Emirates und Etihad Airways hüllen sich in Schweigen. Doch allein die Nachricht über ein mögliches Zusammenrücken der Schwergewichte sorgt in der Luftfahrtszene für Unruhe. Eine "Emihad" würde jede zwanzigste Strecke auf der Weltairlinekarte kontrollieren. Das wären weitere Konsequenzen:
Überschneidungen
Emirates will Etihad nicht komplett übernehmen, sondern nur den Flugbetrieb - so berichten es mit der Sache vertraute Personen "Bloomberg". Nahezu jede Strecke im Etihad-System bietet Emirates auch aus Dubai an, mehr als jede zweite Emirates-Strecke wird auch von Etihad geflogen.
Im Fusionsfall könnten Emirates und Etihad diese Überschneidungen abbauen - und die Ticketpreise anheben.
Mega-Hubs
Abu Dhabi baut sein Drehkreuz für Etihad aus. Südlich von Dubai entsteht der neue Megahub DWC, an den Emirates in den 2020er Jahren wechseln wird. "Die Airlines könnten die Schwerpunkte dieser Flughäfen auf verschiedene Verkehrsgebiete aufteilen", mutmaßt Luftfahrtanalyst George Ferguson.
In diesem Fall werde sich Dubai auf Europa und Abu Dhabi auf Nordamerika konzentrieren. In Abu Dhabi können Einreiseformalitäten für die Vereinigten Staaten im Pre-Clearance-Verfahren noch vor dem Abflug geregelt werden - der Flughafen hat auf USA-Strecken einen Wettbewerbsvorteil.
Airbus und Boeing
Auf Etihad Airways bricht in den nächsten Jahren eine Metalllawine herein: 174 offene Flugzeugaufträge - darunter 25 Boeing 777X und 62 Airbus A350 - bürden Etihad Abnahmeverpflichtungen im Gegenwert von 46 Milliarden US-Dollar auf. Airlinechef Tony Douglas will Aufträge stornieren und Auslieferungen verschieben.
Das wird teuer. SriLankan Airlines kostete der Rückzug aus einem Vertrag über vier A350-900 116 Millionen US-Dollar. Emirates, Großkunde bei Airbus und Boeing, könnte Etihad dabei helfen, einen besseren Deal mit den Flugzeugbauern über eine Neustrukturierung des Auftragsbuch zu verhandeln.
Wettbewerb
Emirates und Etihad Airways kontrollieren 60 Prozent aller Sitze im Linienverkehr von Australien nach Europa, in den Nahen Osten und nach Afrika. Die Marktmacht des Gespanns wird weltweit Wettbewerbsbehörden auf den Plan rufen. Emirates-Chef Tim Clark hatte bereits im Juni vor hohen kartellrechtlichen Hürden einer Fusion gewarnt.
Politik
Das ölreiche Abu Dhabi half Dubai mit Milliarden US-Dollar aus der Staatskasse, die Folgen der Finanzkrise von 2008 zu überwinden. Jetzt kann sich Dubai revanchieren.
In den Vereinigten Staaten dürfte eine Fusion von Emirates und Etihad die eben beigelegte Kontroverse um staatliche Subventionen für Golfairlines wieder anheizen.
© aero.de, Bloomberg News | Abb.: Airbus | 21.09.2018 14:45
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