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Emirates-Chef füchtet Konkurrenz durch Günstigflieger

Norwegian Boeing 787 Dreamliner
Norwegian Boeing 787 Dreamliner, © Norwegian Air Shuttle

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BERLIN - Günstigairlines von Norwegian bis Scoot greifen Emirates weltweit auf Langstrecken an. Tim Clark sieht einen Sturm aufziehen. "Wir müssen das akzeptieren und uns anpassen", sagte der Emirates-Chef vergangene Woche auf der Reisemesse ITB in Berlin. Qatar Airways widerspricht.

"Lange Zeit konnten sich viele Leute nicht vorstellen, dass günstige Langstreckenflüge wirtschaftlich möglich sind", sagte Clark. "Jetzt sehen wir neue Marktteilnehmer in allen Regionen der Welt - in Europa, in Amerika und in Asien. Da braut sich ein Sturm zusammen."

Norwegian konzentriere ihre Aktivitäten zwar noch auf Flüge zwischen Europa und den USA, unterhalte aber auch einen Hub in Bangkok und will dieses Jahr nach Argentinien expandieren. Scoot, der Günstigableger von Singapore Airlines, macht Emirates im Sommer mit seiner ersten Europa-Linie nach Athen Konkurrenz.

Beide Preisbrecher setzen auf moderne Boeing 787. Norwegian wird bis 2020 von zwölf auf 42 Dreamliner wachsen, mit Optionen vielleicht sogar auf 52. "Wir stehen gerade erst am Anfang", warnte Clark. Günstigangebote von Lufthansa, Air France-KLM und IAG würden den Preiskampf zusätzlich befeuern.

Akbar Al-Baker vertritt die Gegenmeinung - das Problem werde sich von selbst lösen. "Vielleicht geht die Rechnung für günstige Langstrecken bei einem Ölpreis von 30 US-Dollar auf, aber ich garantiere: über 50 US-Dollar ist das nicht mehr wirtschaftlich", zitiert "Business Traveller" den Chef von Qatar Airways.

"Air Asia muss kämpfen und Norwegian hält den Kopf nur knapp über Wasser", sagte Al-Baker und verwies auf Günstigpionier Laker, der schon an einem Ölpreis von 10 US-Dollar gescheitert sei. Auch die neuen Flugzeuge seien für Günstigairlines nur in Zeiten niedriger Zinsen ein Vorteil.

"Je neuer die Flugzeuge sind, die sie einsetzen, desto mehr rote Tinte wird über ihre Bücher fließen", sagte Al-Baker. Wenn Treibstoff- und Kapitalkosten wieder anziehen werde sich das Marktumfeld für alle Airlines einschneidend ändern.
© aero.de | Abb.: Norwegian | 14.03.2017 10:06

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Beitrag vom 15.03.2017 - 10:08 Uhr
Die Entwicklung der Weltwirtschaft gründet in erster Linie auf eine im Großen und Ganzen friedliche Weltordnung unter der sich mehr Wohlstand und weniger Armut entwickeln konnten. Die Chancen für neue Low Cost Modelle weltweit und auch auf der Langstrecke hängen unmittelbar von dieser insgesamt positiven Entwicklung ab.

Allerdings sehe ich in vielen Regionen die Gefahr das es zu einer Umkehr kommen könnte. Man nehme die Entwicklung in China oder Nord Korea und den sich anbahnenden Konflikt im Südchinesischen Meer. Man nehme die unberechenbare Entwicklung in der Türkei und weiteren Flüchtlingswellen, die die Region weiter destabilisieren werden. Man nehme den Überlebenskampf der Menschen um das Wasser in Afrika. Man nehme die amerikanische Regierung Trump und das Verhältnis zu Mexiko und vielleicht auch anderen mittel- und lateinamerikanischen Ländern. Man nehme nicht zu letzt unsere Entwicklung innerhalb der EU und dem wachsenden Rechtspopulismus mit möglichen Abspaltungstendenzen der östlichen Partnern und ein sich verschärfendes Verhältnis dieser Länder zu Moskau.

