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Auf Tour in den neuen Kabinen von Singapore Airlines


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SYDNEY - Auch wenn er keine Lieblingsairline hat, gibt es doch eine Fluglinie, die für Andreas Spaeth heraussticht: Singapore Airlines. Vor 32 Jahren ist er zum ersten Mal mit ihr geflogen. Nun hat der Vielflieger die neuesten Business Class-Produkte im A380 und im Boeing Dreamliner 787-10 ausprobiert.

Ich werde oft gefragt, welche Fluggesellschaft mir die liebste ist. Das fällt mir immer schwer zu beantworten, weil ich bei vielen Airlines zumindest in Teilbereichen Dinge sehe, die mir besonders gefallen.

Eine Airline allerdings sticht heraus, auch weil ich seit 1986 mit ihr unterwegs bin: Singapore Airlines (SIA). Was mich vor allem beeindruckt, über alle diese Jahre und erneut auf einer gerade abgeschlossenen Australien-Reise, ist die Konstanz, mit der SIA ihre Premium-Produkte anbietet.

Singapore Airlines Airbus A380
Singapore Airlines Airbus A380, © Singapore Airlines

Beim Bordservice und beim Bordprodukt kann man grundsätzlich Top-Standard erwarten und SIA gelingt es nicht zuletzt durch harten Drill ihrer Crews, ein gleichbleibend hohes Niveau auf jedem einzelnen Flug zu liefern.

Das mag ziemlich berechenbar, oft ein wenig kühl oder gar etwas langweilig sein - man wird selten überrascht - aber das ist den meisten Passagieren bei einer Fernreise auch lieber so. Etwas verwirrend selbst für Stammkunden ist die häufige Produktinnovation bei SIA.

Gerade in jüngster Zeit kamen ständig neue oder überarbeitete Kabinen auf den Markt: Von der A350 und einer neuen Premium Economy bis hin zur neuen A380 mit ihren gefeierten Drehsessel-und-Bett-Suiten (an Stelle der First Class) sowie einer überarbeiteten Business Class und jüngst den ersten Boeing 787-10 mit einer völlig neuen regionalen Business Class. Ich habe beides ausprobiert.

Airline:
Singapore Airlines
Flugzeugtyp:
Airbus A380/Boeing 787-10
Kabine:
Business Class
Datum:
31. Mai 2018/10. Juni 2018
Route:
Singapur-Sydney/ Perth-Singapur
Flug:
SQ221/SQ216
Momentan betreibt SIA drei von fünf nachbestellten A380, von denen die erste ziemlich genau zehn Jahre nach dem kommerziellen Erstflug 2007 ausgeliefert wurde. Deren neuer Kabinenstandard wird bis 2020 auch auf allen 14 verbleibenden älteren SIA-A380 eingebaut. Die neuen A380 fliegen derzeit auf bestimmten Flügen von Singapur nach London, Sydney und Hongkong.

Im März 2018 erhielt SIA ihre erste von derzeit fünf Boeing 787-10 für regionale Strecken, sie werden zunächst auf bestimmten Flügen von Singapur nach Perth und Osaka sowie ab 2. Juli nach Bali eingesetzt.

Beide neuen Kabinen habe ich auf kurzen Nachtflügen zwischen Singapur und Australien ausprobiert, daher beschränke ich mich hier im wesentlichen auf die Beschreibung der Sitze, denn Lounges und Bordverpflegung haben sich nicht geändert und ich habe auf diesen Nachtflügen weder gegessen noch das Unterhaltungsprogramm genutzt.

Abendflug in nagelneuer A380

Mein Abendflug von Singapur nach Sydney wird von der erst im Februar 2018 gelieferten A380 mit dem Kennzeichen 9V-SKV durchgeführt. Dort befinden sich im nur für die Premium-Klassen genutzten Oberdeck (anstatt bisher im vorderen Teil des Hauptdecks) jetzt vorn die sechs (bisher zwölf) Suiten.

Dahinter sind 78 neue Business Class-Sitze eingebaut, verteilt in eine größere Kabine vorn und eine kleinere hinten. In einer der früheren A380-Varianten ist das gesamte Oberdeck von insgesamt 86 Business-Sitzen belegt - daran sieht man, wie die aktuelle Version verdichtet wurde.

Singapore Airlines Airbus A380 Business Class
Singapore Airlines Airbus A380 Business Class, © Andreas Spaeth


Die neunzehn neu konfigurierten A380 werden 2020 insgesamt 14 Prozent mehr Business-Sitze aufweisen als die ursprünglich von SIA betriebenen neunzehn A380.

