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Laut Airbus-Prognose sollen 2036 bis zu 1,6 Milliarden Menschen das Flugzeug allein für Reisen innerhalb des Landes wählen. Boeing sieht einen Bedarf von 7.200 neuen Flugzeugen in China - und geht darin mit Airbus weitgehend konform.
Die demographische Entwicklung deutet darauf hin, dass die Prognosen der Flugzeugbauer und Airlineverbände für China stimmen. Die Mittelschicht in dem Land wächst schnell - ihr Zustand gilt als wichtiger Indikator für die Nachfrage nach Flugreisen.
Nach dem Willen der chinesischen Regierung sollen schon bis 2020 vierzig Prozent der Bevölkerung und damit knapp 600 Millionen Menschen zur Mittelschicht gehören - beinahe doppelt so viele wie heute.
Auch wirtschaftspolitisch hat China seit 2016 Zeichen gesetzt, die auf ein tatsächliches Eintreten der Wachstumsprognosen deuten ließen. Bis 2020 stampft China 74 neue Flughäfen aus dem Boden und vor zwei Jahren führte die Regierung die Airlineregulierung "Rule 96" ein.
Die besagt, dass neue Airlines erst dann größere Flugzeuge kaufen dürfen, wenn sie 25 kleinere Cityhopper betreiben. Ein deutliches Signal für den inländischen Flugverkehr und ein Marktversprechen für Flugzeugbauer wie Bombardier, Embraer und ATR.
Noch 2018 soll zudem die Begrenzung für ausländische Beteiligungen beim Bau von Flugzeugen fallen. Hersteller können dann im Land produzieren, ohne dafür chinesische Unternehmen an Bord holen zu müssen.
Gegenteilige Anzeichen
Dennoch: selbst die besten Prognosen sind keine Selbstläufer - und die chinesische Regierung lässt dem Markt keine freie Hand. Faktisch hat sie seit der Einführung der "Rule 96" erst zwei Airlineneugründungen überhaupt zugelassen.
Tianju Airlines, die noch auf ihre Starterlaubnis wartet, hat sich beim Flugzeugkauf für die chinesische Hausmarke ARJ-21 entschieden. "Wir denken, das ist das Modell, das am besten zu uns passt", zitiert "TheNational.ae" dazu einen Airlinemanager, der dem Medium seinen vollen Namen nicht nennen möchte.
Zugleich nutzt die Regierung die Erteilung von Flugzeugbestellungen bei ausländischen Herstellern als politisches Druckmittel. Aktuell im Handelskonflikt mit den USA, wo sie zur Warnung das Boeing-Auslaufmodell 737 NG mit Strafzöllen belegt hat.
2012 drohte China damit, keine Langstreckenflugzeuge mehr bei Airbus zu bestellen, sollten chinesische Airlines für Flüge in die EU CO2-Abgaben bezahlen müssen.
In den kommenden Jahren wird der Parteikader beim Thema Luftfahrt zwischen den Konsum- und Reisewünschen der chinesischen Mittelschicht und nationalpolitischen Schachzügen abwägen müssen.
In einer zufriedenen Mittelschicht sieht die Regierung einen politischen Stabilitätsanker, in der Entwicklung der Luftfahrt ein politisches Machtinstrument. Diese Konstellation macht den chinesischen Markt nicht berechenbarer.
© aero.de | Abb.: Airbus | 30.06.2018 09:55
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