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Lufthansa will Höhenflug fortsetzen

Lufthansa Boeing 747-8 in neuen Farben
Lufthansa Boeing 747-8, © Lufthansa

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FRANKFURT - Die Lufthansa hat ein erfolgreiches, aber keineswegs leichtes Jahr 2017 hinter sich. Vor allem der Kampf um die Hinterlassenschaften des insolventen Konkurrenten Air Berlin hat das Management um Vorstandschef Carsten Spohr beschäftigt. Und auch an vielen anderen Stellen war der Konzerns gefordert.

Höhere Ticketpreise und ein wiedererstarktes Frachtgeschäft haben Europas größtem Luftverkehrskonzern wohl zum dritten Rekordgewinn in Folge verholfen. Die genauen Kennzahlen will Spohr an diesem Donnerstag (15. März) veröffentlichen.

Die Pleite der Air Berlin verlief längst nicht so, wie sich Spohr das vorgestellt hatte. Aus dem Nachlass konnte sich der politisch stark unterstützte "nationale Champion" statt des gewünschten Löwenanteils von mehr als 80 Flugzeugen letztlich nur die kleine Tochter LG Walter sichern. Von deren 33 Fliegern sind auch noch 20 kleinere Dash-Propellermaschinen - ein Typ, den die Lufthansa längst aus der eigenen Flotte verbannt hat.

Wegen des kartellrechtlichen Widerstands der EU-Kommission gingen andere Teile des Air Berlin-Flugbetriebs an die britische Easyjet, den Thomas-Cook-Konzern sowie an den Gründer der zwischenzeitlichen Air-Berlin-Tochter Niki, Niki Lauda. Die Lufthansa-Tochter Eurowings kann in der Folge längst nicht so schnell wachsen wie gewünscht.

Der einstige Rennfahrer Lauda hat mit Condor eine enge Partnerschaft vereinbart und seine übrigen Flugkapazitäten umgehend auf dem Leasing-Markt angeboten.

Auch mit der Eurowings verhandelt der Österreicher über Jets und Besatzungen. Schließlich will die Lufthansa-Tochter erklärtermaßen weiter schnell wachsen, zur Not mit angemieteten Maschinen wie bereits vom Ferienflieger Tuifly. Das Management strebt weiterhin eine Flotte von 210 Jets an, die Eurowings mit 40 Millionen Passagieren hinter Ryanair und Easyjet zum drittgrößten Punkt-zu-Punkt-Anbieter Europas machen würde.

Bereits nach den ersten neun Monaten 2017 hat der Kranichkonzern einen bereinigten operativen Gewinn von knapp 2,6 Milliarden Euro eingeflogen, rund 800 Millionen Euro mehr als im gesamten Jahr 2016. Zum Jahresende winkt zudem ein bilanzieller Sondergewinn, der sich aus der nach zahlreichen Streiks erreichten Neuregelung der Piloten-Betriebsrenten ergibt.

Der Umsatz des Konzerns war in den ersten drei Quartalen vor allem wegen der Komplettübernahme der belgischen Brussels Airlines um 12,1 Prozent gewachsen. Selbst die im Aufbau befindliche Eurowings und das Sorgenkind Lufthansa Cargo haben im abgelaufenen Jahr Gewinne eingeflogen.

Noch immer ist der Übernahmehunger des Kranich-Konzerns nicht gestillt - doch die Zahl der Kandidaten ist begrenzt. Teile der nur mit Staatsgeldern in der Luft gehaltenen Alitalia würde sich Spohr gerne nach einer harten Sanierung einverleiben. Doch dafür fehlt es in Italien bisher am politischen Willen und am Rückhalt bei den Gewerkschaften.

Weil die Staatskredite nicht ewig fließen können, hofft die Lufthansa darauf, dass die EU-Kommission den Italienern entsprechend Druck macht.

Dabei wird der Lufthansa-Konzern schon jetzt immer größer - und vor allem in Deutschland immer dominanter. Insgesamt will der Konzern sein Flugangebot in diesem Jahr um zwölf Prozent ausbauen - auch dank der übernommenen Teile von Air Berlin. Bei den Ticketpreisen erwartete Finanzchef Ulrik Svensson für 2018 zwar insgesamt keinen weiteren Anstieg.

