Community / Kommentare zu aktuellen Nachrichten / Neue EASA-Regeln für Pilotengesundheit

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Beitrag vom 30.07.2018 - 21:48 Uhr
UserPilot Response
User (357 Beiträge)
Wenn man erlebt, wie ein Alkoholiker sich vor der Öffentlichkeit tarnen kann, wie ein Schaumschläger sich in die höchsten Positionen vorarbeitet, wie ein Selbstmörder sich so verstellen kann, dass niemand auch nur annähernd merkt, in welcher Verfasung er ist, dann glaube ich, dass die ganzen "Psychospielchen" entweder nichts oder eine Menge von Kollateralschäden bringen werden.

Keine Firewall ist komplett sicher, wie man leider 2015 sehen musste. Aber man kann nicht sagen, dass es völlig für die Katz ist. Denn den allergrößten Teil der "Spezialisten" hält es ab, aber leider auch viele gute Leute, die vielleicht nur einen schlechten Tag hatten.

Das Einzige, was uns vor diesem ganzen Unsinn bewahrt hätte, wäre gewesen, wenn der Psychologe, der Herrn L. tauglich geschrieben hat, ihm gesagt hätte "Herr L., sie können ein guter Arzt, Rechtsanwalt oder Ingenieur werden, aber in einem Cockpit haben sie bei ihrer Vorgeschichte nichts mehr verloren."

Das Einzige, was das Germanwings Unglück verhindert hätte, wäre, wenn der Arzt seine Krankschreibung direkt an den Arbeitgeber schicken müßte. Dieses aber gesetzlich zu verankern ist nicht einfach, um nicht zu sagen unmöglich. wegen Grundrechte, Privatsphäre usw.

Stattdessen schickt man jetzt Piloten zum Drogentest, um das gemeine Volk mit irgendeinem Aktionismus zu beruhigen. Das ist so ein bisschen wie "nicht mehr als 100ml Flüssigkeit durch die Sicherheitskontrolle" aus dem anderen Thread.

Ich weiss, dass bei LH Leute im final interwiev abgelehnt wurden, nur weil der Psychologe der Meinung war, dass sie in 10 Jahren nicht mehr die Person seien, die sie in den 3 Tagen gezeigt haben.

Beim DLR Test wird eine "Momentaufnahme" des Kandidaten gemacht und dann eine Prognose erstellt, denn die Persönlichkeitsentwicklung ist bei Menschen in diesem Alter nicht abgeschlossen, das ist der Nachteil. Und wie bereits erwähnt: es erwischt auch mal den Falschen.

EDIT Ergänzung: Und wenn sich die EASA in Zukunft insbesondere für die psychologische Krankengeschichte der Piloten interessiert, hoffe ich, dass das ganze "non-punitiv" geschieht. Ansonsten wird sich nämlich keiner mehr zum Psychologen trauen, selbst wenn es nötig wäre - um bloß nicht auf dem "Radarschirm" der Behörden aufzutauchen.

Das wurde hier im Forum aber schon vor einiger Zeit rauf- und runterdiskutiert.




