Air-Berlin-Insolvenz
Älter als 7 Tage

Lufthansa schickt Eurowings in rasante Ausbauphase

KÖLN - Eurowings läuft sich für eine Verdopplung ihrer operativen Flotte warm. "Wir haben bereits gezeigt, dass wir Flugbetriebe integrieren können und würden das jetzt gerne erneut unter Beweis stellen", sagte Eurowings-Geschäftsführer Michael Knitter aero.de am Dienstag.

Die Insolvenz von Air Berlin könnte die Eurowings Flotte um 81 Flugzeuge wachsen lassen - "vorausgesetzt natürlich, die Wettbewerbsbehörden haben keine Einwände."

Knitter verantwortet den Flugbetrieb der Eurowings. Sollten keine kartellrechtlichen Bedenken bestehen, will der Manager zu Beginn des Sommerflugplans 2018 "alle zusätzlichen Flugzeuge in der Luft haben".

Die Pläne für den rasanten Ausbau der aktuell 104 A320 und A330 starken operativen Flotte - und parallel dazu der Personaldecke - sind sicherheitshalber schon mal erarbeitet worden.

eurowings Airbus A320
Eurowings Airbus A320, © Ingo Lang

"Im ersten Schritt ist es uns wichtig, unsere 30 Wet-Lease-Flugzeuge abzusichern", sagte Knitter. Eurowings werde den Wet-Lease dafür künftig von der LGW erbringen lassen. LGW wird hierzu 17 Bombardier Dash-8 Q400 und 13 Airbus A320 einsetzen. Drei weitere Q400 aus LGW-Beständen bilden daneben eine kleine Reserveflotte für das Gesamtsystem.

Lufthansa stellte am Dienstag eine Milliarde Euro bereit, um insgesamt 61 Airbus A320 und 20 Q400 aus laufenden Leasingverträgen von Air Berlin abzulösen. Auf 20 weitere A320 hatte sich Lufthansa bereits im Vorfeld durch vertragliche Vereinbarungen mit den Leasinggebern den ersten Zugriff gesichert.

Damit ist klar, dass Lufthansa den Löwenanteil des insolventen Konkurrenten übernehmen kann, auch wenn Air Berlin erst am 12. Oktober endgültig über die Verteilung ihrer Vermögenswerte Beschluss fassen wird. Danach wird das Vorhaben den zuständigen Kartellbehörden zur Entscheidung vorgelegt.

Zumindest mit Blick auf die Leasingflotte stellt sich diese Problematik nicht - deren 30 Flugzeuge darf Eurowings bereits seit April betreiben. Parallel will Eurowings 21 von Niki betriebene Airbus A321in ihr System aufnehmen und 25 zusätzliche Airbus A320 von Air Berlin an ihren deutschen Standorten zum Einsatz bringen, vier davon gehen 2018 nach München.

Eurowings verständigte sich in den zurückliegenden Wochen mit den Flugbegleiter-Gewerkschaften Ufo und Verdi auf einen "Tarifvertrag Zukunft" für die Bereederung der Kabinen.

A320 starten unter AOC von Eurowings Europe


Vorne schafft Eurowings mangels einer vergleichbaren Übereinkunft mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) Fakten. "Die 25 A320 werden unter dem (österreichischen, Red.) AOC von Eurowings Europe starten", sagte Knitter. "Hierbei wenden wir 1:1 die Vergütungs- und Beschäftigungsbedingungen der EW-Deutschland an - unter anderem bei der Vergütung."

Air Berlin Airbus A320
Air Berlin Airbus A320, © Air Berlin

Je nach Jet- und Command-Stunden werde Eurowings Europe Erste Offiziere mit Berufserfahrung in die Gehaltsstufen 1 bis 11 eingruppieren, erfahrene Kapitäne sollen bis in die Gehaltsstufe 15 hinein entlohnt werden.

Für Air-Berlin-KG-Piloten richtet Eurowings eine "Fast Lane" in den Lufthansa-Konzern ein: sie durchlaufen lediglich ein verkürztes Screening ohne DLR-Test. "Aus gutem Grund", so Knitter. "Aktive Air-Berlin-Crews gelten aufgrund des hohen Sicherheitsniveaus sowie der anerkannt guten Qualität der Aus- und Fortbildung für Cockpit- und Kabinenpersonal im Air-Berlin-Flugbetrieb als qualifizierte Bewerber für eine Tätigkeit in den Flugbetrieben der Eurowings Group."

Wer sich entsprechend auf die rund 300 ausgeschriebenen Cockpitstellen bei Eurowings Europe bewirbt, den erwarten unter anderem ein strukturiertes Auswahlgespräch und ein Operator-Conversion-Kurs, sagte Knitter.

Für den Betrieb der zusätzlichen Flugzeuge hat die Eurowings Group einen Bedarf von voraussichtlich bis zu 3.000 zusätzlichen Stellen - darunter 900 Erste Offiziere und Kapitäne. Stellenausschreibung und -besetzung sind hierzu bereits angelaufen. "Bewerber von Air Berlin, aber auch von anderen Airlines sind bei uns herzlich willkommen."

Interkontflotte wächst mit


In der Teilflotte A330 überrollt Eurowings noch 2017 die erste Haltelinie von sechs Flugzeugen: "Ende 2017 fliegen wir mit sieben A330, im Sommer 2018 mit zehn Langstreckenflugzeugen ." Weiterer Ausbau nicht ausgeschlossen.

Doch auch so wird Eurowings im Sommer 2018 laut Knitter mit mehr als 200 Flugzeugen im Markt vertreten sein - "wenn die Kartellbehörden grünes Licht geben". Parallel zu den Fliegern von Air Berlin integriert die Lufthansa-Tochter in 2018 auch 51 Jets der im Dezember komplett von Lufthansa übernommenen Brussels Airlines.

"Wir sind derzeit die am stärksten wachsende Airline in Europa", sagt Knitter. "Diesen Wachstumskurs setzen wir auch nächstes Jahr fort."
© aero.de | Abb.: Dean Morley | 28.09.2017 09:35

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Beitrag vom 02.10.2017 - 20:34 Uhr
Deutsch ist Grundvoraussetzung für EW. Also wird das nichts.

Bei EWE in Wien geht die Angst um. Viele Piloten wollen zurück nach Deutschland und planen den Umzug. Wien könnte der Verlierer sein :
 https://www.austrianwings.info/2017/10/gewerkschaft-vida-personalsuche-bei-eurowings-muss-fair-ablaufen/
Beitrag vom 02.10.2017 - 09:29 Uhr
Jetzt können noch Flugzeuge und Crews von Monarch dazu genommen und rekrutiert werden.
Die Position von CS ist damit im Moment erstarkt.
Beitrag vom 29.09.2017 - 16:02 Uhr
Jou, sieht so aus als stehen sich die Profis von der VC mal wieder selbst im Weg. Man muss mit der Zeit gehen, aber das lernen die irgendwann schon noch.


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