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Wie Carsten Spohr die Zitrone weiter ausquetscht

Brussels Airlines Airbus A320
Brussels Airlines Airbus A320, © Brussels Airlines

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FRANKFURT - Lufthansa surft auf der Konsolidierungswelle in Europas Luftfahrt kräftig mit. Mit Norwegian hat sich Airlinechef Carsten Spohr einen echten Billigproduzenten als nächstes mögliches Übernahmeziel ausgeguckt. Zeitgleich erhöht der Manager den Kostendruck auf Airlines im Lufthansa-Verbund.

"Die Zitrone ist nie ausgequetscht, uns fällt immer noch etwas Neues ein." Das Zitat aus den letzten Lufthansa-Tagen des Spohr-Vorgängers Christoph Franz hallt bei Lufthansa nach.

Brussels Airlines steht sich derzeit selbst im Weg - diese Botschaft sendete Spohr der Tochter am Rande der IATA Generalversammlung in Sydney. Die ohnehin stockende Integration in Eurowings werde von Pilotenstreiks und offenen Tariffragen zusätzlich gelähmt.

"Innerhalb der Lufthansa Gruppe ist Brussels Airlines eine relativ kleine Airline, wenn dort gestreikt wird, wirkt sich das unmittelbar auf ihre Ergebnisse aus", sagte Spohr. Und wenn "die angepeilten Ziele nicht erreicht werden", wird es eben "keine zusätzlichen Investitionen und kein Wachstum geben".

Zwar will Spohr solche Sätze nicht als Drohung an die Mitarbeiter verstanden wissen, setzt Investitionen aber dennoch immer regelmäßiger und immer gezielter als Hebel ein: wer Vorgaben verfehlt, muss auf neue oder zusätzliche Flugzeuge warten - und riskiert, gegenüber hausinternen Wettbewerbern weiter zurückzufallen.

Ab 2019 werden alle neuen Airbus A320 standardisiert an Lufthansa ausgeliefert. Die Flugzeuge sollen ohne großen Aufwand zwischen den Flugbetrieben wechseln können - den Zuschlag erhält dann die Plattform, die Flüge am günstigsten für die Billigmarke Eurowings produziert.

Spohr "holt den Markt und den Wettbewerb in den Konzern", zitiert das "Handelsblatt" einen Lufthansa-Insider. "Ohne Wettbewerbsdruck untereinander fehlt der Kostendruck. Und Spohr will und muss den Kostendruck auf seine Töchter erhöhen."

Konkret will Lufthansa die um Treibstoffaufwendungen bereinigten Stückkosten (CASK) 2018 um bis zu zwei Prozent drücken. Bei Eurowings kostete jeder angebotene Sitz pro Flugkilometer nach dieser Kennziffer zuletzt 7,9 Cent. Die umworbene Norwegian produziert ihre Tickets zu halb so hohen Kosten.

Der Kostendruck führt nicht nur bei Brussels Airlines zu Spannungen mit dem fliegenden Personal. Die Schweizer Pilotenvertretung Aeropers erklärte inmitten laufender Tarifverhandlungen bei Edelweiss die bestehenden Verträge für null und nichtig. Ein Paukenschlag, der den Konzern kaum aus der Reserve lockte.

"Es scheint dem Management nicht ausreichend bewusst zu sein, wie stark sich der Unmut innerhalb des Pilotenkorps angestaut hat", teilte die Gewerkschaft mit.

Verteilungskampf erreicht Langstrecke

Dennoch: das Spohrsche Leistungsprinzip macht auch vor der Langstrecke nicht halt. Swiss kann 2020 mit zwei weiteren Boeing 777-300ER rechnen - eine Anerkennung für gute Zahlen. Austrian, die im ersten Quartal ihre Verluste um acht auf 67 Millionen Euro ausbaute, ging leer aus - obwohl die Airline ihre 767-Flotte dringend erneuern müsste.

"Wir entscheiden über die Zukunft der Langstreckenflotte (von Austrian, Red.), wenn wir uns sicher sind, dass sich die AUA diese Investition leisten kann", sagte Spohr im Mai in Wien. Transferleistungen zwischen finanzstarken und schwächelnden Airlines soll es bei Lufthansa unter Spohr nicht mehr geben.

Auf der Langstrecke will Lufthansa - beginnend 2020 mit der Boeing 777X - in Zukunft ebenfalls ein standardisiertes Konzernprodukt einführen.

Zugleich harmonisiert Lufthansa die Tarifstruktur: das neue Langstrecken-Basisticket "Economy Light" ohne Aufgabegepäck ist bei Austrian, Swiss und Lufthansa ebenso buchbar wie seit letzter Woche bei Brussels Airlines.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Brussels Airlines | 27.06.2018 08:12

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Beitrag vom 08.07.2018 - 21:42 Uhr
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Fly-away
Moderator
Beitrag vom 08.07.2018 - 19:52 Uhr
Ich bin nicht mit allem Einverstanden was CS und sein Team machen (Das Management ist mir zu konservativ und zu sehr auf die Kostenseite fokussiert) aber wenn sie kein Kostenmanagement beherrschen, können Sie sicher sein, dass sie verlieren werden.

