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Condor-Chef nennt Ryanair-Rabatt "richtig große Sauerei"

FRANKFURT - Vielleicht ahnte Stefan Schulte schon, dass ein jährlich von Condor ausgerichteter Branchenabend dieses Mal glattes Parkett wird. Der Fraport-Chef traf ein paar Minuten verspätet ein und entging knapp einer Brandrede von Condor-Geschäftsführer Ralf Teckentrup.

Der Zorn über die Entgeltrabatte, mit denen Fraport 2017 Ryanair nach Frankfurt holt, ist weder bei Lufthansa noch bei Condor verflogen. Ganz im Gegenteil. "Das ist eine richtig große Sauerei", schimpfte Teckentrup vor 480 Gästen aus Luftfahrt und Touristik. "Ich fühle mich ver******."

Condor Airbus A321-211
Condor Airbus A321, © Condor

Vor zwei Wochen empfing Schulte eine Ryanair-Delegation am Flughafen. Ryanair wird 2017 mit zunächst zwei fest in Frankfurt stationierten Flugzeugen nach Faro, Mallorca, Malaga und Alicante starten. Mehr als wahrscheinlich, dass man sich auf diesen Strecken mit Condor ins Gehege kommt.

Teckentrup brachte weniger die neue Konkurrenz in Rage als die Rolle des  "Systempartners" Fraport, der Ryanair "die nächsten vier Jahre" 50 Prozent der Entgelte erlasse. Von 90 Euro für ein Ticket nach Mallorca trete Condor allein 30 Euro Gebühren an Fraport ab, "Ryanair muss auf der selben Strecke nur 15 Euro abgeben".

Teckentrup und Schulte, so berichtet es das Umfeld der beiden, haben einen guten Draht zueinander und auch der Condor-Chef geht davon aus, die einseitige Begünstigung des neuen Wettbewerbers durch den Flughafen in Gesprächen doch noch abzuwenden.

Ryanair zieht mit zwei Boeing 737-800 in Frankfurt ein
Ryanair zieht mit zwei Boeing 737-800 in Frankfurt ein, © Fraport AG

Fraport verteidigt den Ryanair-Rabatt als branchenübliches Anreizprogramm. Die meisten Flughäfen beschränken diese Programme auf Neuanflüge zu Zielen, die bisher keine Airline anbietet. Pauschalrabatte für eine neue Airline gelten als eher unübliches Marketinginstrument.

Kein leichtes Jahr


Teckentrup blickte am Donnerstag auf ein ziemlich anspruchsvolles Jahr 2016 für den Ferienflieger zurück. Hauptsächlich wegen politischer Unruhen in Ferienzielen musste Condor dieses Jahr 1,1 Millionen Passagiere umbuchen. Das Flugangebot in die Türkei fuhr Condor um 40 Prozent zurück.

Nach Rollunfällen in Berlin und Kapstadt fehlten Condor im Flugzeugpark eine A321 und eine Boeing 767. Die A321 D-AIAF knickte in Berlin einen Lichtmast, der ungünstig auf das Flugzeug stürzte. Condor musste laut Teckentrup acht Monate ohne den Airbus auskommen, "auf dem wir natürlich Produktion geplant hatten".
© aero.de | Abb.: Condor | 18.11.2016 09:45

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Beitrag vom 21.11.2016 - 12:33 Uhr
Sprich: nicht der durchschnittliche Fluggast bringt das Gros der Umsätze sondern jeder 500erste Chinese oder Russe, der richtig viel Geld da läßt.

Da nehmen Sie sich ja selbst die Argumente aus der Hand. Der Chinese kommt bei Langstrecke und ob Ryanair Kurzstrecken ab FRA bedient oder nicht ist komplett irrelevant dafür, ob der Chinese nun kommt oder nicht.

