Einzig British Airways legte sich dieses Jahr auf den Getriebefan als Kraftpaket für 47 A320neo fest. Den Trend zum CFM-Triebwerk belegen von Flight Ascend für die Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" ausgewertete Daten.
Pratt & Whitney, ein Tochterunternehmen des amerikanischen Industrieriesen United Technologies, steckte rund zehn Milliarden US-Dollar in die Entwicklung der hochmodernen und sparsamen aber eben immer noch störungsanfälligen Triebwerke. Brennkammer und eine Luftdichtung sind aktuelle Baustellen.
"Wir müssen zu oft die Triebwerke von Flugzeugen abnehmen, die schon im operativen Einsatz sind", beklagte Airbus-Konzernchef Tom Enders im Juli. Der aktuelle Stand sei für Airlines und Airbus gleichermaßen "frustrierend".
Im ersten Halbjahr lieferte Airbus 54 A320neo und fünf A321neo aus, nur 16 flogen mit Pratt-Triebwerken vom Hof. Laut Airbus-Finanzchef Harald Wilhelm standen zuletzt 30 bis 35 A320neo vor den Werkshallen und warteten auf ihre Triebwerke - Airbus sieht das 2017er Lieferziel von 200 Einheiten in Gefahr.
Flugpause für jede zweite A320neo
Die ausbleibenden Neuaufträge erklärt Luftfahrtexperte Robert Mann mit wachsender "Skepsis gegenüber dem Triebwerk" und einer unklaren Verfügbarkeitssituation. Selbst wenn Pratt & Whitney die Kinderkrankheiten abstelle, "verzögern sie dennoch eine ganze Reihe von Auslieferungen".
Fehlende Ersatztriebwerke zwingen Airlines zudem öfter zu Flugpausen. Im Juli verbrachten 46 Prozent aller A320neo mit Pratt-Triebwerken aber nur neun Prozent der A320neo mit CFM-Triebwerken mindestens eine Woche am Boden, quantifiziert UBS-Analyst David Strauss das Problem in einer am Montag veröffentlichten Studie.
Anfang August musste Pratt-Kunde Lufthansa einige Tage auf die D-AINC verzichten. Die A320neo hatte am 31. Juli einen Flug von Frankfurt nach Stockholm abgebrochen, nachdem die Leistung eines Triebwerks im Reiseflug vom Sollwert abgewichen war. Die Piloten drehten nach Frankfurt um.
Pratt & Whitney bekräftigt Lieferziele
Chris Calio ist am Firmensitz in East Hartford für die zivilen Triebwerksserien von Pratt & Whitney zuständig. "Wir sind vom langfristigen Wert unseres GTF-Programms überzeugt", sagte der Manager mit Blick auf 8.000 Aufträge, die Pratt & Whitney für den Getriebefan vorliegen.
Pratt & Whitney stellt Versionen des Triebwerks auch für die Bombardier CSeries, die Embraer E2, die Irkut MC-21 sowie den Mitsubishi Regional Jet her und fährt die Produktion, in der es ebenfalls klemmte, steil hoch. Calio bekräftigte das Programmziel von "350 bis 400" Triebwerken, die Pratt & Whitney 2017 ausliefern will.
© aero.de, Bloomberg News | Abb.: Airbus | 24.08.2017 08:04
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