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Lufthansa wagt kein (neues) Airlinexperiment in Indien

DELHI - Lufthansa zieht für Indien bei Beteiligungen die strategische Haltelinie. Wolfgang Will, Lufthansas Mann für Südostasien, nennt es sogar "abenteuerlich", wenn Flugkonzerne jetzt neue Airlinexperimente in Indien an den Start bringen. Schon einmal setzte Lufthansa in Indien viel Geld zu.

Indien tritt mit der Deregulierung seines Luftfahrtsektors einen regelrechten Goldrausch los. Qatar Airways will sich im Land mit einer neuen Airline und 100 Flugzeugen niederlassen. Singapore Airlines, Etihad Airways und AirAsia sprangen mit Beteiligungen an indischen Partnern auf den Zug auf.

"Ein Geschäft sollte man nur auf Grundlage eines Business Plans starten, der Aussicht auf größeren Erfolg verspricht", erklärt Will die auffälllige Zurückhaltung der Lufthansa. "Und ich habe bisher von keiner Inlandsairline aus Indien gehört, die sehr viel Gewinn erzielt."

Lufthansa vernetzt sich zwar mit der Etihad-Beteiligung Jet Airways und sieht im eigenen Indien-Geschäft noch jede Menge Luft nach oben. In Frankfurt kennt man allerdings auch die Tücken des indischen Markts nur zu gut.

ModiLuft


1993 ließ sich Lufthansa vom Deregulierungsfieber anstecken und wirkte am Aufbau von ModiLuft mit. Lufthansa überließ der Airline vier Boeing 737-200 im Wetlease und verwendete an ModiLuft sogar die eigene Markensprache. Als drei Jahre später Leasingzahlungen in Millionenhöhe ausblieben, zog Lufthansa die Reißleine und beendete das Indien-Abenteuer.

ModiLuft Boeing 737-200
ModiLuft Boeing 737-200, © Stefan Martin, GFDL 1.2

Von ModiLuft blieb nach einem Grounding im Jahr 1996 nur die Betriebslizenz übrig, die zwei Unternehmer später für den Start von SpiceJet ablösten. SpiceJet ist - nach eigenen Höhen und Tiefen - heute hinter IndiGo der zweitgrößte Billigflieger Indiens.

Mindestens 43 Unternehmen haben seit 2015 bei der indischen Luftfahrtbehörde Lizenzen für neue Passagierflugdienste beantragt. Die IATA sieht Indien 2020 als drittgrößten Luftfahrtmarkt der Welt. In den nächsten zehn Jahren dürfte sich Indien auf 500 Millionen Jahrespassagiere entwickeln.

Schon das aktuelle Tempo ist rasant - in den vergangenen 23 Monaten ist kein anderer Luftverkehrsmarkt der Welt dynamischer gewachsen als der Subkontinent.

Enorme Treibstoffkosten

Dieser Zugkraft stehen extreme Treibstoffkosten gegenüber, die durch regionale Steuern teilweise 70 Prozent über globalen Marktpreisen rangieren. Eine von KPMG erstellte Marktstudie legt nahe, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten 17 Airlines an den hohen Spritpreisen gescheitert sind.

CAPA rechnet für den Zeitraum von März 2016 bis März 2018 mit Gesamtverlusten indischer Fluggesellschaften in Höhe von 750 Millionen US-Dollar.
© Bloomberg News, aero.de | Abb.: Lufthansa | 18.04.2017 13:29


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