Auf den ersten Blick sehen die neuen Business-Abteile in der A380 sehr viel eleganter aus als bisher, was vor allem an den organisch fließenden Formen der Abteilwände liegt und den Farben (Aubergine und Kupfer) – sowie am eleganten Moodlighting beim Einsteigen bei Dunkelheit draußen.

Einige wesentliche Kritikpunkte vieler Passagiere am alten Business-Sitz wurden jetzt beseitigt: Bisher waren die Sitze bei relativ geringem Abstand in der 1-2-1-Anordnung fast so breit wie eine Bank (30 Zoll = 76cm), so dass sich darin für viele Nutzer nicht komfortabel sitzen ließ, trotz zusätzlicher Kissen.

Die neuen Abteile verfügen jetzt neben dem Sitz jeweils über einen kleinen und eleganten Ablagetisch und einen mit 25 Zoll angenehm breiten Sitz.

Fußraum bleibt knapp bemessen

Ein wesentlicher Kritikpunkt jedoch konnte nicht abgestellt werden – durch den jetzt geringer gewordenen Sitzabstand (nur noch 50 Zoll anstatt 55, 127cm anstatt 140cm) bleibt der Zwang zum diagonalen Schlafen erhalten.

Und es gibt dazu einen neuen und sehr gravierenden Kritikpunkt: Der Fußraum ist extrem schmal bemessen, ich konnte es zuerst gar nicht glauben. Schon bisher gilt in der SIA-Business Class aller Kabinen in allen Langstrecken-Flugzeugen: Den meisten Fußraum und die Chance gerade und nicht diagonal liegend zu schlafen bieten nur die Mittelsitze der ersten Reihen hinter Trennwänden.

Singapore Airlines Airbus A380 (2017) Business Class
Singapore Airlines Airbus A380 (2017) Business Class, © Singapore Airlines


In der neuen A380 sind das jeweils die Sitze D und F in den Reihen 11, 91 und 96. Ich sitze auf 96K am Fenster hinter der Tür. Hier passt zwar mein Rollenkoffer unter den Fußraum (und nicht in die Gepäckablage an der Kabinendecke), aber der Fußraum ist etwa nur ein Drittel so groß wie nebenan auf den Mittelsitzen 96D und F.

Hier ist glücklicherweise ein leerer Platz, daher ziehe ich auf 96F um. Dort steht mir etwa die gesamte Sitzbreite von 25 Zoll auch im Fußraum zur Verfügung, großartig.

Eher schockierend dagegen sieht es auf allen anderen Sitzen aus, ich prüfe 97F dahinter und messe, dass der Fußraum hier nur etwa ein Viertel so groß ist. Mit Schuhgröße 46 kann ich meine Füße hier nicht mal aufrecht stellen.

Aber es gibt auch eine wesentliche Verbesserung: Der Sitz lässt sich jetzt vom Passagier stufenlos selbst zum Bett ausfahren. Das klingt zwar selbstverständlich, war es bisher bei SIA aber nicht. Dort musste ein Flugbegleiter kommen (Stammkunden machen das selbst), die Sitzlehne nach vornüber klappen und ein Bett bauen.

Weiterhin geboten werden eine Art Matratzen-Matte, eine angenehm leichte Decke und zwei Kissen. Allerdings bleibt die Liegefläche trotz Auflage, wie auch schon der Sitz ohne Auflage, erstaunlich hart. Ausgefahren ergibt sich ein Bett von 1,98 Meter Länge, im alten wie im neuen Produkt.

Wie bequem aber gerade ein groß gewachsener Passagier darin schläft hängt wesentlich davon ab, ob er einen der wenigen Sitze mit mehr Fußfreiheit ergattert oder nicht. Wie knapp der bei den meisten Sitzen neuerdings bemessen ist grenzt allerdings an eine Zumutung.

Darüber helfen auch positive Neuigkeiten wie die jetzt pro Sektor in Business Class gratis gebotenen 30MB an Datenmenge für WLAN im Flug (je nach Surfverhalten meist in Minuten verbraucht) oder die interaktive, hoch auflösende Flugkarte auf dem großen Bildschirm nicht hinweg.

Dank meines großzügig bemessenen Betts auf 96F aber habe ich einen sehr angenehmen Flug in 7:03 Stunden nach Sydney.

Die Business Class in der Boeing 787-10

Gespannt bin ich auf die nagelneue regionale SIA-Business Class in der erst seit dem Sommerflugplan 2018 eingesetzten Boeing 787-10, von der SIA 49 bestellt hat.

