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Boeing stellt Auslieferungen an Iran Air zurück

Iran Air Airbus A330-200
Iran Air Airbus A330-200, © Airbus

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CHICAGO - Die Zeiten politischen Tauwetters zwischen Washington und Teheran sind passé - die Vereinigten Staaten drohen mit der Kündigung des Nuklearabkommens. Boeing rechnet nicht mehr damit, 2018 Flugzeuge an Iran Air zu liefern und fand für drei 777-300ER bereits einen Plan B.

"Wir haben keine Auslieferungen in den Iran für dieses Jahr angesetzt oder in der Produktionsplanung berücksichtigt", sagte Boeing-Konzernchef Dennis Muilenburg vergangene Woche. Nahende Liefertermine habe der Konzern "in Einklang mit dem Vorgehen der US-Regierung" zurückgestellt.

Der Hintergrund: der US-Regierung geht der 2015 verhandelte Atom-Deal mit Iran nicht weit genug, sie will das Abkommen verschärfen und schon ab Mai wieder alle Sanktionen gegen das Land in Kraft setzen. Nicht nur der Pakt steht auf dem Spiel, sondern mit ihm milliardenschwere Industrieaufträge.

Iran Air, die besonders unter jahrzehntelangen Embargos litt, nutzte die Gunst der Stunde zur Einkaufstour: Airbus erhielt Aufträge über 32 A320neo, sechs A320ceo, acht A321ceo, acht A330-200, 28 A330-900neo und 16 A350-1000. Eine kurzfristig verfügbare A321 und zwei A330-200 lieferte Airbus Anfang 2017 aus.

Gerne hätte Iran Air im April 2017 auch eine von Turkish Airlines zurückgestellte 777-300ER genommen, der Flieger fand schließlich aber doch den Weg zum ursprünglichen Besteller.

So blieb es bei Lieferterminen ab Mai 2018 für 50 737 MAX und je 15 777-300ER und 777-9. Den Anfang sollten nach Informationen der Agentur "Reuters" drei 777-300ER machen, die Boeing nun bei anderen Kunden unterbringt. Die aktuelle Produktionsrate gelte "unabhängig von iranischen Aufträgen", stellte Muilenburg klar.

Im laufenden Jahr gingen bei Boeing Bestellungen für zwei neue 777 aktueller Bauart von All Nippon Airways (ANA) sowie für drei Flugzeuge von einem namentlich nicht genannten Kunden ein. Das Jahr 2017 schloss Boeing mit 60 Programmaufträgen ab und kann damit einen gleitenden Übergang zum Nachfolger 777X planen.

Milliardenaufträge von Iran Aseman und Iran Airtour

Die Aufträge von Iran Air sind nicht die einzigen, die auf der Kippe stehen. Iran Aseman will mindestens 30 737 MAX importieren - wenn man sie lässt. Airbus fädelte 2017 noch einen Deal mit Iran Airtour über 45 A320neo ein, der es gemessen an aktuellen Listenpreisen auf einen Wert von knapp fünf Milliarden US-Dollar bringt.

Iran Air, ein Codeshare-Partner der Lufthansa, plant außerdem mit 20 ATR 72-600 - acht dieser Turboprops sind inzwischen für die Airline im Einsatz.

© aero.de | Abb.: Boeing | 30.04.2018 15:50

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Beitrag vom 03.05.2018 - 14:27 Uhr
dann kann Iran Air ja jetzt eine einheitliche Airbus Flotte aufbauen, spart Geld bei der Ausbildung und Wartung ;-)

Naja. Wenn Trump die Sanktionen wieder verhängen sollte, gelten die natürlich auch für Airbus. Die könnten die Sanktionen zwar theoretisch ignorieren, müssten dann aber fürchten, kurzfristig keine Flugzeuge in die USA exportieren zu können. Die EU könnte ihrerseits zwar auch auf den Handelskrieg eingehen und Boeing aus der EU raushalten. Für den Iran wird aber keine (westliche) Regierung der Welt den wirtschaftlichen Schaden in Kauf nehmen wollen, der durch einen Handelskrieg zwangsläufig entsteht.

Stimmt nicht.
Ab einer gewissen Quote US Produkte gilt das Embargo auch für AIB.
Und wenn die USA die Lieferung wichtiger Komponenten an AIB verhindert, baut man bei AIB weltweit kein einziges Flugzeug mehr.
Beitrag vom 03.05.2018 - 14:25 Uhr
dann kann Iran Air ja jetzt eine einheitliche Airbus Flotte aufbauen, spart Geld bei der Ausbildung und Wartung ;-)

Falsch...
Wenn das Embargo wieder kommt, kann Airbus gar nichts liefern, weil zu viele wichtige Teile aus den USA stammen. Damit gilt das Embargo auch für Airbus. Umgänge AIB das Embargo, würde Trump jegliche Lieferung an AIB verbieten, was bedeuten würde, dass AIB kein einziges Flugzeug mehr herstellen konnte. Damit wäre AIB erledigt.
Beitrag vom 01.05.2018 - 10:55 Uhr
Dafür müssten sie jetzt im Zweifel aber ziemlich schnell sein.


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