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NIKI Classic – das Ende einer Ära

WIEN – Im Frühjahr 2008 gingen NIKIs graue Fliegen erstmals auf Städtereise. An Bord jeansiges Flair, Snacks der Wiener Konditorei Demel und Zeitungen, überreicht mit smartem Lächler der Kabinencrew. Österreich erfand Günstigflug mit Stil. Niki Lauda schrieb die Günstigflug-Lehre um.

Fullservice auf der Kurzstrecke zu Ryanair-Preisen, und das auch noch vom ersten Flug an profitabel. Im Office Park am Flughafen Wien werkten gerade einmal 30 Mitarbeiter, das Management schon eingerechnet.

Geflogen wurden die Niki-Airbusse von Crews, die bei einer Personalleasing-Gesellschaft beschäftigt waren. Technik und Betrieb erledigte Niki Partner Air Berlin, ein Gegengeschäft für eine 24,9 Prozent Teilhabe an der Wiener Airline.

NIKI war von Anfang an ein Zögling von Air Berlin, ein Deal zwischen Niki Lauda und Air Berlin-Gründer Joachim Hunold, der auf brachliegende Synergien auf beiden Seiten setzte. Letztlich finanzierte Air Berlin NIKI durch Sachleistungen und zuletzt mit einem 40 Millionen Euro Kredit, der schrittweise in Anteile gewandelt wurde, bishin zur Vollübernahme durch die Berliner.

Niki Airbus A321
Niki Airbus A321, © Ingo Lang

Air Berlins Eintritt in die oneworld-Allianz zeitigte absehbare Folgen auf NIKIs Geschäftsmodell. Dezentrale Städteflüge waren wie die geschäftstragenden Veranstalterflüge nur bedingt netzwerkfähig, zumal Air Berlins Neuerwerbungen dba (2006) und LTU (2007) den Aufbau eines zentralen Netzwerks nicht gerade einfacher gemacht hatten.

NIKI im Airline-Patchwork

Dass Hunold die Oneworld-Pläne noch vor deren Abschluss an den Bahnexperten Hartmut Mehdorn abtrat, löste in der Gruppe eine tiefgreifende strategische Rochade aus, die 2011 Etihad Airways ins Boot brachte - samt zukunftssicherndem Kreditrahmen.

Ein Jahr nach der Übernahme zog sich auch NIKI-Gründer Lauda aus der Gruppe zurück. Mit Wolfgang Prock-Schauer holte sich Etihad-Dirigent James Hogan schließlich einen Strategen an Bord, der zuvor bereits Indiens Jet Airways erfolgreich auf Kurs gebracht hatte.

Der Berliner Mehrwert für Oneworld blieb überschaubar, weder Berlin (AB) noch Düsseldorf (LTU) oder Wien (NIKI) boten den Allianzpartnern eine ausreichende Basis zum substantiellen Netzausbau. NIKIs Ambition, in Wien neben Austrian ein zweites Osteuropa-Drehkreuz hochzuziehen, scheiterte ebenso wie Air Berlins Versuch Osteuropa über Berlin zu bündeln.

Kräftig Druck machte inzwischen Etihad, das Netzwerk der Gruppe als Zubringer für ihr globales Drehkreuz Abu Dhabi zu nutzen. In Folge geriet die Gruppe zunehmend zwischen die Stühle, weder griff die Oneworld-Partnerschaft noch die Equity-Allianz mit Etihad.

Kaum gegriffen hat auch die Kostenbremse, auf die notgedrungen zuletzt auch Prock-Schauer-Nachfolger Stefan Pichler trat. Vier Jahre nach Einstieg der Etihad steht Air Berlin bei ihrem Geldgeber mit Milliarden in der Kreide.

Inzwischen ist auch Pichler Vergangenheit. Seit 1. Februar sitzt bei Air Berlin ein Lufthansa-Mann am Steuer. Thomas Winkelmann war zuletzt für Germanwings verantwortlich und für das Hubmanagement der Lufthansa in München.  

Etihad kauft NIKI

Auf dem strategischen Exerzierplatz erstaunlich gut gehalten hat sich in all diesen Turbulenzen NIKI. Für 300 Millionen Euro, ein Mehrfaches des Kurswerts der gesamten Gruppe, löste Etihad Airways kürzlich Air Berlins letztes Tafelsilber ab. Die bis zuletzt profitable Österreich-Tochter geht an eine neue, von Etihad gemeinsam mit TUIFly gegründete Ferienflugline.

Auf der Strecke bleibt dabei allerdings NIKIs Brot und Buttergeschäft - alle Städteflüge ab ihrem Heimathub Wien. Mit im Kaufpreis war die Marke. Die neue Airline heißt auch weiterhin Flyniki. Komplett neu soll hingegen ihr künftiger Markenauftritt werden.

Reduziert auf wenige Ferienflüge, überwiegend im Mittelmeerraum, zieht NIKI ab Sommerflugplan aus Wien bis zu 14 Flieger ab, die künftig im gesamten Heimatmarkt der neuen Airline zum Einsatz kommen sollen, darunter auf allen ehemaligen Air-Berlin-Strecken nach Palma de Mallorca.

Unbestrittener Gewinner des Konzernumbaus bei Air Berlin ist die Lufthansa-Gruppe. Zum aktuellen Sommerflugplan übernehmen Austrian und Eurowings von Air Berlin einen Großteil der ehemaligen NIKI-Flüge samt dem dazu gehörigen Fluggerät.

Und dank grünem Licht der Kartellbehörden genießt die Kranich-Gruppe damit nach knapp zehn Jahren bis auf einige Air Berlin-Zubringer nach Berlin und Düsseldorf im Nachbarschaftsverkehr mit Österreich und der Schweiz wieder Lufthoheit - zumindest zunächst.
© Bob Gedat, aero.at | Abb.: Ingo Lang | 05.02.2017 10:24

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Beitrag vom 05.02.2017 - 19:10 Uhr
@professorXray
Doppelpost gelöscht

Weideblitz
Moderator
Beitrag vom 05.02.2017 - 16:32 Uhr
Wie alles in der Welt, ist auch dies die normale Bewegung un einem Kreislauf.

Der Markt gibt das her - in fünf, zehn Jahren ust der Markt wieder ein anderer und wir philosophieren dann über die heutigen Tage: "damals, als Lufthansa und Air Berlin und Niki und Tui das und jenes gemacht haben ... DAS waren noch Zeiten!"

So gebe man allem einfach eine Chance. Der Niki, der Tui, der LH, der neuen Air Berlin - nur wer sich ändert, bleibt sich treu.


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