EASA
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Studien sehen keine Probleme bei Kabinenluft

HAMBURG - Die Luft in Kabinen von Verkehrsflugzeugen ist unbedenklich. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest zwei von der europäischen Agentur für Flugsicherheit in Auftrag gegebene Untersuchungen. Die EASA hat am Dienstag beide Untersuchungen zur Kabinenluft veröffentlicht.

Demnach soll es keine Gesundheitsrisiken durch Kontamination mit Öldämpfen geben. Immer wieder berichten Airliner-Besatzungen von sogenannten Fume Events, bei denen seltsame Gerüche oder sogar Rauch auftreten, die zu gesundheitlichen Beschwerden führen.

Zuletzt gab es offenbar einen Vorfall mit einem Airbus A340 von Lufthansa. Das Flugzeug war nach einem Bericht des "Aviation Herald" am 18. März unterwegs von München nach Newark, als die Piloten im Steigflug Rauch im Cockpit und die Besatzung Gerüche in der Kabine bemerkten. Mehrere Besatzungsmitglieder und Passagiere sollen gesundheitliche Beeiträchtigungen erlitten haben, bei einem Flugbegleiter sei sogar eine Gesichtslähmung eingetreten.

Die erste, von der EASA in Auftrag gegebene Studie wurde von einem Konsortium bestehend aus der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Luftfahrtforschung und der Medizinischen Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit Lufthansa Technik sowie den Fluggesellschaften Lufthansa, Condor und British Airways durchgeführt.

Lufthansa Airbus A350-900 Economy Class
Lufthansa Airbus A350-900 Economy Class, © aero.de

Dazu wurden zwischen Juli 2015 und Juni 2016 insgesamt 69 Messflüge mit acht verschiedenen Flugzeugtypen absolviert: 61 davon mit Flugzeugen, die die Kabinenluft über ein Zapfluftsystem aus dem Triebwerksverdichter beziehen (Airbus A320, A321, A340, A380, Boeing 757, Boeing 767, Boeing 747) , sowie acht Flüge mit einer Boeing 787-8, die mit elektrischen Kompressoren arbeitet. Bei allen Flügen seien Messgeräte sowohl im Cockpit als auch in der Kabine installiert worden.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Luftqualität in Cockpits und Kabinen gleich oder sogar besser ist als in Büroräumen, Schulen, Kindergärten oder Wohnungen. Bei den Messflügen seien keine arbeitsschutzrechtlichen Grenzwerte überschritten worden.

Besonderes Augenmerk sei bei den Untersuchungen auf Organophosphate, besonders das Nervengift Trikresylphosphate (TCP), gelegt worden. Es seien in allen Flugzeugtypen nur gelegentlich Spuren gefunden worden, so die Autoren der Studie.

Wie giftig sind Triebwerksöle?

Die zweite Studie beschäftigte sich mit den toxischen Effekten von Ölmischungen, die in Flugzeugtriebwerken zum Einsatz kommen. Dabei seien Öl, Öldämpfe und potenzielle Pyrolyse-Abbauprodukte chemisch charakterisiert worden. Letztere entstehen bei der Spaltung organischer Verbindungen unter hohen Temperaturen.

Die Forscher untersuchten zwei Ölmarken und nahmen sowohl Proben von neuem als auch gebrauchtem Öl. Durchgeführt wurde die Studie von der Niederländischen Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung und dem Niederländischen Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt.

Demnach enthalten die analysierten Öle TCP, allerdings wurden keine giftigen Orthotrikresylphosphate-Isomere nachgewiesen. Laut der Studie sind in den Ölen nach der Pyrolyse neuroaktive Substanzen vorhanden, jedoch in einer so geringen Konzentration, dass sie in einer gesunden Lunge keinen Schaden anrichten können.
© FLUG REVUE - Ulrike Ebner | Abb.: aero.de | 25.03.2017 14:10

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Beitrag vom 27.03.2017 - 16:13 Uhr
EASA bennent den Bericht
"CAQ - Preliminary cabin air quality measurement campaign" - dann dürfte er auch nur vorläufig sein, weil die Datensammlung als vorläufig zu betrachten ist.
Das steht auch explizit im Bericht, da keinne "fume events" erfasst werden konnten.

Der Credo "ad fontes" scheint bei der EASA bzw. den Autoren dieser Studien unbekannt zu sein: Weshalb wurden nicht Untersuchungen bei den Motorherstellern durchgeführt?
Woher kommen TCP-Verbindungen bei der B787 in die Kabinenluft?
Seite 95:
"Conclusion: Overall the concentration measurements in cabin air during flight operation require
a more sophisticated approach due to the observed changes in the air exchange rate."

Das kann man auch als eine Erkenntnis dieser Studie betrachten!