Dieser Beitrag wurde am 30.07.2018 22:11 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 30.07.2018 - 22:03 Uhr
Userpaulaner
User (38 Beiträge)
Das Einzige, was uns vor diesem ganzen Unsinn bewahrt hätte, wäre gewesen, wenn der Psychologe, der Herrn L. tauglich geschrieben hat, ihm gesagt hätte "Herr L., sie können ein guter Arzt, Rechtsanwalt oder Ingenieur werden, aber in einem Cockpit haben sie bei ihrer Vorgeschichte nichts mehr verloren."
Das Einzige, was das Germanwings Unglück verhindert hätte, wäre, wenn der Arzt seine Krankschreibung direkt an den Arbeitgeber schicken müßte. Dieses aber gesetzlich zu verankern ist nicht einfach, um nicht zu sagen unmöglich. wegen Grundrechte, Privatsphäre usw.
Kommt hinzu dass eine Krankschreibung kein ausdrückliches Arbeitsverbot darstellt, sofern sich der Arbeitnehmer seiner Aufgabe gewachsen sieht.
Der AG könnte ihn dennoch wieder nach Hause schicken, wenn er eindeutig vom Gegenteil überzeugt ist. Wird aber sehr schwierig.
Als Hausarzt hätte ich mir den Kandidaten vermutlich nicht gewünscht.
Beitrag vom 30.07.2018 - 22:06 Uhr
Userpaulaner
User (38 Beiträge)
EDIT Ergänzung: Und wenn sich die EASA in Zukunft insbesondere für die psychologische Krankengeschichte der Piloten interessiert, hoffe ich, dass das ganze "non-punitiv" geschieht. Ansonsten wird sich nämlich keiner mehr zum Psychologen trauen, selbst wenn es nötig wäre - um bloß nicht auf dem "Radarschirm" der Behörden aufzutauchen.
Schwierige Nummer, schon klar. Aber was bringt es wenn der Proband Auffälligkeiten zeigt und nach der Sprechstunde geht es munter weiter als wäre nichts gewesen. Was wäre der Unterschied zu der Geschichte von 2015?
Beitrag vom 30.07.2018 - 22:21 Uhr
UserPilot Response
User (357 Beiträge)
Schwierige Nummer, schon klar. Aber was bringt es wenn der Proband Auffälligkeiten zeigt und nach der Sprechstunde geht es munter weiter als wäre nichts gewesen. Was wäre der Unterschied zu der Geschichte von 2015?

Da gibt es wohl keine Musterlösung. Wie oben geschrieben: der Arzt müsste direkt an den Arbeitgeber melden. Umgekehrt natürlich: geht dann ein Pilot noch einer zum Psychologen, wenn das den sicheren Jobverlust bedeutet?

Das ist nämlich der Status Quo. Einfaches Beispiel: derzeit wird einem beim jährlichen Fliegerarztbesuch teilweise aus einfachen Schlafstörungen (Jetlag und Schichtdienst bedingt) schon schnell ein Psycho-Strick gedreht. Die Logik dahinter: Schlafstörung sind auch ein Symptom von vielen bei Depressionen. Kann aber auch hunderte andere harmlose Ursachen haben. DAS Risiko geht jetzt kein Fliegerarzt ein. So tickt die Branche im Moment leider.

Also, hat derzeit kein einziger Pilot in Deutschland Schlafstörungen - Sie verstehen?

Dieser Beitrag wurde am 30.07.2018 22:29 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 30.07.2018 - 23:12 Uhr
Userpaulaner
User (38 Beiträge)
Nee, leider nicht.
Weil man Schlafstörungen einfach behandeln kann wenn sie nur dem Schichtdienst geschuldet sind. Tausende von Schichtgängern fahren Wechselschichten, teilweise heftiger als Piloten und mit weniger Freizeitausgleich dazwischen. Dazu die körperliche Anstrengung, Stress, Witterung. Das haben Sie eher kaum und schon gar nicht in dieser Feldstärke.
Ein Psychologe der Ihren mentalen Zustand analysiert in dem er Sie nach Schlafstörungen fragt und zufrieden ist wenn Sie nein sagen, den können Sie getrost vergessen. Das mach ich für die Hälfte.
Beitrag vom 31.07.2018 - 08:22 Uhr
Usermaussuam
Simulatorfuzzi
User (72 Beiträge)
Ein Psychologe der Ihren mentalen Zustand analysiert in dem er Sie nach Schlafstörungen fragt und zufrieden ist wenn Sie nein sagen, den können Sie getrost vergessen. Das mach ich für die Hälfte.
Der Fliegerarzt ist aber im Normalfall kein Psychologe und die Auskunft uber Probleme geschieht durch Ankreuzen auf einem Fragebogen...
Beitrag vom 31.07.2018 - 13:23 Uhr
User3uhr25
User (26 Beiträge)
Wie verkommen ist denn dieser Job heute?
Man muss sich bald von jedem Mulitreiber schikkanieren lassen,mobbing feinster Art ist bald alltäglich .
Was haben Sie denn für Sprüche drauf?
Wer ist denn der Mu.....er in Ihren Augen?
Man muß sich schon bald schämen mit dieser Uniform ................
Nicht man, aber Sie sollten es sich wirklich einmal überlegen.
von einem einst angesehenen Job ist keine Spuhr mehr das ist mal sicher.
Leute wie Sie scheinen da ganz gut mitzuhelfen. Ich nehme mal an, dass das auch außerhalb dieses Forums Ihr Stil ist.

