AGM 2018
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IATA sieht weltweite Abkühlung der Airline-Gewinne

IATA AGM in Sydney
IATA AGM in Sydney, © IATA

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SYDNEY - Fluglinien weltweit müssen sich nach einem Rekordgewinn im Jahr 2017 auf sinkende Profite einstellen. Wegen höherer Kosten für Kerosin und Personal strich der Welt-Luftfahrtverband IATA bei seiner Generalversammlung in Sydney am Montag seine Gewinnerwartungen für die Branche zusammen.

Mit insgesamt 33,8 Milliarden US-Dollar (rund 29 Mrd Euro) dürften Fluggesellschaften in aller Welt in diesem Jahr um elf Prozent hinter dem Spitzenwert von 38 Milliarden Dollar aus dem Vorjahr zurückbleiben.

Noch im Dezember war die IATA für 2018 von einer leichten Steigerung auf 38,4 Milliarden Dollar ausgegangen. 2017 hatten die Airlines zum Teil von steuerlichen Einmaleffekten profitiert. IATA-Generalsekretär Alexandre de Juniac zeigte sich mit den Aussichten dennoch zufrieden. 2018 werde das vierte Jahr in Folge, in dem die Gewinne der Unternehmen die Kapitalkosten überträfen.

Dennoch müssen Fluglinien in Nordamerika und Europa der Prognose zufolge kleinere Brötchen backen als bisher gedacht. Für Nordamerika mit Branchenriesen wie Delta Air Lines und United geht die IATA statt von 16,4 Milliarden nur noch von 15 Milliarden Dollar Gewinn aus, nachdem sie im Vorjahr noch 18,4 Milliarden Profit eingeflogen hatten.

Damit würden die Airlines der Region im laufenden Geschäft aber immer noch die höchsten Gewinnspannen weltweit erzielen, hieß es.

Für Europa mit Gesellschaften wie Lufthansa, Air France-KLM, der British-Airways-Mutter IAG und dem größten Billigflieger Ryanair rechnet der Verband jetzt im Jahresvergleich mit einem Gewinnanstieg von 8,1 auf 8,6 Milliarden Dollar. Bisher sollte es jedoch deutlich stärker auf 11,5 Milliarden Dollar nach oben gehen.

Einige Airlines in Europa kämen im laufenden Geschäft bereits auf eine ähnlich gute Gewinnentwicklung wie ihre Rivalinnen auf der anderen Seite des Atlantiks, schreibt die IATA. Die für 2018 erwartete Gewinnspanne europäischer Airlines im laufenden Geschäft (Ebit-Marge) liegt mit 6,4 Prozent aber noch deutlich hinter den 9,9 Prozent nordamerikanischer Airlines zurück.

Im Vorjahr hatten die Pleiten von Fluggesellschaften wie der deutschen Air Berlin und der britischen Monarch die Branche durchgeschüttelt und verbliebene Anbieter gestärkt. Ein herber Tarifkonflikt mit ausgedehnten Streiks bei Air France, in dessen Folge der langjährige Konzernchef Jean-Marc Janaillac seinen Hut nahm, hält einen der europäischen Branchenriesen allerdings unter Druck: Air France verdient pro Ticket deutlich weniger als ihre niederländische Konzernschwester KLM.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet auch wegen der Probleme von Air France in den kommenden Monaten mit wieder höheren Ticketpreisen. So dürfte das branchenweite Flugangebot nicht mehr so stark wachsen. Auch die Lufthansa könne ihre Kapazität wegen Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Flugzeuge wie dem Airbus A320neo oder der CSeries von Bombardier nicht so stark ausbauen wie zuletzt.

Teurer Sprit verhagelt Airline-Bilanzen

Die IATA führt als wichtigste Gründe für ihre pessimistischere Gewinnprognose höhere Treibstoffpreise und höhere Kosten für die Beschäftigten an. So werde der Ölpreis von 54,9 Dollar je Fass im Vorjahr auf im Schnitt voraussichtlich 70 Dollar im Jahr 2018 steigen.

Bisher war der Verband nur von einem Anstieg auf 60 Dollar ausgegangen. Die Airlines dürften nicht umhinkommen, einen Teil der Kostensteigerung an ihre Kunden weiterzureichen, sagte de Juniac.

Die Nachfrage nach Flugtickets scheint unterdessen ungebrochen. Die Zahl der Passagiere dürfte 2018 laut IATA weltweit um 6,5 Prozent auf 4,36 Milliarden steigen, der Umsatz soll um fast elf Prozent auf 834 Milliarden Dollar zulegen. Allerdings dürften Stückkosten stärker steigen als die Stückerlöse. Dies zehrt an den Gewinnen.

Auch Fluggesellschaften in der verkehrsstärksten Region Asien-Pazifik müssen sich 2018 auf einen Gewinnrückgang einstellen. Airlines in Lateinamerika und dem Nahen Osten dürften hingegen mehr verdienen als im Vorjahr. So musste die arabische Fluglinie Etihad zuletzt hohe Verluste wegen ihrer europäischen Beteiligungen Air Berlin und Alitalia verbuchen, die 2017 in die Insolvenz geschlittert waren. Nachbarin Qatar Airways litt unter Flugverboten in ihren Nachbarstaaten.

Schlusslicht der Luftfahrt-Regionen bleibt Afrika: Mit rund 100 Millionen Dollar Verlust dürften die Fluggesellschaften des Kontinents dem Verband zufolge erneut rote Zahlen schreiben. Die IATA vertritt rund 280 Fluggesellschaften in aller Welt, die rund 83 Prozent des weltweiten Luftverkehrs bewältigen.
© dpa-AFX | Abb.: IATA | 04.06.2018 06:39

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Beitrag vom 04.06.2018 - 10:58 Uhr
"Fluglinien kämpfen" ist lustig. Der Sprit ist immer noch deutlich billiger als er schon mal war und dass das Personal in einem stetig wachsenden Markt auch mal knapper (und damit teurer) wird, ist keine Überraschung. Auch nicht, dass bestehndes Personal einen Anteil an wachsenden Umsätzen und Gewinnen haben will.
Die Branche wächst immer noch deutlich über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum. Wenn da gekämpft wird, dann höchstens um den niedrigsten Ticketpreis.


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