Lizenzen für CO2-Ausstoß
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Staaten beschließen Klimaabkommen im Luftverkehr

Kondensstreifen
Kondensstreifen, © Deutsche Lufthansa AG

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MONTRÉAL - Die Staatengemeinschaft hat erstmals ein globales Abkommen für eine stärkere Beteiligung der Luftfahrtbranche am Klimaschutz beschlossen. Das teilte die zu den Vereinten Nationen gehörende Luftverkehrsorganisation ICAO am Donnerstag in Montréal mit.

Ziel der Vereinbarung ist ein Mechanismus, nach dem Airlines künftig Lizenzen für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) vorweisen müssen.

Der Beschluss soll von 2020 an Anreize zur Verringerung der schädlichen Abgase bieten. Bereits 2013 hatte die 191 Mitgliedsländer zählende ICAO die Weichen dafür gestellt. Mit Russland und Indien sträuben sich allerdings weiter zwei wichtige Schwellenländer gegen das Regelwerk.

Obwohl Flugzeuge immer kraftstoffeffizienter werden, lässt das rasante Wachstum des internationalen Flugverkehrs die Abgasbelastung kontinuierlich steigen. Studien gehen davon aus, dass sich die Zahl der Flugpassagiere bis 2030 verdoppelt. Durch das nun beschlossene Abkommen soll der Branche ein CO2-neutrales Wachstum ermöglicht werden - allerdings vor allem über Umwege.

Denn erreicht werden soll dieses Ziel eher über ein indirektes System als durch eine unmittelbare Reduzierung der Flugzeug-Abgase. Bei dem "Offsetting" genannten Mechanismus fördern Fluggesellschaften durch Emissionsabgaben Klimaprojekte außerhalb des Luftverkehrs, um so den hohen eigenen CO2-Ausstoß auszugleichen.

Das neue System soll in zwei Stufen eingeführt werden. Von 2021 bis 2026 ist die Teilnahme auf freiwilliger Basis vorgesehen. Erst in der zweiten Phase von 2027 bis 2035 soll es für die Staaten bindend werden. Ende 2032 soll eine mögliche Verlängerung geprüft werden. Nach Angaben der EU-Kommission sind ab dem Jahr 2021 65 Staaten dabei, darunter sämtliche EU-Staaten. Der weltweite Luftverband IATA geht davon aus, dass das Abkommen die Branche insgesamt zwischen 8,9 und 23,9 Milliarden Dollar kosten wird.

Trotz des auf den ersten Blick hohen Aufwands sehen Umweltschützer den Beschluss kritisch. Experte Daniel Rutherford vom International Council on Clean Transportation (ICCT) glaubt, dass andere, direktere Maßnahmen hilfreicher wären, und die Industrie zu günstig wegkommt. Seinen Berechnungen zufolge verursacht der internationale Flugverkehr in dem Zeitraum, für den das ICAO-Abkommen gelten soll, weltweit Kosten durch Klimaschäden in Höhe von etwa 700 Milliarden Dollar.

Beim Ringen um einen Kompromiss hatten die Interessen einzelner Staaten eine große Rolle gespielt. Die europäischen Airlines etwa beklagten eine Benachteiligung im globalen Wettbewerb, da es bisher nur innerhalb der EU einen Emissionshandel mit Verschmutzungsrechten gibt. Eine treibende Kraft für ein Klimaabkommen im Luftverkehr ging deshalb von der Europäischen Union aus.

Die Deutsche Luftfahrt hatte vor den neuen Verhandlungen intensiv für eine weltweite Emissionsabgabe für Airlines geworben. Nur ein verbindliches System mit hoher Abdeckung der CO2-Emissionen führe zu Planungssicherheit für die Fluggesellschaften und einem fairen Wettbewerb, hatte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) erklärt.
© dpa-AFX | 06.10.2016 19:36


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