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Quer über Australien mit der Virgin A330


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SYDNEY - In Australien transkontinental zu fliegen ist ähnlich weit wie in Nordamerika, die Australier nennen das "die Tyrannei der Entfernung". Niemand würde auf die Idee kommen, die rund 3.300 Kilometer Luftlinie zwischen Sydney an der Südpazifikküste im Osten und Perth am Indischen Ozean am Südwestzipfel des Landes auf dem Landweg zurückzulegen. 

Die gut fünf Flugstunden sind also eine längere Mittelstrecke - und doch ist es erstaunlich, dass die meisten der vier Airlines (Qantas, Virgin Australia, Jetstar und Tigerair), die sie nonstop fliegen, Narrowbody-Flugzeuge einsetzen. 

Virgin Australia Airbus A330-200
Virgin Australia Airbus A330-200, © Andreas Spaeth
 
Die zweitgrößte australische Fluggesellschaft Virgin Australia ist gleichzeitig die größte der Virgin-Markenfamilie. Es ist vor allem eine Inlandsgesellschaft. Das lässt sich schon daran ablesen, dass sie über 80 Boeing 737 betreibt, aber nur fünf Boeing 777 und sechs A330. 

Für jemanden, der mit Virgin Australia von Sydney nach Perth kommen und in Business Class Langstrecken-Komfort genießen möchte, stehen unter vielen Flügen mit 737 gerade mal zwei am Tag mit der A330 zur Auswahl. 

Airline:
Virgin Australia
Flugzeugtyp:
Airbus A330-200
Kennzeichen:
VH-XFJ
Kabine:
Business Class
Datum:
6. Juni 2018
Route:
Sydney-Perth
Flug:
VA569
Ich entscheide mich für den Abendflug, der Sydney um 19 Uhr verlässt. Online kann ich vorab schon Sitz 2A ergattern. Als ich am Kingsford Smith Airport ankomme, erlebe ich die erste Überraschung: Ich werde gebeten, die Schalterhalle wieder nach draußen zu verlassen und einen separaten Eingang zu benutzen, den sogenannten "Lounge Premium Entry", wie groß darüber steht. 

Dort gibt es einen eigenen Empfangs- und Gepäckschalter, und vor allem eine eigene Sicherheitskontrolle. Das wünscht man sich auch in Europa auch, nicht nur in den super exklusiven First Class-Terminals oder gebührenpflichtigen VIP-Lounges wie in Frankfurt und München. 

Exklusiver Eingang mündet in Kantinen-Atmosphäre

Nur mit Handgepäck gehe ich zügig durch die Sicherheitsschleuse und komme in die riesige, erst kürzlich modernisierte Lounge. Doch was sich eben noch exklusiv anfühlte, ist plötzlich vor allem eng und voll. 

Gerade auf der Hauptetage sitzen die Wartenden eng beieinander, sowohl Neonbeleuchtung als auch Buffet haben ein wenig das Ambiente einer Cafeteria. Immerhin gibt es eine große Auswahl an Wein (Selbstbedienung) und Bier/Cider (an der Bar), allerdings keine Spirituosen. 

Dazu ein recht breites Angebot an warmen und kalten Speisen (frische Salate, Suppen, Pizza). Man kann sich hier sattessen, aber es fehlt dem Angebot ein gewisser Pfiff - es kommt eher rüber wie in einer Kantine. 

Ich finde heraus, dass es noch einen weiteren Lounge-Bereich eine Etage höher gibt, hier ist es viel ruhiger. Allerdings fehlt es hier genauso eklatant an Steckdosen zum Laden von Geräten, ein echtes Versäumnis.

Direkt von der Lounge aus erreicht man den Abflugbereich, zum Gate ist es ein längerer Fußweg. Zum Abflug steht die vier Jahre alte A330 VH-XFJ bereit, die Kabine bei Dunkelheit draußen in stimmungsvolles, lilafarbenes Licht getaucht. 

Virgin Australia Airbus A330-200 Business Class
Virgin Australia Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth
 
Die "The Business" genannte Kabine, in dieser Form 2015 eingeführt, bietet in fünf Reihen 20 Sitze auf der Basis des Modells Super Diamond von B/E Aerospace, das auch von Qatar Airways genutzt wird, für Virgin Australia aber stark individualisiert worden ist.

Die Sitze mit ihren geschwungenen, schwarzen Trennwänden aus schwarzem Verbundwerkstoff befinden sich in 1-2-1-Anordnung, alle Fenstersitze sind nach außen gerichtet, die Doppelsitze in der Mitte aufeinander zu. In der Mitte gibt es blaue Plexiglas-Schiebetüren als Trennwände, die sich öffnen lassen. 