Dieser Beitrag wurde am 31.07.2018 13:24 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 31.07.2018 - 13:55 Uhr
UserÜberflieger1971
User (35 Beiträge)
Appropos DLR-Test: beim "Flugmedizinischen Dienst in Hamburg" -aktuell laufen Untersuchungen /Beschwerden bei dem Landes-Datenschutz-Beauftragten (Nordrhein-Westfalen) weil sich die DLR weigert ALLE Daten ihrer Untersuchungen - nach Abschluß der Bewerbung des Kandidaten bei der Airline - zu löschen;
offenbar steht hier eine Verstoß der DLR gegen "das Recht des Vergessens des Bewerbers" der ausdrücklich im der neuen DSGVO geregelt ist, im Raum;
offenbar gilt auch keine Ausnahme die im DGSVO-Text vorgesehen ist - das wird wohl die DLR gerichtlich rechtfertigen müssen, warum Sie die Daten der Bewerber nicht - auch nicht auf Wunsch der Betroffenen - vollständig/ inklusive Namen, Testdaten, etc. zu löschen willens ist;

daß der DLR Test als Moment-Aufnahme zur Langzeit-Einschätzung von Piloten definitiv nix taugt ist schon mehrfach geschrieben & belegt worden (leider bei Eurowings auch auf tragischste Weise);

und bevor jemand mutmaßt - ich habe meine DLR Test noch in den 80er Jahren absolviert - da gab es noch keine "Übungs-Sofware" etc., womit es dann auch jeder schaffen kann - ich habe jedenfalls nicht h-lang "Würfeldrehen" und Ähnliches vorher geübt - bin da ohne jegliche Vorbereitung hin & jut war's - nach mittags waren wir dann alle noch in St.Peter Ording zum Wind-Surfen ;-))


Dieser Beitrag wurde am 31.07.2018 14:04 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.08.2018 - 15:07 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)
Nee, leider nicht.
Weil man Schlafstörungen einfach behandeln kann wenn sie nur dem Schichtdienst geschuldet sind. Tausende von Schichtgängern fahren Wechselschichten, teilweise heftiger als Piloten und mit weniger Freizeitausgleich dazwischen. Dazu die körperliche Anstrengung, Stress, Witterung. Das haben Sie eher kaum und schon gar nicht in dieser Feldstärke.

Das können Sie beurteilen, weil...?
Haben sie mal ne 11:30hrs Flugdienstschicht mit 4 Flügen bei Sommergewittern, technischen Problemen, Slots, Verspätungen, verärgerteren Gästen, Unrulys, 35Grad aussen und 33 Grad drinnen bis nachts um 01:30 Uhr mitgemacht? Nur um dann nach 11:30 hrs Ruhezeit das ganze noch mal zu machen?
Dafür, dass man im Cockpit und Kabine immer einen "kühlen" Kopf bewahren soll und dabei immer und zu jeder Zeit ein vollständiges Situationsbewusstsein an den Tag legen soll, damit man dann eben nachts um 01:00Uhr auf einer knappen Bahn immer noch sicher (manuell) landen kann, reicht mir persönlich die "Feldstärke";-)
Das ist im Sommerflugplan aktuell die Regel und keine Ausnahme!

Ein Psychologe der Ihren mentalen Zustand analysiert in dem er Sie nach Schlafstörungen fragt und zufrieden ist wenn Sie nein sagen, den können Sie getrost vergessen. Das mach ich für die Hälfte.