Und die Russen kamen schon lange nicht mehr, bevor Ryanair überhaupt ab FRA startet. ganz offensichtlich ist Ryanair auch nicht Schuld an deren fernbleiben.
Beitrag vom 20.11.2016 - 22:52 Uhr
Im Übrigen: Haben Sie eine belastbare Statistik, dass LCC-Passagiere keine Umsätze am Flughafen tätigen? Wenn ich Lufthansa, Emirates und Co. fliege, dann esse ich am Flughafen nichts, weil es im Flugzeug gleich etwas gibt. Bei Ryanair gibt es nichts und ich esse eher noch etwas am Flughafen.

Die Retail-Einnahmen Fraports kommen denke ich mehr über Läden, die hochpreisige Angebote von Breitling, Prada und Konsorten verkaufen als über Hamburger.
Sprich: nicht der durchschnittliche Fluggast bringt das Gros der Umsätze sondern jeder 500erste Chinese oder Russe, der richtig viel Geld da läßt.
Daher hat ja auch der Rückgang des Russland-Verkehrs Fraports Retail-Umsätze so arg gebeutelt. Die vorbeireisenden "obersten 1%" haben deutlich abgenommen. Und gerade dieses Klientel kommt garantiert mit LCC Europaverkehr Marke Ryanair nicht zurück.

Hier noch eine andere Studie...
 https://dspace.lboro.ac.uk/dspace-jspui/bitstream/2134/4296/1/humphreys%20ison%20francis.pdf

Bestätigt die Aussage von @Guido3. LCC Kunden haben ein anderes Kaufverhalten als Premiukunden. Das heißt aber nicht, dass sich hier weniger verdienen ließe. Ich muss mich nur auf die andere Kundschaft einstellen und brauche eine zugeschnittene Retail Landschaft. Ein designated LCC Terminal ist hier der erste Schritt. Aber unter dem Strich bleibt Passagierzahlen. Die müssen hoch und der Retail spezialisiert werden. Dann lässt sich mehr erlösen.
Beitrag vom 20.11.2016 - 22:32 Uhr
Im Übrigen: Haben Sie eine belastbare Statistik, dass LCC-Passagiere keine Umsätze am Flughafen tätigen? Wenn ich Lufthansa, Emirates und Co. fliege, dann esse ich am Flughafen nichts, weil es im Flugzeug gleich etwas gibt. Bei Ryanair gibt es nichts und ich esse eher noch etwas am Flughafen.

Die Retail-Einnahmen Fraports kommen denke ich mehr über Läden, die hochpreisige Angebote von Breitling, Prada und Konsorten verkaufen als über Hamburger.
Sprich: nicht der durchschnittliche Fluggast bringt das Gros der Umsätze sondern jeder 500erste Chinese oder Russe, der richtig viel Geld da läßt.
Daher hat ja auch der Rückgang des Russland-Verkehrs Fraports Retail-Umsätze so arg gebeutelt. Die vorbeireisenden "obersten 1%" haben deutlich abgenommen. Und gerade dieses Klientel kommt garantiert mit LCC Europaverkehr Marke Ryanair nicht zurück.

Fraport ist aber doch kein Retailer oder verstehe ich da was falsch? Die vermieten Fläche für Retailer und müssen für diese ein attraktives Umfeld schaffen. Ist es nicht egal ob ich eine Rolex oder 2000 Sandwiches verkaufe? Hauptsache der Retailer kann die Miete erwirtschaften. Der beste Retailer in FRA ist seit Jahren übrigens der McDonalds im Keller.

Bisher habe ich noch keinen Beleg gehört/gefunden, der LCCs Passagiere als knauseriger bestätigt. Im Gegenteil, der Business Gast gibt pP weniger aus als der Urlauber. Hier findet man einen ganz guten Überblich über die Zusammenhänger hinter dem Retail Erfolg/Misserfolg.

 http://userpage.fu-berlin.de/~jmueller/gapprojekt/downloads/gap_papers/The%20role%20of%20retail%20revenue%20for%20today's%20airports_Bremen%20rev%20jm%2011%207%2009.pdf

Wenn Sie etwas finden zur LCC These, her damit. Ich suche auch noch ein bisschen.



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