Geordneter Rückzug?
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Norwegian zieht Piloten aus den USA ab

OSLO - Norwegian will es alleine schaffen. Zweimal wies der Atlantikdiscounter die übernahmewillige IAG 2018 zurück. Nach einem rasanten Netzausbau rücken bei den Norwegern 2019 die Finanzen in den Vordergrund - Airlinechef Bjorn Kjos dünnt in Europa und die Vereinigten Staaten Crew-Basen aus.

Primera Air und WOW air haben sich 2018 an billigen Atlantiküberflügen verhoben. Norwegian, Vorreiter aller Preisbrecher auf der Langstrecke, hat an seinen Linien zwischen Europa und den Vereinigten Staaten derzeit auch kaum Freunde.

Norwegian Boeing 737 MAX 8
Norwegian Boeing 737 MAX 8, © Norwegian

Die Airline habe 2018 beträchtliche Investitionen getätigt und werde nun "in eine Phase des deutlich langsameren Wachstums eintreten", stellte Kjos die Aktionäre Anfang Januar auf schlechte Nachrichten ein. Der Wettbewerb, hohe Ölpreise und weitere Faktoren hätten zuletzt Auswirkungen auf das Ergebnis gehabt.

Um die Lage zu verbessern, nimmt Norwegian Kostensenkung in Angriff. Ab April will die Airline Piloten von Basen auf den Kanaren, in Palma und Rom abziehen. Auch an den US-Nordostzielen Providence und Stewart, die Norwegian mit Boeing 737 MAX 8 anfliegt, will Kjos gegen Ende 2019 keine Piloten mehr stationieren.

Alle derzeit dorthin buchbaren Flüge bleiben unverändert im Flugplan stehen, teilte Norwegian mit. "Nachfrageabhängige Anpassungen" im Winterflugplan 2019/2020 wollte ein Sprecher allerdings nicht ausschließen. Aus anderen Märkten hat sich Norwegian bereits wieder zurückgezogen.

Die erst vor einem Jahr aufgelegte 787-Linie London-Gatwick - Singapur stampfte Norwegian am 12. Januar 2019 wieder ein. Bis Ende März wickelt die Airline ihre 737-Verbindung von Edinburgh nach Stewart ab.

Norwegian Air hat 2018 so viele Passagiere befördert wie noch nie in der Konzerngeschichte - im Vergleich zum Vorjahr schoss die Zahl der Passagiere um 13 Prozent auf 37,3 Millionen hoch. Allerdings waren die Kabinen der Flugzeuge mit 85,8 Prozent weniger stark ausgelastet als 2017 (87,5 Prozent).

Aktie im Sinkflug

Nachdem Übernahmeofferten der IAG den Aktienkurs im April 2018 auf 32 Euro katapultiert hatten, hat sich die Stimmung der Anleger inzwischen wieder abgekühlt. Aktuell wechseln Norwegian-Papiere zwischen 16 und 17 Euro den Besitzer.

Zweifel an der finanziellen Stabilität bügelt Norwegian ab. "Wir verfügen über hinreichend liquide Mittel (...) und verkaufen einen Teil unserer Flotte, um unsere finanzielle Lage weiter zu verbessern", reagierte die Konzernführung auf einen kritischen Analystenkommentar.

Norwegian will 2019 mindestens 230 Millionen US-Dollar einparen. Die Airline hat fünf Airbus A320 direkt verkauft und will 60 zeitnahe Lieferslots für den gefragten Nachfolger A320neo verkaufen. Auch Termine für die 737 MAX könnte Norwegian schieben oder verkaufen, heißt es aus dem Unternehmen.

In der Branche halten sich dennoch Gerüchte, nach denen Norwegian auch an der Börse neues Geld einsammeln könnte.

"Es wird ein sehr harter Winter", sagte der auf Skandinavien spezialisierte Airlineberater Jorgen Elnaes. "Die Konsolidierung wird sich 2019 fortsetzen, wobei Gewinne mehr zählen werden als Expansionstempo. Wenn die Firma neue Aktien ausgeben muss, wird sie das auch tun."
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Norwegian | 19.01.2019 01:39


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