Powerhouse Nahost
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James Hogan: Golf-Hubs "wichtig" für die Weltwirtschaft

James Hogan
Etihad Vorstandschef James Hogan, © Etihad

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LONDON - Auf der Tagung "Future of Air Transport" hob Etihad CEO James Hogan kürzlich den "positiven Beitrag des Nahen Ostens zur Weltwirtschaft" hervor. Die traditionellen Märkte würden sich"allmählich" zu den "Powerhouses" in Nahost, Asien, Südamerika und Afrika verlagern. Der arabische Raum sei bereits eines der wichtigsten Zentren für das Wachstum in der Luftfahrt, so Hogan in London. Die Ansage ist nicht ohne Brisanz.

Der Erfolg der Nahostregion beruhe nicht nur auf ihrer geografischen Lage, sondern auch auf einem neuen Ansatz. Das weltweite Streckennetz, mit dem Etihad Airways das Emirat Abu Dhabi mit der Welt verbindet, sei der Schlüssel zur Wettbewerbsstärke seiner Wirtschaft. Abu Dhabi will sich auch in anderen Bereichen Praxis und Know-how aneignen, wie im Fertigungs-, Bildungs- und Gesundheitswesen, betont Hogan.

Dementsprechend bemüht sich Etihad ihre Präsenz weltweit mit strategischen Partnerschaften aufzuwerten. Laut Hogan würden die Beteiligungen an airberlin, Air Seychelles, Virgin Australia und Aer Lingus sowie die Codeshares mit 41 weiteren Airlines bereits 18 Prozent zum Umsatz beitragen. Kollportiert wird derzeit auch eine Beteiligung an Jet Airways, Indiens zweitgrößter Airline. Im Gespräch ist auch eine 'Rettungsaktion' bei Kingfisher Airways, die derzeit mit rund 2 Milliarden USD Schulden am Boden liegt.

Bemerkenswert ist auch Etihads rasantes Wachstum. Die erst zehn Jahre junge Airline beschäftigt bereits 10.000 Mitarbeiter aus 125 Nationen. Mit ihren 68 Flugzeugen flogen 2011 10 Millionen Fluggäste weltweit zu 86 Zielen. Bis 2017 will Etihad ihre heutige Kapazität verdoppeln.

Ähnliche Strategien werden auch in Doha und Dubai verfolgt, mit Abstrichen auch in Bahrain und Kuwait. Gemeinsam bieten die drei großen Golf-Airlines (EK-EY-QR) inzwischen täglich über 400 (!) Langstreckenflüge in alle Welt an, mit einer Jahreskapazität von rund 44 Millionen Sitzen (Analyse Prologis). Dank eines Transferanteils von gut 80 Prozent ist die Golfregion trotz ihres kleinen Heimatmarkts bereits weltweit mit über 200 Destinationen verbunden, was zunehmend nicht nur zahlungskräftige Gäste an den Golf bringt, sondern auch hochpotente Wirtschaftsunternehmen aus allen Weltregionen.

Luftfahrt als (geopolitischer) Entwicklungshelfer

Wenn Hogan von Vision, Wille und Kompetenz spricht, die Region zu einem globalen "Powerhouse" zu entwickeln, klingt das angesichts zweistelliger Wachstumsraten, trotz anhaltender Weltwirtschaftskrise, schon fast wie eine Untertreibung. Die Region ist bereits ein "Powerhouse", auch im globalen Maßstab. Die Markt- und Wirtschaftskraft von Dubai, Abu Dhabi und Doha wird längst in Relation zu traditionellen Zentren wie New York, London oder Tokio gemessen, auch in Bezug auf ihre Antriebskraft für die gesamte Weltwirtschaft.

Nüchtern betrachtet sind die Golf-Hubs vor allem für die Golf-Staaten selber wichtig, ihre Entwicklung steht und fällt mit ihrer Infrastruktur. Nicht nur auf den Flughäfen, auch zur See oder den IT-Bereichen. Weltwirtschaftlich sind die Emirate vor allem Großkunden. So plant allein Dubai für seine Luftfahrt bis Ende der Dekade Investitionen von über 200 Milliarden Dollar, Großprojekte wie dem neuen Dubai World Airport inklusive. Was die Hersteller und Ausrüster weltweit freut, setzt indessen den Transportdienstleistern gewaltig zu, vor allem in Europa.

Die "neuen" Kapazitäten am Golf haben für die Airlines in den etablierten Märkten längst bedrohliche Dimensionen erreicht, nicht nur in Bezug auf Marktanteile. Während in Europa die Ausbaumöglichkeiten unübersehbar an ihre Grenzen stoßen (Neubauten sind hier inzwischen fast unmöglich), genießt die staatlich gesteuerte Verkehrsluftfahrt der Emirate fast unbegrenzte Ausbaumöglichkeiten. Die Luftfahrtunternehmen (Flughäfen, Airlines, Behörden, Technik, Finanzdienstleister) agieren konzertiert und hocheffizient als ein strategisch abgestimmtes System: Der neue Ansatz von dem Hogan spricht, ist die konsequente Instrumentalisierung der Luftfahrt für politische Ziele.

