Deregulierung 2017
Älter als 7 Tage

Argentinien weckt Goldgräberstimmung unter Günstigairlines

BUENOS AIRES - Fliegen ist in Argentinien teuer. Aerolineas Argentinas und LATAM müssen sich vielleicht aber schon 2017 ersten Günstigkonkurrenten stellen. Die Regierung in Buenos Aires erwägt eine schrittweise Abschaffung von Mindestpreisen für Flugtickets - das soll Investoren und mehr Touristen nach Argentinien locken.

Björn Kjos gefällt das. Argentinien sei "ein verstecktes Juwel" mit dem "größten Potenzial, dass ich je gesehen habe", schmiedete der Norwegian-Chef im Oktober Südamerika-Pläne: Norwegian könnte innerhalb von zwölf Monaten in Buenos Aires eine Basis mit zwei 787 aufziehen und Flüge nach Oslo, Paris, London, Madrid oder Barcelona anbieten.

Aerolineas Argentinas A330-200
Aerolineas Argentinas A330-200, © Airbus S.A.S.

Nicht nur Kjos hat die Goldgräberstimmung erfasst. Julian Cook gründete einst die Schweizer Regionalairline Fly Baboo, die nach einer Insolvenz 2010 in Darwin Air aufging. Jetzt tritt der 43-jährige mit seinem neuesten Airlineprojekt Flybondi in Argentinien an und hat namhafte Mitstreiter überzeugt.

Michael Cawley, bis 2014 als Betriebsvorstand bei Ryanair Stellvertreter von Michael O`Leary, und der frühere Air-Canada-Chef Montie Brewer investierten 1,5 Millionen US-Dollar in Flybondi. Eine Investmentgesellschaft aus den Vereinigten Staaten werde 75 Millionen US-Dollar in die Airline stecken, sagte Cook in einem Telefoninterview.

Flybondi will Argentiniens Flugmarkt mit Preisen aufmischen, die zwei Drittel niedriger ausfallen sollen als bisherige Angebote. So hofft Cook, innerhalb der nächsten fünf Jahre von null auf 20 Prozent Marktanteil zu wachsen.

Norwegian
Norwegian Boeing 787-8, © Norwegian, Creative Commons

Argentinien "ist vielleicht der letzte nennenswerte Markt in der Welt, der keine eigene Günstigairline hat", sagte Cook. Flybondi werde im September 2017 mit zwölf Inlandsstrecken am westlich von Buenos Airlines gelegenen Flughafen El Palomar klein anfangen, aber bereits 2018 nach Chile, Uruguay und Brasilien fliegen.

Plan B

Für den nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass die Regierung den Markt nicht gleich komplett dereguliert, hat Cook einen Plan B: Flybondi werde dann eben zunächst als "Flugclub" für Mitglieder starten oder Passagieren zum Ticket eine Hotelübernachtung oder ähnliche Gegenwerte schenken.

Argentiniens National Civil Aviation Administration hat Airlinevertreter am 27. Dezember zu einer Anhörung geladen, in der sie neue Streckenideen für das Land vorstellen können - ein weiteres Vorzeichen für ein langsames Aufbrechen des Markts.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: Flybondi | 25.12.2016 11:52

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Beitrag vom 26.12.2016 - 21:22 Uhr
Hat Flybondi da wirklich den lokalen Markt gut recherchiert? Zum El Palomar Flugplatz fährt man vom Zentrum locker 40-45 Minuten, während man zum Inlands- und Regionalairport Jorge Newbery gerade mal einer Viertelstunde unterwegs ist.
Die "Porteños" sind ein recht bequemes Völkchen und empfinden schon die etwa gleich lange Fahrt zum internationalen Airport Ezeiza als einer Zumutung die sie wirklich nur für einen Fernflug auf sich zu nehmen bereit sind.

Dieser Beitrag wurde am 27.12.2016 07:03 Uhr bearbeitet.


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