Verwandte Themen
Seit 2009 ist Lufthansa mit 45 Prozent größter Einzelaktionär von deren Muttergesellschaft SN Airholding und steuerte seit Jahresanfang auf die optionierte Komplettübernahme zu. Wegen der Terroranschläge auf den Flughafen Brüssel im März hatte sich die Transaktion verzögert.
"Der Wettbewerb innerhalb der europäischen Luftfahrt hat sich verschärft und eine Konsequenz daraus heißt Konsolidierung", meldete Spohr am Donnerstag Vollzug.
Brussels Airlines werde als Teil der Eurowings Group im Konzern positioniert, aber weiterhin ein "hybrides Geschäftsmodell" aus günstigen Kurz- und ertragreichen Langstrecken verfolgen. Durch die Übernahme "stärken wir als Lufthansa auch unser eigenes Profil in Afrika", sagte Spohr.
Die "belgische Identität" bleibe Brussels Airlines zumindest vorerst erhalten. "Wir tasten die Marke nicht an", versicherte Spohr. Lediglich der neue Zusatz "Member of the Eurowings Group" an den Flugzeugen wird auf die Zugehörigkeit von Brussels Airlines zum Lufthansa-Universum hinweisen.
"Brussels Airlines kümmert sich weiterhin um Brüssel", stellte der scheidende Eurowings-Chef Karl-Ulrich Garnadt klar. Eurowings sei 2017 "mit dem Aufbau von Standorten in München und Palma ausgelastet" und plane keine eigene Brüsseler Basis. Auch würden durch die Übernahme keine Arbeitsplätze wegfallen, sondern neue entstehen.
Übernahme zum Krisen-Preis
Die ersten 45 Prozent der SN Airholding waren Lufthansa 2009 immerhin 65 Millionen Euro wert. Eine Call Option schrieb den Kaufpreis für die übrigen Aktien auf 140 Millionen Euro fest - einschließlich eines 45-Millionen-Euro-Kredits deckelte Lufthansa den Wert von Brussels Airlines so auf 250 Millionen Euro.
Jetzt luchst Lufthansa den etwa 30 Altaktionären, unter ihnen die Virgin Group und der Flughafen Brüssel, das 55-Prozent-Aktien-Paket für nur 2,6 Millionen Euro ab. Wie das?
Neben der regulären "Call Option" verbriefte Lufthansa auch Konditionen für eine "Notfallübernahme". Der "Crisis Call" sieht eine Abfindung der Altaktionäre mit 2,6 Millionen Euro vor und kann von Lufthansa ausgeübt werden, da Brussels Airlines im Referenzjahr 2014 Schulden beim Konzern hatte.
Die Übernahme ist vielleicht das Schnäppchen des Jahres für Lufthansa. Denn Brussels Airlines steht ziemlich gut da. Von 2013 bis 2015 gelang den Belgiern eine Steigerung um 30 Prozent auf insgesamt 7,5 Millionen Fluggäste bei zeitgleicher Senkung der Stückkosten um zehn Prozent. Im Geschäftsjahr 2015 blieben 41,3 Millionen Euro Gewinn hängen.
Brussels Airlines stellt ihre 42 Flugzeuge starke Kurz- und Mittelstreckenflotte gerade auf A320 um und setzt auf der Langstrecke neun A330 ein. Eine weitere A330 werde die Flotte im nächsten Frühjahr ergänzen, sagte Spohr.
© aero.de | Abb.: Brussels Airlines | 15.12.2016 11:02
Kommentare (4) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
Scheint ja auf den ersten Blick sehr dubios..
War ein gut verhandelter Vertrag und geschickt gemanaged, dass man die Rückzahlung des Kredites in 2014 verhindert hat. Einfach den LH Vorstand mal loben, wie wäre das?
Scheint ja auf den ersten Blick sehr dubios..