Da ist sie wieder, eine der Säulen der BWL-Märchenstunde. Erstens benötigt man für ein effizientes Kostenmanagement keine überbezahlten Manager, sondern lediglich eine Handvoll loyaler Controller. Und zweitens ist Kostenmanagement nicht annähernd so wichtig, wie die Qualität des Produktes bzw. der Dienstleistung oder glauben Sie, daß Firmen, wie z. B. Apple vor allem aufgrund ihres Kostenmanagements Gewinne machen? Wenn man jedoch als Manager keine guten Ideen hat, muss man sich immer wieder am Personal abarbeiten, um wenigstens einen Teil seiner Millionenbezüge zu rechtfertigen.

Genau das ist der große Unterschied zur Industrie: Lufthansa ist eine Airline wie viele andere auch mit am Ende der selben Dienstleistung wie viele andere auch und da spielen die Kosten eine entscheidend größere Rolle.

Produktivitätssteigerungen der einzelnen Angestellten durch bessere Werkzeuge funktionieren auch nicht oder nur sehr begrenzt also verdienen Angestellte im Dienstleistungssektor leider generell deutlich weniger als in der Industrie und das ist auch nicht schön aber ganz natürlich und hat nichts mit den Managern zu tun denn die gibt es in der Industrie auch.

Edit: BWL ist eine einzige Märchenstunde da haben sie Recht.

Dieser Beitrag wurde am 08.07.2018 19:53 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 08.07.2018 - 16:17 Uhr
Ich habe ein Problem mit besserwisserischen Aussagen wie "Denken tut nicht weh" und "Erst lesen, dann verstehen, dann antworten". Das sind keine Appelle sondern sich über andere Stellen. Ihre Aussagen können Sie auch gut ohne solche Kommentare machen.

Sie legen also fest, was Appelle sind und was Besserwisserei? Das nenne ich selbsbewusst.

Genau solche persönlichen Sachen bitte lassen, sonst war's das von meiner Seite mit der Diskussion.

Wer weicht hier der Antwort aus? Erzählen Sie doch mal!

Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe Sie gefragt weshalb man denn diese Versammlungen abhalten muss wenn Sie so unwichtig sind. Hier sind Sie leider der Frage ausgewichen und antworten mit einer Gegenfrage.

Ich kann nur spekulieren, warum das Aktiengesetz solche Veranstaltungen ursprünglich vorgesehen hat. Wahrscheinlich waren die Väter dieses Gesetzes einfach zu naiv, um vorherzusehen, wie pervers und menschenverachtend sich der Finanzkapitalismus entwickeln würde. Heute sind das jedenfalls reine Show- und Marketingveranstaltungen für Leute, die sich auch abends "Börse vor acht" anschauen und glauben, dort informiert zu werden. Warum eigentlich gibt es keine Sendung "Pflege vor acht"? Die jedenfalls wäre für erheblich größere Teile der Bevölkerung von Relevanz.

Sorry, sie verfehlen hier wirklich das Thema. Meinen Sie wirklich man steht morgens auf und denkt sich "wie kann ich denn heute meine Mitarbeiter ärgern". Es tut mir leid wenn Sie persönlich schlechte Erfahrungen gemacht haben aber nicht alle sind gleich. Genauso sind einzelne Mitarbeiter nicht immer nur die Opferlämmchen.

Jetzt verteilen Sie auch noch Noten, Herr Lehrer. Respekt! Wissen Sie, ich muss glücklicherweise überhaupt keine derartigen Erfahrungen über mich ergehen lassen, laufe aber auch nicht mit Scheuklappen durch die Welt. Und lenken Sie bitte nicht ab in Richtung Mitarbeiter.

Also hier reden wir irgendwie aneinander vorbei. Meine Aussage war blos, das man es sich als global operierende Firma von einer signifikannten Grösse nicht leisten kann das Kostenmanagement nicht im Griff zu haben. Sie haben ja nicht unendlich Geld zur Verfügung.

"Global operierende Firma" von einer "signifikanten Grösse", "Einblicke" aus der Sicht von "Executives". Ich frage mich, warum Sie in Ihren Beiträgen immer so prahlen müssen? Ohnehin bin ich der Meinung, dass den Konzernen viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das Rückgrat der Wirtschaft jedenfalls sind sie nicht und der Schaden, den sie anrichten, ist inzwischen größer, als ihr Nutzen.

Wie gesagt, tut mir leid wenn Sie persönlich schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und NEIN man muss und WILL sich nicht immer am Personal abarbeiten, das ist aber leider der Teil der immer wieder an die Öffentlichkeit kommt.

Ja, und zum Schluss noch die Opferrolle einnehmen wollen. Das Schema ist wirklich immer das gleiche.


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