Das ist doch genau der Punkt! Bei einem Piloten steht sofort und dauerhaft die Berufstauglichkeit in Frage. Das hat kein anderer Schichtgänger. Dort fragt im Zweifelsfall niemand danach (Selbst wenn es vielleicht sogar sehr angebracht wäre).

Kreuzt der Fliegerarzt Schlafstörungen an, weil der Pilot ehrlich und vertrauensvoll dorthin gegangen ist, werden vom LBA psychologisch Probleme unterstellt(!). Das war es dann erst einmal mit der Flugtauglichkeit, weil niemand mehr "das Risiko" eines zweiten A.L. eingehen will.

Und wenn man schaut, wie träge und gutachterlastig andere medizinische Probleme in der Fliegerei bearbeitet werden, die rein physikalischer Natur sind, dann kann man sich vorstellen, was eine "weiche" psychologische Diagnose für das weitere Berufsleben bedeuten kann... Man redet hier eher von Jahren bis zur verbrieften Genesung, wenn nicht über dauerhafte Fluguntauglichkeit.

All dies wird uns aber eben gerade nicht vor einem zweiten A.L. bewahren, da er ja gerade zu diesem geworden ist, WEIL er genau diese Fluguntauglichkeit so gefürchtet hat!

Dieser Beitrag wurde am 02.08.2018 15:19 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 02.08.2018 - 15:30 Uhr
UserDigiflieger
User (1150 Beiträge)
daß der DLR Test als Moment-Aufnahme zur Langzeit-Einschätzung von Piloten definitiv nix taugt ist schon mehrfach geschrieben & belegt worden (leider bei Eurowings auch auf tragischste Weise);

und bevor jemand mutmaßt - ich habe meine DLR Test noch in den 80er Jahren absolviert - da gab es noch keine "Übungs-Sofware" etc., womit es dann auch jeder schaffen kann - ich habe jedenfalls nicht h-lang "Würfeldrehen" und Ähnliches vorher geübt - bin da ohne jegliche Vorbereitung hin & jut war's - nach mittags waren wir dann alle noch in St.Peter Ording zum Wind-Surfen ;-))

Sorry, aber das ist Unsinn.

Der DLR-Test konnte keinen A.L. herausfiltern. Sollte er auch nie, weil niemand damit gerechnet hat, das so etwas passieren würde. Ob er das heute kann, keine Ahnung. Stelle ich mir sehr schwierig vor...

Die "Übungssoftware"-Kandidaten werden durch den DLR-Test erkannt und herausgefiltert und dann ein neuer Maßstab angelegt;-)

Der DLR-Test ist und war ein Assesmentcenter, wie es jede andere Airline in irgendeiner Form auch durchführt (Fragen Sie mal bei Easy, was man da alles machen muss, bis man im Cockpit arbeiten darf)
Die Besonderheit war und ist es teilweise auch wieder, dass man relativ junge Menschen nach ihren Fähigkeiten beurteilt und sich damit festlegt, ob diese dann eine Ausbildung, ein Typerating und letztendlich auch noch die Kapitänsschulung erfolgreich abschließen können.
Er hat auch immer mehr geeignete aussortiert, als ungeeignete zugelassen.

Und in dieser Hinsicht, war und ist er auch gut. Die Ausfallqoute derjenigen, die diesen bestanden haben, in Summe unter 10% liegen. Es ist auch ein unschlagbarer Vorteil für den LH-Konzern gewesen, dass man eben nicht zu viel "Ausschuss" produziert hat. Die LH hat durch diesen Test ihr "Investment" geschützt.
Bei Ready Entries weiß ich aber ehrlich nicht, ob man dort die gleichen Tests macht, wie als Flugschulanwärter.

Der DLR-Test ist kein Qualitätsmerkmal für den einzelnen, sondern für den ganzen Flugbetrieb. Angefangen von der Flugschule, bis zur Rente...

Dieser Beitrag wurde am 02.08.2018 15:31 Uhr bearbeitet.
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