Klaus Froese, Managing Director Tyrolean und Jaan Albrecht, CEO Austrian Airlines, © Austrian Airlines Group - APA FotoservicePauty
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Auf die Frage, ob Albrecht nach dem Gerichtsurteil noch gut schlafen könne, kam spontan ein klares "Ja". Im Prinzip habe das Urteil auf 155 von 162 Seiten die Entscheidung ja bestätigt, der Betriebsübergang sei für die AUA ein legitimer Weg gewesen, einer akuten Insolvenzgefährdung entgegenzusteuern. Das Gericht kritisiert aber, die konzerninterne Betriebsverlagerung habe ausschließlich Kostenvorteile zu Lasten der Mitarbeiter gebracht. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Der Betriebsübergang sollte den alten, wirtschaftlich nicht mehr tragfähigen Kollektivertrag der AUA-Crews durch den billigeren KV der Tyrolean ersetzen. Zuvor habe es zweimal eine unterschriftsreife Vereinbarung mit dem fliegenden Personal gegeben, die Betriebsrat und Gewerkschaft dann aber "einseitig" zurückgezogen hätten, so Albrecht.
Durch die präventive Kündigung des Tyrolean-KV seitens der Gewerkschaft entstand eine KV-lose Situation, die derzeit provisorisch durch eine sogenannte "Unternehmensrichtlinie" geregelt ist. Seit zwei Monaten verhandeln Betriebsrat, Gewerkschaft und das zuständige Tyrolean-Management nun über einen neuen, konzernweit gültigen Kollektivvertrag. Albrecht ist zuversichtlich, dass der Vertrag mit den "Fliegenden" noch im Lauf des Herbstes steht.
Gute Fortschritte macht inzwischen die neue Personalvereinbarung mit den Boden- und Technikmitarbeitern. Wie vom Betriebsrat bestätigt, sei der Vertrag unterschriftsreif und werde in Kürze den Mitarbeitern zur Abstimmung vorgelegt.
Die Modernisierung des Kollektivereinbarungen sieht Albrecht als absolute Notwendigkeit, damit die AUA konkurrenz- und damit zukunftsfähig bleibt. Die aus der Konsolidierung von AUA, Tyrolean, Lauda Air und Rheintalflug entstandene Austrian Airlines Group brauche eine neue, gemeinsame Unternehmenskultur.
Die AUA sei am Papier zwar privatisiert worden, ihre Kultur, das Denken und die Verträge entsprächen aber immer noch den Gegebenheiten eines Staatscarriers aus den Achtziger-Jahren. Auch in Hinsicht auf die jungen, völlig neu aufgestellten Mitbewerber, vor allem im Lowcost-Segment sei eine tiefgreifende Modernisierung unumgänglich, "damit Österreich auch künftig eine Möglichkeit hat, in der Zivilluftfahrt mitzuspielen", betont der AUA-Chef.
So gebe es neben den laufenden KV-Verhandlungen auch keinen Plan B, und damit kein Ausstiegsszenario von dem eingeschlagenen Weg. Parallel dazu werde das Unternehmen in einer Art Plan A+ nötigenfalls aber durch alle Instanzen gehen, um diesen abzusichern.
Eine Rückabwicklung des Betriebsübergangs wird inzwischen von allen Seiten ausgeschlossen. Ein positiver Bescheid des Obersten Gerichtshofs OGH zur Nachwirkung der ursprünglichen Kollektivverträge könnte aber seitens des Altpersonals (KV vor 1996) zu beträchtlichen Ausgleichsforderungen führen. Laut Albrecht seien dazu aber weder Bilanzkorrekturen noch vorsorglich Rückstellungen geplant.
© aero.at | Abb.: Ingo Lang | 13.09.2013 17:13
Kommentare (4) Zur Startseite
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LH hat OS nicht gekauft sondern nicht einmal geschenkt bekommen. Jeder kennt mittlerweile den Vertrag.
LH hat sich nach dem Kauf nicht einmal um die Tochter gekümmert, sondern aktiv weggeschaut. sehr lange kam kein Wort aus FRA.
Sollte OS in die Insolvenz schlittern, dann stellt sich für das Management das Problem der fahrlässigen Krida. Wenn man nach jahrelangen Wegschauen auf einmal binnen ein paar Wochen einen Betriebsübergang als einzige Lösung sieht, dann muss man wohl ein paar führenden Leuten Ahnungslosigkeit unterstellen.
Das es ein harter Weg ist unterschreib ich sofort, nur was wäre die alternative gewesen?