für sich reklamiert kommt das ganze Gebilde ins Wanken. Und jenachdem auf welcher Seite des Zauns ich mich nun befinde, finde ich das gut oder schlecht. Das ist die Kehrseite dieser Medallie.
Die gute Seite daran ist, das ist Fortschritt. Wir würden wohl alle noch als Amöben durchs All wabbern, wenn nicht irgendwann jemand die Lücke besetzt hätte, die ein anderer gelassen hat. Das klingt zwar ziemlich abstrakt, aber im Grunde läuft es darauf hinaus.

Wir haben hier zwar eine geballte Aviation Kompetenz, aber die Luftfahrt kann sich von diesem Mechanismus nicht frei machen. Auch wenn man es manchmal wünscht.

Im Moment erleben wir einen sehr schnellen Wechsel der Generationen zwischen den "das haben wir schon immer so gemacht" und den "geile Sache, lass uns das doch mal machen" Das verlangt von allen Beteiligten eine hohe Flexibilität und Bereitschaft sich zu bewegen. Das ist nicht einfach. Wer sich hier nicht mitbewegt, der wird an den Rand gedrückt. Wenn genug am Rand stehen wehren sie sich und drängen in die Mitte. Daruch rücken andere an den Rand usw. usw.

Nhemen sie als Beispiel den Umweltschutz, da kann man das gut beobachten. Erst drückte die Wirtschaft die Ökos an den Rand, heute ist es machmal andersherum. Das Gleiche pssiert überall, auch in der Luftfahrt. Die elitären Luftfahrt Dinosauren hatten die Macht, Newcomer kaum eine Chance. Bis auf den einen, der die Lücke gesehen hat. Heute ist es anders herum. Das bedeutet, entweder mitbewegen oder an den Rand damit.

Das gilt auch für die Kunden. Immer aus auf den besten Deal. Bis die Firmen Pleite sind, weniger Wettbewerb und die Preise steigen. Aber hey, es war doch ein geiler Ritt. Bis man vielleicht selbst dran ist.

Klar, zu jedem Thema welches uns gerade bewegt gibt es viele Meinungen und jeder hat ein bisschen Recht. Jetzt und in diesem Moment. Ein paar Momente kann die Situation schon ganz anders sein. Ich vertraue da auf das System, ich muss nur beweglich bleiben. Ja, fällt mir auch nicht immer leicht, aber es wartet ja keiner auf mich.

Ryan wird Probleme bekommen, weil die Behörden Druck machen, die Kunden wollen eher zentrale Flughäfen; ME3 wird Probleme bekommen, mit günstigen P2P Verbindungen will keiner mehr Umsteigen; LH, BA, AF haben Probleme weil ihr Segment zu klein ist aber sie nutzen die Lücken, weitere werden gehen, andere werden kommen.

Die Kunst des Überlebens ist genug Weitblick zu haben um sich zu positionieren. Das gilt für alle, auch für die AN. Wenn ich da auf das falsche Pferd setze muss ich die Konsequenzen tragen.

So, das war das Wort zum Sonntag.

Dieser Beitrag wurde am 09.10.2016 15:53 Uhr bearbeitet.
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