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Absatz und Steuerreform bescheren Boeing 2017 Rekordgewinn

787 Fertigung in Everett, Washington
787 Fertigung in Everett, Washington, © The Boeing Company

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CHICAGO - Ein Produktionsrekord und die US-Steuerreform haben dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Boeing 2017 den höchsten Gewinn seiner Geschichte beschert. Im laufenden Jahr will Konzernchef Dennis Muilenburg bei Absatz und Gewinn noch höher hinaus.

Ein kräftiger Ausbau der Produktion soll die Stellung des US-Konzerns als weltgrößter Flugzeugbauer auch 2018 sichern. Doch der europäische Rivale Airbus holt auf.

Am Finanzmarkt kamen Boeings Zahlen bestens an. Auf dem New Yorker Börsenparkett legte die Boeing-Aktie am Mittwoch kurz nach Handelsstart um gut 6 Prozent zu und erreichte ein neues Rekordhoch.

Unter dem Strich verdiente Boeing im vergangenen Jahr 8,2 Milliarden US-Dollar (6,6 Mrd Euro) und damit zwei Drittel mehr als 2016, wie der Konzern in Chicago mitteilte. Das war deutlich mehr als von Analysten erwartet. Im Vorjahr hatten unerwartete Belastungen bei gleich drei Flugzeugmodellen das Ergebnis um gut zwei Milliarden Dollar nach unten gezogen.

Diesmal sorgte die US-Steuerreform für ein dickes Gewinnplus, weil der Konzern Steuerabgrenzungen in der Bilanz an die neue Gesetzgebung anpasste. Die unter US-Präsident Donald Trump beschlossene Reform senkt den Unternehmenssteuersatz in den USA von 35 auf 21 Prozent. Während dies bei Boeing direkt zu mehr Gewinn führte, mussten US-Banken dadurch zunächst Milliardenbelastungen verkraften.

Boeings Umsatz ging 2017 zwar um ein Prozent auf 93,4 Milliarden Dollar zurück. Im laufenden Jahr will Muilenburg jedoch weiter aufdrehen. So sollen die Erlöse auf 96 bis 98 Milliarden Dollar klettern. Den Gewinn je Aktie will das Management von zuletzt 13,85 Dollar auf 15,90 bis 16,10 Dollar nach oben treiben.

Alle elf Stunden ein neues Flugzeug

Um das zu erreichen, will der Konzern 810 bis 815 Verkehrsflugzeuge ausliefern. Im vergangenen Jahr hatte Boeing 763 Maschinen an seine Kunden übergeben - ein neuer Rekord. Damit behauptete der Konzern auch seine Rolle als weltgrößter Flugzeugbauer - vor seinem Konkurrenten Airbus, der 718 Jets auslieferte.

Der scheidende Chef der Airbus-Verkehrsflugzeugsparte, Fabrice Brégier, hat für 2018 allerdings schon einen Produktionsanstieg auf etwa 800 Flugzeuge in Aussicht gestellt. Damit dürfte Airbus Boeing dicht auf die Pelle rücken.

Schon 2017 war die Verkehrsflugzeugsparte für den Gewinnanstieg im laufenden Geschäft verantwortlich. Während das operative Ergebnis im Geschäft mit Verteidigung, Sicherheit und Raumfahrt im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent zulegte, sprang es in der Verkehrsflugzeugsparte um 172 Prozent nach oben.

Dies lag allerdings auch an teuren Belastungen im Vorjahr. Da hatten Abschreibungen auf einzelne "Dreamliner"-Langstreckenjets und die Produktionskürzung beim Jumbo-Jet 747-8 das Ergebnis der Sparte verhagelt. Auch Probleme bei der Entwicklung des Tankflugzeugs für die US-Luftwaffe hatten dort aufs Ergebnis geschlagen. Das Modell basiert auf dem Verkehrsflugzeug Boeing 767.

Beim Ausbau der Flugzeugproduktion profitiert Boeing vor allem von den Mittelstreckenjets der 737-Reihe und deren Neuauflage 737-MAX, die einen geringeren Treibstoffverbrauch verspricht. Von der Reihe lieferte Boeing im vergangenen Jahr 529 Exemplare aus, 39 mehr als ein Jahr zuvor.

Die Produktion der Langstreckenjets 777 und 787 "Dreamliner" ging hingegen zurück. Dafür lieferte Boeing letztlich doch mehr Exemplare seines Jumbo-Jets aus, der sich praktisch nur noch in der Frachtversion verkauft.

Ähnlich wie Airbus beim weltgrößten Passagierjet A380, leidet Boeing beim Jumbo darunter, dass die meisten Fluggesellschaften lieber mittelgroße Langstreckenjets mit nur zwei Triebwerken einsetzen. Sie lassen sich auch auf weniger stark gefragten Routen rentabel einsetzen und sind billiger in der Wartung als der Jumbo und die A380 mit ihren jeweils vier Triebwerken.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 31.01.2018 14:23

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Beitrag vom 31.01.2018 - 17:15 Uhr
Es bleibt abzuwarten wie lange die verbesserte Gewinnposition anhält und auch die Mitarbeiter bei Boeing von diesem Wind-Fall profitieren. M.E. wird Boeing die Entlastung über kurz oder lang für Preissenkungen nutzen um noch aggressiver gegen Airbus und weitere Mitbewerber aufzutreten. Am Ende ein Nullsummenspiel für Boeing und ein Schaden für den Amerikanischen Fiskus und Steuerzahler bzw. den Empfängern von Sozialleistungen. Die vielgepriesene Steuerreform ist noch nicht alt genug um sie als erfolgreich bezeichnen zu können. Es ist nicht mehr als ein euphorisches Strohfeuer von dem sich unsere Staaten hoffentlich nicht anstecken lassen auch wenn Konzern wie Siemens in vorauseilendem Gehorsam Speichel lecken.
Beitrag vom 31.01.2018 - 15:50 Uhr
Das mit der internationalen 787 Subventionierung war mir garnicht so bewusst.
Das ist natürlich ganz raffiniert: so sorgt man dafür das möglichst viele Staaten ein Interesse an 787 Verkäufen haben und so ihre Airlines animieren diese zu kaufen.

Auf den Zug wird Airbus wohl früher oder später auch aufspringen müssen, wenn man mal von den Endmontagelinien in USA/ China absieht - das betrifft ja nir die zwei wohingegen man mit Zulieferern viel mehr Staaten abdecken kann und das viel besser weil ja von den Staaten Geld investiert wurde.


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