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"An fast allen Flughäfen werden in den nächsten Jahren größere und kleinere Projekte zur Kapazitätssteigerung erforderlich sein", sagte Schulte. Selbst wenn nur neue Vorfeldpositionen geschaffen würden, seien Planfeststellungsverfahren erforderlich. Dafür bräuchten die Betreiber die Unterstützung der Politik.
"Langfristig wird die Infrastruktur sicherlich ein Bottleneck werden", warnte der Chef der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) vor Engpässen. Schulte, der auch Chef des größten deutschen Flughafen-Betreibers Fraport in Frankfurt ist, beklagte den wachsenden Widerstand der Anwohner. Die Flughäfen setzten auf eine transparente und intensive Bürgerbeteiligung.
"Zunehmend geht es aber um die Grundsatzfrage, inwieweit die Gesellschaft heute noch aufgeschlossen ist, auch Beeinträchtigungen, etwa beim Lärm, hinzunehmen."
Planungsverfahren müssten auch vereinfacht werden, verlangte Schulte. "Die Verfahren sind hochkomplex und dauern lange. Die Flughäfen betreiben die Vorhaben im eigenen Risiko und gehen bei der Bürgerbeteiligung in die Vorleistung." Dabei könnten sie nicht sicher sein, dass sie die Vorhaben am Ende auch durchbekommen. "Das ist nicht gut für den Wirtschaftsstandort Deutschland."
Sicherheitskontrollen "keine Raketenwissenschaft"
Nach zahlreichen Verspätungen und Flugausfällen im zurückliegenden Sommer trifft die Luftfahrt-Branche am 5. Oktober in Hamburg mit Vertretern des Bundes und der Länder zusammen, um Lösungen zu finden. "Das, was dieses Jahr gelaufen ist, darf nicht Routine werden und wird sich nicht wiederholen", versicherte Schulte.
Die Probleme führte er vor allem darauf zurück, dass Fluglotsen fehlten und dass die Fluglinien um die Kunden der insolventen Air Berlin rivalisierten. "Airlines waren natürlich versucht, maximal Marktanteile zu gewinnen. Nicht immer waren die Flugzeuge oder Crews rechtzeitig verfügbar."
Schneller könnte es aus Sicht der Flughäfen auch an der Sicherheitskontrolle gehen. Die Betreiber wollen die Kontrollen selbst organisieren, bislang macht das die Bundespolizei. Notwendig sei ein neuer Ablauf, sagte Schulte. "Mit mehr Flexibilität. Mit mehr Überholmöglichkeiten. Das ist schließlich keine Raketenwissenschaft."
Das Bundesinnenministerium wolle jedoch erst ein Gutachten einholen - aus Sicht der Flughäfen ist das nicht nötig. "Ich glaube, es ist offensichtlich, wo die Schwächen und Verbesserungspotentiale liegen, und es wäre gut, wenn Entscheidungen getroffen werden."
Passagieransturm in den Herbstferien
In diesem Jahr müssen sich Reisende aber auch zu den Herbstferien noch auf lange Wartezeiten an den Flughäfen einstellen. So erwartet Fraport zum Ferienbeginn in Hessen an diesem Freitag (28. September) bis zu 230.000 Fluggäste pro Tag. Passagiere sollten wegen möglicher langer Wartezeiten an den Personenkontrollen mindestens zweieinhalb Stunden vor Abflug am Check-In sein, hatte Fraport am Freitag mitgeteilt.
Um Wartezeiten gering zu halten, sei es ratsam, möglichst wenig Handgepäck mitzunehmen. Auch ließen sich einige Dinge wie das Einchecken schon digital von zu Hause erledigen. An Deutschlands größtem Airport lagen die Pünktlichkeitswerte laut Schulte zuletzt zehn Prozentpunkte unter Vorjahresniveau.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Lufthansa | 23.09.2018 10:07
Kommentare (2) Zur Startseite
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Schulte macht sich Gedanken über die Betastbarkleit der Gesellschaft - nicht aber über die Belastbarkeit der Anrainer, also der Betroffenen....
Vielleicht macht sich die Gesellschaft mehr Gedanken über die Belastbarkeit der Betroffenen als Schulte!
Wie gut ist Fra? Wer pünktlich landete wurde auch pünktlich an DFS übergeben? Das Gepäck war bei pünktlichen Flügen immer gemäss Vorgaben auf dem Band?
In der Tat eine gute Fragestellung.
Das gilt für Lärm und (gerade ganz aktuell in Frankfurt) auch für die Abgase wie Stickoxide und (Ultra-)Feinstaub die so ein Flughafen in Bodennähe erzeugt.
Die Akzeptanz einer Belastung durch "die Gesellschaft" hängt ja nicht zuletzt davon ab, dass große Teile dieser Gesellschaft persönlich von den zu akzeptierenden Belastungen gar nicht betroffen sind, sondern sich die Betroffenheit auf nur eine kleine Minderheit konzentriert.
Von daher wäre vielleicht "Akzeptanz der Mehrheit" hier eher angebracht.
Beim Lärm wird dieses Modell über Konzentration der Flüge auf möglichst wenige Routen und größtmögliche Spurtreue (zumindest hier in FRA) ja schon lange angewandt um die Zahl der betroffenen Anwohner und damit den Widerstand möglichst zu minimieren, was auch bisher zu weitgehender "gesellschaftlicher" Akzeptanz des Lärms geführt hat.
Bei Luftschadstoffen dagegen bläst FRA bei der typischen Südwest-Windrichtung seine Abgase ungebremst geradewegs in die Frankfurter City, die sich jetzt - angeblich aufgrund älterer Diesel-KFZ - Fahrverbote eingehandelt hat.
Beim Lärm ging die Durchsetzungsstrategie der Minimierung der Betroffenheit bisher weitgehend auf. "Mangelhafter Umweltschutz" ist zu abstrakt um tatsächliche Reaktionen zu provozieren.
Gift atmen, Bluthochdruck und Lernbehinderungen durch Lärm, alles nicht so wild und nicht erwiesen...
Aber wenn der gliebte Cheyenne für die tägliche Fahrt in die City stillgelegt werden muss - da könnte der Spass bei einer ganz neuen "Zielgruppe" aufhören...
Von daher könnte spannend zu beobachten sein ob sich diese Strategie auch so widerstandsfrei bei der Luftbelastung/Fahrverboten anwenden läßt ...
Dieser Beitrag wurde am 24.09.2018 12:40 Uhr bearbeitet.