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Bei den Passagieren ist Norwegian Air laut SkyTrax, Passenger Choice Awards und anderen Ranking-Einrichtungen eine der beliebtesten Low-Cost-Airlines Europas und weltweit. Davon zeugen insgesamt 33 Auszeichnungen seit 2012 - dem Jahr, in dem die 1993 gegründete Airline sich im Billigsegment positioniert hat.
Der Wert der Airline für Kaufinteressenten dürfte jedoch in anderen Bereichen liegen: in Norwegians Streckennetz, ihrer jungen Flotte, ihren Flugzeugoptionen und ihrem Geschäftsmodell.
Norwegians Streckennetz
Über 150 weltweite Ziele hat Norwegian Air im Programm. Sie ist Vorreiterin bei Langstreckenbilligflügen. Spitzbergen findet sich im Streckennetz ebenso wie Los Angeles, Bangkok und seit neuestem auch Buenos Aires. Im von Branchenkennern als Zukunftsmarkt gepriesenen Argentinien hat Norwegian Air sich frühzeitig das Recht gesichert, 153 Ziele anzufliegen.
Einen großen Teil der Langstreckenflüge bedient Norwegian Air von Großbritannien und Barcelona aus - und macht hier der IAG Konkurrenz. Mit einer Übernahme von Norwegian Air könnte die britische Gruppe einen unbequemen Wettbewerber ausschalten.
Norwegians Flotte und Optionen
Das Durchschnittsalter der Norwegian Air-Flotte beträgt laut Airline 3,7 Jahre. Momentan hat Norwegian 118 Boeing 737-800, 29 Boeing Dreamlinern und drei Boeing 737 Max im Einsatz.
Als Clou dürften Interessenten zusätzlich die Optionen und offenen Bestellungen der Airline erscheinen. Über zweihundert offene Bestellungen hat Norwegian Air bei Boeing und Airbus. In Zeiten extrem hoher Nachfrage und ausgebuchter Produktionslinien ein echtes Ass im Ärmel.
Ab Ende 2018 sollen weitere 42 Boeing 787 Dreamliner an Norwegian geliefert werden. Mit ihnen will Norwegian-Chef Bjorn Kjos der weltweiten Expansion noch einmal Auftrieb verleihen.
Airbus ist bis in die frühen 2020er in der Produktion der A320-Familie ausgebucht - Norwegian Air erwartet ab 2019 die Lieferung von 30 Airbus A321LR. Außerdem hat Norwegian längst 65 A320neo bestellt. Zudem steht die Lieferung von 104 Boeing 737 Max und sieben Boeing Dreamlinern 787-9 aus.
Norwegians Geschäftsmodell
Norwegian setzt auf die Treibstoffeffizienz ihrer jungen Flotte. Zugleich bestellt sie mehr Flugzeuge, als sie für den Linienbetrieb braucht. Denn als zusätzlichen Geschäftszweig wollen Bjorn Kjos und Bjorn Kise eine Wetlease-Flotte aufbauen - und dort einspringen, wo es bei anderen Airlines brennt.
So gesehen ist Norwegian Air eine vielversprechende und clever aufgestellte Airline - das Problem besteht derzeit allerdings darin, dass es bei ihr auch brennt. Sie kämpft mit den enormen Kosten ihres ehrgeizigen Expansionsplanes.
Norwegians Kehrseite
2017 war laut Bjorn Kjos ein extrem schwieriges Jahr für die Airline. Wegen Triebwerksproblemen musste sie über zehn Boeing 787 vorübergehend am Boden lassen. Darüber hinaus hatte sie mit verspäteten Flugzeuglieferungen und Personalmangel zu kämpfen. Der Nettoverlust lag 2017 bei 299 Millionen Kronen.
Bjorn Kjos und Bjorn Kise wissen dennoch um den Wert ihrer Airline. Aber: "Wir sind jetzt erst dabei, die Saat zu säen", sagte Kise im Mai, "es ist etwas zu früh, eine Ernte zu verkaufen, die noch nicht eingefahren ist."
Offiziell steht Norwegian Air also gar nicht zum Verkauf. Die harten Zahlen könnten die beiden Hauptaktionäre Kjos und Kise jedoch bald zum Umdenken zwingen. Oder zumindest dazu, darüber nachzudenken, einen finanzstarken Partner an Bord zu holen.
© aero.de | Abb.: Norwegian | 02.06.2018 10:51
Kommentare (2) Zur Startseite
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Ein Unternehmen ohne echte Substanz, aber mit Milliardenbestellungen und allen möglichen Optionen/Rechten - für mich wirkt Norwegian wie eine einzige riesige Spekulationsblase.