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Crews bundesweit 65 Mal von Laserpointern geblendet

Laserattacke auf einen Virgin-A320 über Edinburgh, © YouTube / Jonathan Winton

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BRAUNSCHWEIG - Bundesweit sind in den ersten sieben Monaten des Jahres 65 Fälle bekannt geworden, in denen Piloten von Laserpointern geblendet wurden. Das teilte Cornelia Cramer, Sprecherin des Luftfahrt-Bundesamtes in Braunschweig, der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die meisten Angriffe wurden demnach rund um den Flughafen Berlin-Tegel (zehn Fälle) gemeldet, gefolgt von Frankfurt am Main (neun) und Hamburg (sieben). Wie viele Fälle es zum vergleichbaren Zeitpunkt im vergangenen Jahr gab, konnte die Behörde nicht sagen.

Das Luftfahrt-Bundesamt geht davon aus, dass sich die Zahl bis Jahresende noch erhöhen wird. Das lasse die Erfahrung aus den vergangenen Jahren vermuten. "Wenn die Tage kürzer werden, steigt die Zahl der Laserpointer-Angriffe in der Regel", sagte Cramer. Nach ihren Angaben wurden zusätzlich zu den 65 Fällen im deutschen Luftraum 31 Laserpointer-Attacken auf deutsche Maschinen im Ausland gemeldet - was insgesamt 96 Fälle bedeutet, in denen Piloten geblendet wurden.

Markus Wahl, Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, sagte auf Anfrage, 96 Fälle seien "96 zu viel". In jedem Fall könnten Menschenleben gefährdet werden. Die Forderungen, die die Gewerkschaft vor zwei Jahren an die Politik gerichtet habe, seien nicht ansatzweise erfüllt worden, so Wahl.

Viele Piloten seien "wahnsinnig genervt" von den Angriffen - vor allem, weil sich deren Zahl nach Meinung der Gewerkschaft ohne großen Aufwand reduzieren ließe. Kernforderung der Vereinigung Cockpit ist demnach, dass leistungsstarke Laserpointer mit mehr als 500 Milliwatt unter das Waffengesetz gestellt werden. "Deren Besitz muss strafbar sein", sagte Wahl weiter.

Im vergangenen Jahr waren dem Luftfahrt-Bundesamt in Deutschland 141 Laser-Attacken gemeldet worden, 36 davon auf Hubschrauber. Das waren weniger Fälle als 2015, als der Behörde von insgesamt 156 Fällen berichtet worden war. Damit setzt sich der Trend fort, wonach die Zahl der Angriffe bereits seit 2014 gesunken ist.

Deutsche Luftfahrtunternehmen sind nach Angaben des Luftfahrt-Bundesamtes seit acht Jahren verpflichtet, Laserattacken auf Flugzeuge und Hubschrauber an die Behörde zu melden. Das gilt auch für die Fälle, in denen deutsche Flugzeuge und Hubschrauber im ausländischen Luftraum von Laserpointern geblendet werden. Entsprechende Fälle hatte es im vergangenen Jahr 77 mal gegeben. Ausländische Luftfahrtunternehmen, die im deutschen Luftraum fliegen, müssen die Attacken dagegen nicht melden.

Wer Piloten mit einem Laserpointer blendet, macht sich in Deutschland strafbar. In Paragraf 315 des Strafgesetzbuches ist geregelt, dass "gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr" mit Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden können.
© dpa-AFX | Abb.: YouTube / Jonathan Winton | 29.08.2017 06:30

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Beitrag vom 29.08.2017 - 11:58 Uhr
Ich fürchte, eine waffenrechtliche Einordnung von Laserpointern mit einer Leistung >500mw wird das Problem nicht nachhaltig lösen (da würde ich auch nicht mehr von Pointer, sondern von Kanone sprechen). Bereits heute dürfen nur Pointer der Klasse 1 bis 2M (bis 1mW) legal in Deutschland verkauft werden. Stärkere Laser sind aber problemlos im Ausland erhältlich (auch im benachbarten EU-Ausland). Ihre Einführung nach Deutschland ist derzeit nicht illegal, der Weiterverkauf aber schon. Trotzdem findet dieser statt, natürlich nicht offiziell, sondern auf einem Graumarkt.

Dazu kommt, dass Blender auch heute schon das Risiko einer hohen Haftstrafe in Kauf nehmen (auch wenn das Risiko wohl eher theoretischer Natur ist, da die Aufklärungsrate nicht besonders hoch sein dürfte...). Eine Verschärfung des Besitzrechts würde IMO da aber nicht viel dran ändern - klar, Besitz und Einfuhr wären dann illegal, aber auch hier muss man erst mal erwischt werden (wie wahrscheinlich bei einer Einfuhr aus dem Schengen-Raum?), und bei einer Kontrolle muss ein mitgeführter Laser auch erst mal als illegal erkannt werden. Und was, wenn da ein Klasse 1 oder 2M Zertifikat dranklebt? Wird schwierig, da Vorsatz nachzuweisen...

Ich denke, den Crews wäre mehr geholfen, wenn die Windscreens systematisch mit einer dielektrischen Spiegelschicht versehen werden müssen, die gängige Laser-Wellenlängen (so viele gibt's bei Diodenlasern ja nicht) reflektieren. Gibt immer noch einen störenden Lichteffekt, aber die Augen der Piloten werden so wenigstens nicht mehr geschädigt.

Dieser Beitrag wurde am 29.08.2017 12:12 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 29.08.2017 - 09:07 Uhr
Ich fliege regelmaessig nach CAI (als pax) und sehe oft mehr als ein Laserpointer auf den Flieger. Wen wundert es? Kennt man noch die Bilder vom arabischen Frühling?  https://pbs.twimg.com/media/BORgB7UCYAAMsvA.jpg


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