Auffällig ist der vielfältige Stauraum aus mehreren Fächern an den Sitzen, die 21 Zoll (53cm) breit sind – ein Stauraum ist sogar extra für Tablets. Wenn die Armlehnen versenkt sind, sind es sogar nochmal sieben Zoll mehr.

Virgin Australia Airbus A330-200 Business Class
Virgin Australia Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth
 
Der auch schon im aufrechten Zustand angenehm leicht geneigte Sitz lässt sich zu einem zwei Meter langen Bett ausfahren, auf Nachtflügen gibt es sogar eine Schaumstoff-Matratze als Unterlage. Die A330 befinden sich auf Inlandsstrecken von Sydney, Melbourne und Brisbane nach Perth im Einsatz und auf internationalen Strecken der Region etwa nach Hongkong oder Fidschi.

Ich darf kurz die Piloten im Cockpit besuchen, und schon geht’s pünktlich los. Auf meinem 16-Zoll-HD-Bildschirm nutze ich vor allem die interaktive Flugkarte und höre nebenbei über die hervorragenden lärmdämmenden Kopfhörer Musik. Die Bandbreite des Unterhaltungsangebots ist ausreichend, aber überschaubar.

Im Gegensatz zu ihrer Boeing 737-Flotte hat Virgin Australia bisher in ihren A330 kein WLAN an Bord, dies soll erst ab Anfang 2019 nachgerüstet werden. Interessanterweise gibt es ein "Airread"-Angebot, wo von der Universität von Queensland gelieferte pTextartikel aufgerufen werden können - ich lese einen über Stadterneuerung in Frankreich.

Dieser Abendflug findet genau zur Essenszeit statt, bereits sieben Minuten nach dem Start bringt die Flugbegleiterin in ihrem knallroten Jackett einen heißen Lappen, nach 15 Minuten Wasserflaschen und nach 45 Minuten gibt es dann Aperitifs. 

Virgin Australia Airbus A330-200 Business Class
Virgin Australia Airbus A330-200 Business Class, © Andreas Spaeth
 
Ich probiere einen Croser NV Adelaide Hills, australischen Sekt. Die Weinliste ist mit drei Roten, drei Weißen und zwei Dessertweinen (bis auf einen Neuseeländer alles Einheimische) üppig bestückt, dazu gibt es drei Biere auch von kleinen Brauereien und sechs Spirituosen.

Die Mahlzeiten sind gestaltet vom bekannten australischen Restaurant-Betreiber Luke Mangan, und Virgin Australia ist bekannt für die Restaurant-Qualität ihrer Menüs in Business Class. 

Als Vorspeise stehen Huhn mit Couscous und Ziegenkäse oder Blumenkohlsuphpe mit Minze und Petersilie zur Auswahl. Beim Hauptgericht gibt es drei Optionen: Lamm-Moussaka mit Auberginen, Gedämpfter Barramundi-Fisch mit Süßkartoffelcurry und Basmatireis oder Apfel-Sellerie-Salat mit Walnüssen und Cranberries. 

Ich entscheide mich für die Suppe, die anderthalb Stunden nach dem Start aufgetragen wird und leider nicht sehr warm, aber wohlschmeckend ist.
Leider wurde mein gewählter Wein, ein Sauvignon Blanc, heute nicht beladen. Ich probiere drei andere, alle nicht ganz überzeugend, ich bleibe beim Chardonnay aus dem Barossa Valley. 

Eine Stunde und 45 Minuten nach dem Start kommt das Hauptgericht, sieht anregend farbig aus mit grünem Curry und orangefarbenen Süßkartoffeln, schmeckt lecker. 

Zum Nachtisch wähle ich Käse, der zu einem Highlight wird, auf dem Teller ein Engländer und zwei einheimische Käsesorten. In Australien gibt es dazu immer Quittenpaste, die auch heute auf dem Menü steht, stattdessen liegt aber ein Döschen Feigen- und Walnusspaste auf dem Teller, auch köstlich, dazu leckere dünne Mohncracker – und ein Glas Tawny aus den Barossa Valley, die australische Version von Portwein. Ein rundum gelungenes Mahl. 

Danach schlafe ich ein wenig, lese, höre Musik. Wir haben extrem starken Gegenwind – in Australien ist Winter, und daher mit 5:25 Stunden bis zur Landung in Perth 15 Minuten Verspätung. Die waren in dieser bequemen Umgebung aber gut zu verschmerzen.

Bewertung

Virgin Australia liefert auf der Transkontinentalroute ein Top-Produkt, das man sowohl vom Kabinen-Design als auch vom Service- und Cateringstandard nur bei den besten Airlines der Welt und nur auf Langstrecken erlebt. Vor allem die US-Amerikaner können hier für ihre langen Inlandsstrecken noch was lernen.
© Andreas Spaeth | Abb.: Virgin Australia, aero.de (Montage) | 19.08.2018 08:53


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