Dieser Beitrag wurde am 27.03.2017 21:30 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 27.03.2017 - 13:28 Uhr
Das was hier behauptet wird, ist fachlich nicht richtig! TCP ist nicht neurotoxisch! Nur die ortho-Isomere sind es. Diese konnten aber in verschiedenen aktuellen Studien in aktuell verwendeten Motorenölen nicht gefunden werden.

1) Die Hersteller geben in den Sicherheitsdatenblättern ihrer Öle die CAS Nr 1330-78-5 an. Die beschreibt das Isomer-Gemisch, das auch die giftigen Isomere beinhalten kann. Ob eine bestimmte Charge jetzt alle Isomere enthält ist hierbei nicht relevant, da die Ungiftigkeit des Produkts keine zugesicherte Eigenschaft ist, selbst wenn eine Stichprobe "nichts gefunden" hat.

2) Man geht davon aus, das bei einem Fume Event eine Verdampfung oder Verbrennung des Triebwerksöls stattfindet. Die hierbei entstehenden Abbau- und Umformungsprodukte müssen nicht mit denen des Öls in kaltem Zustand übereinstimmen.


Wer behauptet, die Luft im Flugzeug mache krank, der muss auch wissenschaftlich belegen können, welche Raumluftkonzentrationen der diskutierten Stoffe über welche Zeit vorliegen müssen, damit die genannten Symptome auftreten. Da hierzu niemand der Kabinenluftkritiker in der Lage war bzw. ist, bleibt die Theorie um das Aerotoxische Syndrom eben eine nicht abschließend belegte Theorie und das Syndrom ein Syndrom und keine Krankheit.
Ich sage nicht, dass es nicht möglich ist, ich sage aber, dass der Kausalzusammenhang wissenschaftlich bewiesen werden muss.
Wenn die Kritiker der Studie deren Durchführung und Finanzierung in Frage stellen, müssen sie selbst eine eigene unabhängige Studie initiieren.

Da bin ich eigentlich weitgehend bei Ihnen: Ich bin auch nicht felsenfest überzeugt, dass bei entsprechenden Events Gift im Flugzeuginnenraum verteilt wird oder dass die bekannten Erkrankungsfälle auf die entsprechenden Fume Events zurückgeführt werden können.

ABER:

Der fehlende Nachweis eines Problems bei 69 ereignislosen Flügen ist keine Basis, auf der schon irgendetwas ausgeschlossen werden kann.

- Es wurde noch keine einzige Messung durchgeführt, während ein Fume Event auftrat.
- Daher sind nicht einmal die Substanz-Gemische die bei einem solchen im Innenraum verteilt werden können bekannt.
- Daher sind auch entsprechnede Konzentrationen der Stoffe und ihre Einwirkdauer nicht bekannt.

Die EASA-Aussage "Kein Problem" kann aufgrund der vorliegenden Daten also gar nicht seriös getroffen werden. Und die EASA müsste das wissen. Stattdessen verkündet sie, das kein Problem besteht und die Luft un Flugzeugen besser als in Kindergärten sei...

Das "S" in EASA steht für Safety. Aber trotz der offenkundigen systematischen Mängel der bisherigen Teilergebnisse verkündet die EASA:
The results show that the cabin/cockpit air quality is similar or better than what is observed in normal indoor environments (offices, schools, kinder gardens or dwellings). No occupational exposure limits and guidelines were exceeded.

Die EASA übt sich in Industrie-plitischem Opportunismus, statt ihren Job zu machen.
Beitrag vom 27.03.2017 - 08:15 Uhr
......Die erste, von der EASA in Auftrag gegebene Studie wurde von einem Konsortium bestehend aus der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Luftfahrtforschung und der Medizinischen Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit Lufthansa Technik sowie den Fluggesellschaften Lufthansa, Condor und British Airways .........

Wenn ich diesen Beitrag lese, kommt mir vor, dass Walter Rosenberger - siehe dazu
 http://www.austrianwings.info/2016/09/kontaminierte-kabinenluft-der-hauptmann-von-hannover/ einer der Mitwirkenden ist. Dann überrascht mich dieses Studienergebnis überhaupt nicht.

Das was Austrianwings bzw. Tim van Beeren sind außer persönlciher Angriffen, null Substanz.
Rosenbergs Fachgebiet sind Messungen, dem ist völlig wurscht wa er misst, aber eben nicht wie. Bei Herrn vB. scheint es ehr andersrum.
Und was Messungen angeht hat Rosenberg offentsichtlich jahrlange Expertise. Was will also TvB mit seiner Argumentation? Hat er mit einem analytischen Chemiker geredet der seine Vorwürfe bestätigt. Nein, pure Verleumnung, Ehrverletzung, null technisches Argument!
TvB ist in erster Linie Autor, der sein Geld mit Panikmache verdient und sich selber Luftfahrtexperte geniert, was er aber definitiv nicht ist! Wer ist hier also der Hauptmann?


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