All diese Gefahrenherde bergen das Potential, dass es zu Rückschritten kommt, die auch den Weltluftverkehr beeinflussen würden. Dann würden wir nicht mehr von Wachstum sprechen sonder von Schrumpfung aufgrund neuer restriktiver Luftverkehrsabkommen statt Open Skies.

Nicht zuletzt steht einem weiteren ungehemmten Wachstum noch die Problematik des Klimawandels entgegen, die eigentlich eine Reduzierung des weltweiten Luftverkehr erfordern würde.

Krisen, Kriege und Klimaproblematik sind schlecht für Low-Cost, weil sie die Kosten erhöhen und damit die preissensible Nachfrage nicht mehr erreichen würden.

Also es ist noch längst nicht ausgemacht wer am Ende Sieger bzw. Profiteur der beschriebenen Entwicklung wird. Sicherlich wird es regionale Unterschiede geben. Es wird sowohl Low-Cost als auch herkömmliche Geschäftsmodelle geben. Alle Modelle werden von technischen Verbesserungen im Flugzeugbau und der zunehmenden Automatisierung profitieren was für sich genommen die Produktionskosten senken wird und damit anderen Negativtendenzen hilft auszugleichen, wie Lohnsteigerungen, steigende Infrastrukturkosten an Airports, Flugsicherung und Treibstoffkostenerhöhung. Es ist schlicht zu einfach zu sagen Low-Cost wird Netzwerkmodelle dominieren. Dominieren wird am Ende wer dem Kunde das bessere Produkt anbietet, sowohl was Qualität, Preis und Service angeht. Bei einer sich verschlechternden Weltwirtschaftlage sehe ich eher die Netzwerkairlines im Vorteil die es nicht versäumen dürfen auf ihr Produkt zu achten und dabei inovationsfähig bleiben. Low-Cost würde bei einem Nachfragerückgang am ehesten leiden, da sie wie gesagt auf preissensible Nachfrager angewiesen sind, um die Menge an Sitzen zu füllen.

Ob es dann zu einer Marktbereinigung kommt hängt in erster Linie ab, ob man seitens der staatlichen Anteilseigner gewillt ist die Airlines In der jetzigen Form per Subventionen in der Luft zu halten.

Für innovative Airlines wie American, Delta, United oder Lufthansa wird es zwar auch nicht ohne Verluste abgehen, hier ist man aber nicht so sehr auf preissensible Nachfrager angewiesen. Die nächste Herausforderung für diese Airlines ist ihr Geschäftsmodell über weitere Konzentration und Produktverbesserungen den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Beitrag vom 14.03.2017 - 18:33 Uhr
Bei teuerem Öl wird das allerdings auch nicht ohne Auswirkungen auf die Kosten der ME3 bleiben und entsprechend der Yields, bzw. der Gewinnmargen. Fraglich wie lange man diese verschmerzen kann wenn man zugleich die vielen Widebodies füllen muss. Höhere Ticketpreise dürften sich jedoch dämpfend auf die Nachfrage auswirken. Aber generell wären wieder steigende Ölpreise Gift für die Nachfrage nicht nur bei ME3. Marginale Airlines mit technisch veraltetem Gerät dürften die ersten Opfer werden. Ich denke Clark sieht es etwas realistischer.
Beitrag vom 14.03.2017 - 13:06 Uhr
Nur müssen die LCCs keine A380er oder B77W vollkriegen, sondern nur eine 787, die auch noch effizienter ist als die anderen. Das mag QR vielleicht weniger jucken, Emirates aber schon.

Aber ist doch schonmal interessant zu sehen, dass nun auch die ME3 langsam Sorgenfalten auf der Stirn bekommen. Die LCC sind eben für jeden eine Gefahr, nicht nur für die Europäer und die Amerikaner.


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