Allerdings hat der Wegfall des Air-Berlin-Angebots die Preise vor allem auf innerdeutschen Flügen in kaum gekannte Höhen getrieben - was auch das Bundeskartellamt auf den Plan rief.

Eine Analyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) belegt die immer stärkere Stellung des Kranichs auf dem Heimatmarkt. Demnach entfallen im kommenden Juli 54 Prozent der Starts von deutschen Flughäfen auf Maschinen des Lufthansa-Konzerns - 7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Bei den innerdeutschen Flügen kommen Lufthansa und Eurowings sogar auf einen Anteil von 87 Prozent.

Die Lufthansa verweist darauf, dass Billigflieger wie Ryanair und Easyjet ihr Geschäft kräftig ausbauen. Spohr schätzte sogar, dass das durch die Air-Berlin-Pleite weggefallene Flugangebot durch neue Rivalen zu 110 Prozent ersetzt wird. Zwar ist Easyjet in Berlin-Tegel in die von Air Berlin hinterlassene Lücke gesprungen.

Innerdeutsch ist die britische Airline im Vergleich zu Lufthansa und Eurowings aber immer noch ein Zwerg.

Lufthansa dreht weiter an der Kostenschraube


Spohr und sein Team wollen sich auf der starken Position des Konzerns derweil nicht ausruhen. Finanzchef Svensson hat bereits angekündigt, die Kosten je angebotenem Sitzplatzkilometer jedes Jahr um 1 bis 2 Prozent nach unten zu drücken.

Auch im Ticket-Preissystem wollen die Marketingleute noch Luft nach oben entdeckt haben. Trotz harten Widerstands vor allem der Reisebüros hat Lufthansa an zusätzlichen Gebühren bei Buchungen aus den weltweiten Reservierungssystemen (GDS) festgehalten und damit immer mehr Kunden in die eigenen Vertriebskanäle gelockt.

Rund 40 Prozent der Tickets werden inzwischen direkt vermarktet und können mit individuell auf den Kunden zugeschnittenen Extra-Angeboten aufgewertet werden.

Jüngstes Beispiel für mögliche Zusatzgeschäfte sind optionale Menüs für Economy-Kunden auf der Langstrecke, die über das weiterhin vorgehaltene Standard-Angebot hinausgehen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 12.03.2018 08:34

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Beitrag vom 13.03.2018 - 09:30 Uhr
"Finanzchef Svensson hat bereits angekündigt, die Kosten je angebotenem Sitzplatzkilometer jedes Jahr um 1 bis 2 Prozent nach unten zu drücken."

In wieviel Jahren ist man denn dann bei 0 (null) angekommen, der Traum eines jeden Finanzchefs?

Toilettengebühren, Stehplätze (geklaute Ideen), Sitzplatzverwöhnpackete (eine Rückenlehne kostet mehr, mit Polsterung noch mehr), Armlehnen (völlig überschätzt), einmal klingeln = 1 Euro, Becherpfand, luftdüse benutzen, nur gegen Geldeinwurf ... also es gibt noch viele Möglichkeiten!

"Nonstop you"

Das ist jetzt bei bischen albern.
Natürlich müssen die Kosten weiter runter will man gegen U2 FR und Konsorten bestehen ...
Beitrag vom 13.03.2018 - 09:28 Uhr
"Finanzchef Svensson hat bereits angekündigt, die Kosten je angebotenem Sitzplatzkilometer jedes Jahr um 1 bis 2 Prozent nach unten zu drücken."

In wieviel Jahren ist man denn dann bei 0 (null) angekommen, der Traum eines jeden Finanzchefs?

Toilettengebühren, Stehplätze (geklaute Ideen), Sitzplatzverwöhnpackete (eine Rückenlehne kostet mehr, mit Polsterung noch mehr), Armlehnen (völlig überschätzt), einmal klingeln = 1 Euro, Becherpfand, luftdüse benutzen, nur gegen Geldeinwurf ... also es gibt noch viele Möglichkeiten!

Ihre Beispiele beinhalten ja keine Kostensenkungsmaßnahmen, sondern dienen ja nur der Ertragssteigerung. Kleiner Tipp: Das größte Kostensenkungspotenzial liegt in modernen Flugzeugen.


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