Luftfahrtgipfel
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Hamburger Runde gegen Airlinechaos

Airlines am Flughafen Nürnberg
Airlines am Flughafen Nürnberg, © NUE

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HAMBURG - Passagiere sollen sich künftig auf ihre Flüge besser verlassen können: Vertreter von Bund, Ländern und der Luftverkehrswirtschaft haben sich am Freitag in Hamburg auf eine Reihe von Maßnahmen verständigt, um Missstände im Luftverkehr aufzuräumen. Die Ergebnisse des Luftfahrtgipfels im Überblick.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärte, sein Unternehmen werde zusätzliche Flugzeuge und Crews an den großen deutschen Flughäfen bereitstellen und insgesamt 600 zusätzliche Stellen für die Verbesserung der Qualität schaffen.

Die Lufthansa habe in diesem Sommer rund 250 Millionen Euro für Zahlungen an die Passagiere ausgegeben und sei bereit, die gleiche Summe zu investieren. Konkret werde Eurowings bis zu sechs Reserveflugzeuge vorhalten und den Flugplan 2019 entzerren.

Wenn einzelne Flüge zu viel Verspätung aufgebaut haben, will Eurowings ab der Tagesmitte auf "Wellenbrecher" zurückgreifen - Flugzeuge und Besatzungen, die kurzfristig einspringen können, um den Tagesflugplan wieder in Takt zu bringen. Zudem will Lufthansa größere Flugzeugwartungen in den Winter vorziehen.

Mehrere Teilnehmer des Luftfahrt-Gipfels betonten, dass alle Beteiligten ihren Beitrag zu Verbesserungen im Luftverkehr leisten müssten. "Wir haben ein Ausmaß an Verspätungen und Flugausfällen, das nicht mehr akzeptabel ist", sagte der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher. Der Luftverkehr sei ein komplexes System mit vielen Akteuren. "Die gute Nachricht ist, dass wir deshalb auch an vielen Stellen ansetzen können."

Es sei die feste gemeinsame Verabredung der Teilnehmer, die Kapazität des Luftverkehrs in Deutschland deutlich zu erhöhen. Alle Akteure würden an einem Strang ziehen.

"Ich bin sehr zufrieden, dass wir einen wichtigen Schritt gemeinsam gegangen sind", sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Es werde nicht der letzte sein. Noch bevor im nächsten Jahr der Sommerflugplan in Kraft tritt, soll sich eine ähnliche Runde noch einmal treffen und eine erste Zwischenbilanz ziehen.

"Am Himmel wird es eng, und das spüren wir", sagte Scheuer. Er werde auch auf europäischer Ebene das Thema stärker nach vorn bringen, um auf dem Weg zu einem einheitlichen europäischen Luftraum voranzukommen.

Mehr Fluglotsen und schnellere Abfertigung

Die von den Teilnehmern beschlossenen Maßnahmen sehen unter anderem vor, mehr Fluglotsen auszubilden, sie von Sonderaufgaben zu entlasten und flexibler einzusetzen. Das System der Sicherheitskontrollen, das an anderen europäischen Flughäfen weitaus effektiver arbeitet, soll auf den Prüfstand gestellt werden. Bislang ist die Bundespolizei für die Personenkontrollen zuständig, die wiederum private Dienstleister beauftragt.

Der Frankfurter Flughafen will zehn neue Kontrolllinien einrichten, andere Flughäfen zusätzliche Flächen für die Security-Checks bereitstellen.

Die von Verbraucherschützern und Politikern geforderte Stärkung von Fluggastrechten stand nicht im Mittelpunkt des Gipfels. Vielmehr gehe es zunächst darum, Verbesserungen innerhalb des Systems zu erreichen, um die Leistungsfähigkeit zu verbessern, sagten mehrere Teilnehmer.

"Wir müssen nicht nur die aktuellen Kapazitätsanforderungen erfüllen, sondern auch die der Zukunft", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Dieter Scheurle.

