Air-Berlin-Deal
Älter als 7 Tage

Lufthansa hält Kartellbehörden auf Abstand

FRANKFURT - Proper Preflight Planning Prevents Poor Performance. Beim Deal mit Air Berlin besann sich Lufthansa geradezu beispielhaft auf die alte Fliegerweisheit. Kartellrechtliche Haltelinien und Einwände der Konkurrenz verfangen an dem Konstrukt nicht.

Mit mit der Anmietung von 38 Airbus A319 und A320 von Air Berlin beugt Lufthansa nicht nur größeren Verwerfungen im Flugmarkt vor, sondern stärkt zugleich Eurowings. Dadurch sieht sich Ryanair gleich zweifach ausgebremst und drängt auf ein Einschreiten der Kartellbehörden.

"Warum sollte Lufthansa eine solche Vereinbarung eingehen? Einzig und allein um den Markt zu behindern", zürnte Ryanair-Betriebsvorstand David O`Brien unlängst in London. Ryanair hat auf ein Zusammenbrechen von Air Berlin spekuliert, um selbst Marktanteile zu räubern. Jetzt rufen die Iren Foul.

Den Architekten des Air-Berlin-Deals war klar, dass das Vorhaben kartellrechtlich heikel wird. Entsprechend sorgfältig haben Juristen die Verträge ausgearbeitet. Das beginnt schon damit, dass Lufthansa die Prüfung in die Zuständigkeit deutscher und nicht europäischer Kartellbehörden lenkte.

Lufthansa und Air Berlin in DUS
Lufthansa und Air Berlin in DUS, © Andreas Wiese, Flughafen Düsseldorf

"Für die EU ist diese Kooperation kein Zusammenschluss im Sinne des europäischen Rechts, wir prüfen das jetzt nach dem deutschen Kartellrecht", sagte Deutschlands oberster Wettbewerbshüter Andreas Mundt im Dezember der "Rheinischen Post". Heimspiel und 1:0 für Lufthansa.

Lufthansa teilt die von Air Berlin für sechs Jahre angemieteten Flugzeuge ihren Tochtergesellschaften Eurowings und Austrian zu, die frei über die Verwendung im jeweils eigenen System entscheiden. Lufthansa-Chef Carsten Spohr stellte rein vorsorglich klar, dass Air Berlin kein Übernahmeziel für Lufthansa sei.

"Die Übernahme von Flugzeugen ist wettbewerblich jedenfalls anders zu bewerten, als etwa die Übernahme bestimmter Strecken, um die es hier nicht geht", sagte Mundt jetzt der "WirtschaftsWoche". 2:0 - am Ende wird der Deal vom Kartellamt mit hoher Wahrscheinlichkeit abgenickt, weil sich Lufthansa formal nur mit Flugzeugen und Personal verstärkt.

Österreich beobachtet Entwicklung der Flugpreise

Doch selbst bei der Komplettübernahme von Brussels Airlines muss Lufthansa kaum mit kartellamtlichem Gegenwind rechnen. "Das läuft für Lufthansa nach Drehbuch", sagte uns ein Insider. "Lufthansa testet aus, wie weit sie ohne anzuecken gehen kann." Wahrscheinlich nicht mehr allzu weit.

Seit Lufthansa Gespräche mit Air Berlin führe, "häufen sich Beschwerden", dass sich Flugpreise für die Linie Wien - Zürich "verdoppelt" hätten, zitiert die "Presse" den Chef der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde Theodor Tanner. Lufthansa und Air Berlin "fliegen um das Kartellrecht herum".

Doch so leicht geht Lufthansa den Kartellbehörden auch in Österreich nicht ins Netz. Schließlich bleibt Air Berlin mit einem eigenen Flugangebot als Gegengewicht im Markt und zieht sich zumindest vorerst auch nicht aus allen Strecken abseits der Drehkreuze Berlin und Düsseldorf zurück, wie ein Blick in den aktuellen Flugplan verrät.

Anfang Februar übernimmt mit Thomas Winkelmann ein langjähriger Lufthansa-Manager bei Air Berlin das Ruder. Ganz schön smart.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 25.01.2017 12:38


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