A320neo
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Triebwerksprobleme stellen Airlines auf die Probe

IndiGo Airbus A320neo
IndiGo Airbus A320neo, © Airbus S.A.S.

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TOULOUSE – Airbus hat die Auslieferung einiger A320neo inoffiziell gestoppt, weil erneut Probleme bei Triebwerken von Pratt & Whitney aufgetreten sind. Damit wird die Geduld der A320neo-Kunden auf eine weitere harte Probe gestellt. Insgesamt sind weltweit zirka 40 Flugzeuge betroffen.

IndiGo hat drei Flugzeuge gegroundet, nachdem die europäische Behörde für Luftsicherheit EASA eine dringliche Lufttüchtigkeitsanweisung erlassen hat. Die EASA hat den Betrieb von A320neo verboten, wenn beide Triebwerke aus den betroffenen Serien stammen (nach höchstens drei weiteren Flügen).

Sollte nur ein Triebwerk am Flugzeug betroffen sein sind keine ETOPS-Flüge mehr erlaubt. Betreiber zogen insgesamt elf A320neo aus dem Verkehr.
Inzwischen hat Airbus bekanntgegeben, dass in 30 Prozent der weltweit insgesamt hundertdreizehn A320neo mit Pratt-Triebwerken, die bereits im Einsatz sind, eines oder zwei der schadhaften Triebwerke eingebaut sind.

IndiGo setzt laut Unternehmenssprecher Ajay Jasra als "beste vorsorgliche Maßnahme" darauf, die Triebwerke der betroffenen Flugzeuge ganz auszutauschen. Airbus wollte gegenüber "Bloomberg" keine Angaben darüber machen, welche Airlines noch von dem akuten Problem betroffen sind.

Probleme mit der Haltbarkeit

Pratt & Whtiney, eine Sparte der United Technologies, hat zehn Milliarden US-Dollar investiert, um den verzahnten Turbofan zu entwickeln. Das Triebwerk ist nun das wichtigste Produkt im Portfolio des Herstellers.

Die erneuten Probleme unterminieren die Bemühungen Pratts, frühere Tücken auszubügeln – inklusive eines Kühlungsproblems, dass den Markteintritt des Triebwerks bereits Anfang 2016 verzögerte und darauffolgende Haltbarkeitsprobleme plus Lieferverzögerungen.

Laut Pratt handelt es sich nun um ein eingrenzbares Problem, das nur eine begrenzte Anzahl von Triebwerken betrifft. Im Detail geht es um 43 ausgelieferte Triebwerke der Pratt & Whitney Baureihen PW1127G-JM, PW1127GA-JM, PW1130G-JM, PW1133G-JM und PW1133GA-JM ab Seriennummer (ESN) P770450.

Diese beinhalten eine modifizierte Abdichtung (Knife Edge Seal) an der hinteren Nabe des Hochdruckverdichters.

Entschädigungszahlungen

Wenn Pratt für das jüngste Problem Entschädigungszahlungen an IndiGo und andere Kunden zahlen muss, wäre der Hersteller nicht zum ersten Mal finanziell am Haken.

United Technologies-Chef Greg Hayes sagte im April 2017, dass Pratt die Kosten für die Umrüstung der Triebwerke auf sich genommen und damit den Airlines geholfen hat. Wie hoch die Kosten insgesamt waren, wollte er nicht sagen.

Die frühen Pannen bei Pratt haben viele Kunden vom Spielfeldrand aus beobachtet: Anfang 2017 hat sich der konkurrierende CFM-Motor für den A320neo um das Zehnfache besser verkauft als der Getriebefan. Ende des Jahres konnte Pratt einige strategische Aufträge gewinnen, als die anfänglichen Probleme sich zu lösen schienen.

Neben IndiGo haben in der asiatischen Region auch ANA und Hong Kong Express A320neo mit Pratt-Triebwerken in ihrem Dienst. Solange Pratt an der Lösung des Problems arbeitet will IndiGo ältere, weniger effiziente A320ceo einsetzen, um ihren Wachstumszielen gerecht werden zu können.

Pratt arbeitet beim Austausch der Triebwerke eng mit IndiGo zusammen. Allein in den vergangenen 18 Monaten hat der Hersteller der Airline 69 Triebwerke ersetzt, eigenen Angaben zufolge hat IndiGo einige Flüge gestrichen, nachdem die EASA die dringliche Lufttüchtigkeitsanweisung erlassen hat.
© Bloomberg, aero.de, Flugrevue | Abb.: IndiGo | 12.02.2018 12:22

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Beitrag vom 12.02.2018 - 15:23 Uhr
"verzahnter Turbofan" ist eine sehr eigenwillige Übersetzung von "geared Turbofan". Die übliche Übersetzung ist "Getriebefan".


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