Der Flugverkehr in Deutschland und Europa werde weiter zunehmen. Justizministerin Katharina Barley (SPD) kündigte an, sie werde jetzt zügig das Gespräch mit den Fluggesellschaften suchen, um bei den Entschädigungsverfahren zu schnellen und guten Lösungen für die Kunden der Airlines zu kommen.

Einige der Maßnahmen sollen schnell eine Wirkung zeigen, andere eher mittelfristig. Es dauere nun einmal, neue Fluglotsen auszubilden. Es herrsche aber Einigkeit, dass sich die vielen Verspätungen und Flugausfälle des Jahres 2018 in der kommenden Sommersaison auf keinen Fall wiederholen sollen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: BMVI | 05.10.2018 13:13

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Beitrag vom 09.10.2018 - 07:42 Uhr
Wie gesagt, ich bin hier anderer Meinung, da ja gezielt einzelnene Bereiche wie die Lotsensituation schon genannt wurden. Da wäre eine GdF schonmal durchaus richtig am Tiwch gewesen. Die Unternehmensführungen weisen ja eh nur die Schuld allen anderen zu, obwohl sie es teilweise selbst verbockt haben. Gerade was die Personalsituation Cockpitseitig bei LH angeht, wäre auch hier ein beitrag der VC wünschenswert gewesen und nicht nur die vom Unternehmen selbst. Ich bleibe dabei, die größten Gewerkwchaften in diesem Bereich hätten mit an den Tisch gehört.
Beitrag vom 08.10.2018 - 18:57 Uhr
@contrail55: naja die Arbeitnehmer wissen nun mal, wieso es Personaltechnisch hakt. Und wenn hier über eine Flexibilisierung meiner Arbeitszeiten und Überstunden für das Personal gesprochen wird, denn darauf wird es als erstes hinauslaufen, dann möchte ich, dass meine Vertreter mit am Tisch sitzen. Denn das Personal werden die ersten sein, die es zu spüren bekommen, wenn sich der Personalmangel noch deutlicher zeigt. Man hat jahrelang nicht aufstocken wollen und gerade bei der DFS wird das zum Problem, denn Lotsen schüttelst du nicht eben mal aus dem Ärmel und extern kannst du sie ja auch schlecht suchen. Von daher haben die Sozialpartner sehr wohl was bei dieser Runde zu suchen.

Das sehe ich anders. Das sind viel zu viele einzelne Bereiche, die da angefasst werden. Jeder Bereich ist komplett anders gestrickt und aufgebaut. Wie das personalseitig gelöst wird muss jeder Bereich für sich lösen. Hier ging es ja erst mal um ein Konzept, wie werden Probleme identifiziert, geht man welche Probleme an, was ist der Zeithorizont usw. Wenn es heißt mehr Personal für die Bereiche X oder Y, dann muss das X/Y für sich lösen. Der Sicherheitsdienstleister interessiert sich nicht für die Vorlaufzeiten der Lotsen oder LH für die Personalsituation der Sicherheit. Auch sind zu viele der Sozialpartner nur für einen kleinen Teilbereich in den einzelnen Unternehmen zuständig. Das Ding wäre nur unnötig aufgeblasen. Am Ende muss es funktionieren.

Aber ja, unbedingt, natürlich gehören DANN, in den einzelnen Bereichen, die Sozialpartner mit an den Tisch, wenn es in die Umsetzung geht. An diesem Tisch saßen Entscheider, die Zusagen machen können ohne erst Absprachen durch Gremien zu jagen. Das können Gewerkschaften so nicht. Daher, was wäre ihr Beitrag an dieser Runde gewesen?

Dieser Beitrag wurde am 08.10.2018 19:03 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 08.10.2018 - 17:47 Uhr
Von daher haben die Sozialpartner sehr wohl was bei dieser Runde zu suchen.

Eher hätten zu suchen gehabt...
Wie das Ergebnis zeigt, ware das auc sehr sinnvoll gewesen, denn tasächlich soll personelle "Flexibilisierung" das primäre Mittel werden um das Chaos zu wuppen...


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