Sie sollen bis 2019 die derzeit noch einundzwanzig A330-300 ersetzen, die ein überholtes Premium-Produkt mit 2-2-2-Bestuhlung und geneigten Bettsitzen aufweisen.

Singapore Airlines Boeing 787-10
Singapore Airlines Boeing 787-10, © Singapore Airlines

Die Regionalstrecken betragen bei SIA zwischen 45 Minuten und bis zu acht Stunden Flugdauer, durchschnittlich sind sie aber auf drei- bis vierstündigen Missionen innerhalb Asiens unterwegs.

Die SIA-787 verfügt über 36 Business-Class-Abteile auf der Basis des Stelia Solstys III-Sitzes, der hier als Design mit Namen Symphony firmiert. Eine gewisse Ähnlichkeit in der Anmutung mit dem neuen A380-Produkt ist beabsichtigt, die Ablagetischchen in jeder Suite sind beinahe identisch.

Auch die edle Anmutung mit Aubergine-farbenem Leder und lärmdämmender Stoffbespannung innen in jeder Suite. Die Sitze sind in einer Kabine mit neun Reihen abwechselnd in 1-2-1- und 1-1-1-1-Konfiguration angeordnet, ihr Abstand beträgt 60 Zoll (152cm).

Die gute Nachricht: Hier verfügen alle Sitze über wesentlich mehr Fußraum als im neuen A380-Business-Produkt. Das ausgefahrene Bett ist mit 1,93 Meter etwas kürzer, aber dafür liegt man nicht diagonal.

Engpässe bei der Sitzgestaltung

Probleme gibt es dagegen an anderer Stelle: Der Sitz ist sehr schmal – nur 20 Zoll (51cm) – gerade einen Zoll breiter als die Sitze der SIA-Premium Economy. Sonst sind SIA-Business-Sitze 25 bis 30 Zoll breit. Durch das Absenken der beiden schmalen Armlehnen lässt sich die Sitzbreite auf immerhin 26 Zoll vergrößern.

Ein weiterer Engpass sind die Ablagetischchen, wenn sie als Sitzmonumente am Gang stehen und ein Passagier an ihnen vorbei muss, um seinen Sitz einzunehmen.

An den acht betroffenen Fensterplätzen beträgt die Lücke zwischen Tisch und Vordersitz gerade mal 23 Zentimeter – verdammt eng für nicht gertenschlanke Menschen.

In der Boeing 787-10 gibt es zwei absolute Favoritenplätze, 11A und 11K, die beiden Fensterplätze in der ersten Reihe. Ich habe mit Glück 11A ergattert und bin sehr zufrieden.

Die beiden Sitze haben zur Fensterseite hin vorn jeweils ein riesiges offenes Fach, in das mein Rollenkoffer hervorragend hineinpasst. Wenn dies ein Tagflug wäre, wüsste ich das noch mehr zu schätzen.

Eigentlich ist die Aussparung für einen Babykorb gedacht. "Corner Office" – Eckbüro – nennen manche Vielflieger diese beiden besonderen Plätze bereits. Genau wie in der A380 bietet auch die 787 in jeder zweiten Reihe die Möglichkeit, nahe neben einem Mitreisenden zu sitzen und bei Bedarf sogar eine Art Doppelbett einzurichten.

Anders als in der A380, wo die Flugbegleiter die Trennwand ganz verschwinden lassen können, ragt sie in der 787 immer mindestens ein Stück weit heraus. In der Mitte sitzt man entweder eng beieinander – scherzhaft "Honeymoon Suite" genannt - Hochzeitssuite - oder weit auseinander, getrennt gleich durch zwei fest installierte Tisch-Monumente, "Scheidungssitze" genannt.

Wie auch immer – die Flugzeit von nur 4:55 Stunden mitten in der Nacht von Perth nach Singapur ist viel zu kurz für dieses sehr ansprechende Produkt. Ansprechend vor allem gemessen daran, dass es nur auf kürzeren regionalen Flügen eingesetzt wird.

Bewertung

Generell beeindruckt stets das Produktniveau von Singapore Airlines in Business Class. Die beiden neuesten Varianten der Geschäftsreiseklasse sind vor allem optisch echte Hingucker.

Dies geht allerdings teilweise auf Kosten des Komforts, vor allem beim Fußraum in der A380, wo aus Kostengründen die Sitze jetzt merkbar enger beieinander stehen.

Gerade in diesem Punkt bietet erstaunlicherweise das Regionalprodukt in der Boeing 787 mehr Komfort. Beide Produkte sind aber insgesamt trotz solcher Abstriche dem Angebot vieler Wettbewerber überlegen.
© Andreas Spaeth | Abb.: Airbus | 01.07.2018 10:39


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