Der Zweck der Übung geht freilich weit über den Aufbau eines globalen Logistikzentrums hinaus. Das autokratisch regierte "Powerhouse" Nahost will auf vielen Ebenen wachsen, Wirtschaft, Bildung, Soziales und Kultur. Zunehmend auch mit Export der neu erworbenen Qualitäten, siehe die strategischen Beteiligungen von Etihad oder die externen Niederlassungen der Dnata-Dubai, Wenig Wirkung zeigt dagegen die weltweite Kritik an wettbewerbsverzerrenden Subventionen. Die verhallt weitgehend ungehört in der Weite der dort so ausbau- wie gewinnträchtigen Wüste.

Wer braucht die Hubs am Golf?

Der Luftfahrtverband IATA hat kürzlich seine mittelfristigen Prognosen geschärft. Demnach wird der Weltluftverkehr bis 2016 von jährlich 2,8 auf 3,6 Milliarden Passagiere anwachsen. Allein der Zuwachs im internationalen Verkehr soll 331 Millionen Passagiere betragen. Im Rückblick legten die drei größten Euro-Hubs (LHR-CDG-FRA) seit 2008 gerade mal um 4,7 Millionen auf jährlich 187 Millionen Passagiere zu, während die Passagierzahlen auf den drei großen Golf-Hubs (DXB-DOH-AUH) um 31 Millionen auf 81,5 Millionen stiegen (Quelle CAPA).

Zweifellos haben die Golfstaaten ein vitales Interesse (und auch die Mittel) zunehmend Mehr-Verkehre über ihre Hubs zu leiten.Und wie die kürzlichen Entwicklungen zeigen, werden ihre Kapazitäten und Ressourcen zunehmend auch von internationalen Airlines genutzt. Mit Sprengkraft für das Gefüge der Allianzen. Qatars Beitritt zu Oneworld (ab 2014), Emirates Bündnis mit Qantas und Etihads Beteiligungen basieren vor allem auf den Synergie-Effekten des Standorts. Hogan's Ansage darf ernst genommen werden, der Beitrag der Golfregion hat inzwischen weltwirtschaftlich Gewicht, auch für die Hubs und ihre Kunden.
© Bob Gedat, aero.at | Abb.: Abu Dhabi Internalional Airport (ADIA) | 11.12.2012 12:14


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#6487
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Beitrag vom 17.10.2021 - 20:05 Uhr
was ist, gibt es Probleme?
Beitrag vom 16.08.2021 - 10:34 Uhr
@FloCo:
Das 'bemängele' ich an dem Beitrag:
"Planungen gibt es schon etwas länger. Nur haben die keinen der jeden Nasenpopel ins aero Forum schreibt. Und das hat auch seine Gründe. Und die Ereignisse überschlagen sich aktuell etwas schneller als auch Sie und ich uns das wohl ausmalen konnten. Andererseits kann man nicht bei jedem Ereignis gleich und sofort mit Sack und Pack das Land verlassen. Man hat eine Botschaft in dem Land eingerichtet die schließlich hoheitliche Aufgaben zu erledigen hat, incl. Betreuung der sich vor Ort befindlichen deutschen Bürger.".
Weil es nicht stimmt, quasi komplett falsch ist (und mich, wie schon öfters, diskreditieren sollte).

Außenminister H.Maas und Verteidigungsministerin A.Kramp-Karrenbauer werden zu Recht kritisiert - weil sie die Lage völlig falsch eingeschätzt und entsprechend schlecht 'vorbereitet' haben. Das kann man in anderen Medien (nicht Luftfahrtforen) nachlesen, z.B. auf Spiegel.de.

Aber prinzipiell haben Sie Beide Recht, ich hätte darauf gar nicht reagieren sollen. Mein Fehler.

Tut mir leid, aber ich kann in dem von Ihnen bemängelten Kommentar keinerlei Bezug zu Ihrem Kommentar sehen. Wie soll dieser Kommentar Sie dann diskreditieren?
Der User @Otto West redet über Planungen, die Sie mit keinem Wort erwähnt haben, der User @GB allerdings schon. Wie schaffen Sie es da sich gleich wieder in die Opferrolle zu lesen, dass Sie der User hier diskreditieren will? Der Kommentar von @74 bitte 63 würde dazu taugen; auf den nehmen Sie aber keinen Bezug.

Genau genommen antworten Sie jetzt hier auf einen Kommentar, der keinen wirklichen Bezug zu dem Ihrigen hat mit einer Beleidigung... und das gerade von Ihnen, wo Sie doch immer so sehr auf den guten Umgangston achten und immer sofort nach Moderation, Sperrungen und sonstigen rufen, wenn Sie sich angegriffen fühlen...

Das ist das, was ich nicht verstehe hier...

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