Joint Venture mit Adient
Älter als 7 Tage

Boeing will Flugzeugsitze in Deutschland herstellen

SEATTLE - Boeing stellt die Beziehung zu seinen Zulieferern auf eine weitere harte Probe: der Flugzeugbauer will zusammen mit dem größeren Zulieferer der Automobilindustrie Adient seine eigenen Flugzeugsitze fertigen. Im Bereich Avionik hat Boeing bereits ähnliche Schritte unternommen.

Das Joint Venture mit Adient wird seinen Sitz in Kaiserslautern haben, die Anlage aus einem Technologiezentrum und einer Produktionsstätte bestehen. Dort sollen Flugzeugsitze für Airlines, die neue Flugzeuge bestellen oder alte renovieren, hergestellt werden. Ein Kundenservicecenter entsteht in Seattle.

United Airlines Boeing 777-300 @SpaethFlies
United Airlines Boeing 777-300 Polaris Cabin, © United Airlines

Boeing-Chef Dennis Muilenburg holt mehr Arbeitsschritte zurück in den eigenen Konzern und korrigiert damit eine Strategie, die sein Vorgänger Jim McNerney vertieft hatte: mit der Produktion der ersten 787 begann Boeing, Zulieferdienste vermehrt auszulagern.

Laut Boeing haben Lieferengpässe der Zulieferer und damit verbundene Verspätungen das Projekt mit Adient befeuert. United Continental musste 2017 lange auf seine Premium-Polaris-Sitze für die Boeing 777-300ER warten, weil der Hersteller Zodiac Aerospace nicht pünktlich liefern konnte.

"Sitze waren eine ständige Herausforderung für unsere Kunden, die Industrie und Boeing. Wir ergreifen jetzt die Initiative, um dem Zeitdruck auf dem Markt zu begegnen", sagte Kevin Schemm, einer der Vizepräsidenten des Managements für Zulieferketten, Finanz- und Geschäftstätigkeiten.

Schritt mit Spannungspotenzial


Der Vorstoß birgt das Potenzial zusätzlicher Spannungen zwischen Boeing und einiger seiner größten Zulieferer. Die reagierten bereits mit Blockbildung: Safran übernimmt Zodiac. Rockwell Collins hat 2017 B/E Aerospace gekauft - den größten Zulieferer für Kabinenausstattung.

Später fädelte United Technologies eine Übernahme von Rockwell ein, um in Vertragsverhandlungen mit Airbus und Boeing einen Gegenpol auf Augenhöhe zu bilden.

Adient, eine feste Größe im 70-Milliarden-Dollar schweren Autositzgeschäft, hat seit März 2017 eine engere Verbindung mit Boeing angedeutet. Ray Conner, stellvertretender Vorstand bei Boeing, sitzt auch im Aufsichtsrat von Adient. Das Unternehmen mit Sitz in Plymoth, Michigan, wurde 2016 von Johnsons Controls International abgespalten.

Neuer Sitz für die Business Class?

Mit 230 Fabriken weltweit will Adient den Markt für Flugzeugsitze aufmischen. "Die Kunden sind nicht begeistert von der aktuellen Zulieferersituation", sagte Adient-Manager Marc Oswald.

Die zwei Unternehmen avisieren einen komplexen Premiumsitz. "Der Business Class-Bereich mit solchen Sitzen ist eine Art Einstieg", sagte Adient-Chef Bruce McDonald im August 2017.

Adient hält mit 50,01 Prozent die Mehrheit am gemeinsamen Unternehmen, Boeing 49,99 Prozent. Der Kundendienst wird zunächst in Seattle angesiedelt sein, wo Boeing bereits ein Ausstattungszentrum für seine Kunden betreibt. Ersatzteile für die Sitze werden von Boeings Tochtergesellschaft Aviall verkauft.

Mit seinem Einstieg ins Geschäft der Flugzeugsitzproduktion gewinnt Boeing größere Kontrolle über die Qualität, das intellektuelle Eigentum und das profitable Ersatzteilgeschäft - bisher die Haupteinnahmequelle der Zulieferer. Der Konzern ist mit dem gleichen Ziel zudem bereits dabei, eine eigene Avionik-Produktlinie hochzuziehen.
© Bloomberg, aero.de | Abb.: Boeing | 17.01.2018 12:49

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Beitrag vom 17.01.2018 - 15:08 Uhr
Fast so irrelevant wie "Eurowings fliegt von München nach Hamburg".

Ein irischer Sitzhersteller der in D. eine Fabrik betreibt wird sie auch weiter betreiben und hat einen neuen Auftrag bekommen.


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