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Airbus stellt Verbleib in Großbritannien in Frage

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Tom Enders, © Airbus

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TOULOUSE - Eine "Schande" und "Wahnsinn": Airbus-Chef Tom Enders rechnet mit der britischen Brexit-Politik ab. Erstmals stellt Airbus einen Rückzug aus dem Vereinigten Königreich in den Raum. Der Hersteller füllt seine Lagerbestände auf, um sich für einen ungeregelten britischen EU-Austritt zu wappnen.

Tom Enders gehört zu den scharfen Kritikern des Brexit, so deutlich wie jetzt hatte sich der scheidende Airbus-Chef in den letzten zwei Jahren aber nicht positioniert.

"Sofern es zu einem No-Deal-Brexit kommt, müssen wir bei Airbus potenziell sehr schwerwiegende Entscheidungen für Großbritannien treffen", wandte sich Enders in einer Videobotschaft an die Mitarbeiter. "Hört nicht auf den Wahnsinn der Brexiteers, die behaupten, dass wir uns allein aufgrund unserer riesigen Werke nicht bewegen und immer hier bleiben werden. Die irren sich."

Airbus beschäftigt an seinen britischen Standorten direkt 14.000 Mitarbeiter. Laut Enders sichert Airbus in Großbritannien weitere 110.000 Jobs.

An den Standorten Filton im Südwesten Englands und im walisischen Broughton produziert Airbus Tragflächen für fast alle Verkehrs- und Transportflugzeuge. Die Tragflächen für das 2018 von Bombardier übernommene Programm A220 entstehen im nordirischen Belfast für den Export nach Kanada.

"Täuschen Sie sich nicht, es gibt da draußen viele Länder, die gerne Tragflächen für Airbus-Flugzeuge herstellen würden", warnte Enders die britische Regierung. Wenn das Unterhaus einen No-Deal-Brexit nicht abwende, könnte Airbus dazu gezwungen sein, "Investitionen zu verlagern".

Airbus hamstert Flugzeugteile

"Die britische Luft- und Raumfahrtindustrie steht nun am Abgrund", sagte Enders. "Der Brexit droht, ein Jahrhundert der Entwicklung auf der Grundlage von Bildung, Forschung und Humankapital zu zerstören." In einer globalen Wirtschaft habe das Vereinigte Königreich nicht mehr die Fähigkeit, es allein zu schaffen. "Große Luft- und Raumfahrtprojekte sind multinationale Angelegenheiten."

Flügelproduktion für A350 in Broughton
Flügelproduktion für A350 in Broughton, © Airbus

Zwei Monate vor dem Brexit-Termin am 29. März finden sich britische Regierung und Parlament in einem Patt: der mühevoll mit den 27 verbleibenden EU-Staaten ausgehandelte Brexitvertrag fiel im Unterhaus durch. Die EU-Kommission hat Nachverhandlungen ausgeschlossen.

Bei einem ungeregelten EU-Austritt drohen Unternehmen harte Grenzen, Zölle und Einschränkungen im bislang freien Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr.

Airbus hat damit begonnen, Lagerbestände in Großbritannien und Deutschland aufzustocken, um drohende Brexit-Verwerfungen abzufedern. Mit vollen Regalen kann Airbus laut früheren Angaben seine Produktion für maximal einen Monat sicherstellen. Das sei derzeit die bestmögliche Vorbereitung auf den Fall X.
© aero.de, Bloomberg News | Abb.: Airbus | 24.01.2019 09:28

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Beitrag vom 25.01.2019 - 18:26 Uhr
Was ist das für ein leeres Gerede? Enders möchte sich der wohl der EU-Politik empfehlen und populistische Ängste schüren.

Die Airbus Group hat zahlreiche Stand- und Produktionsorte außerhalb der EU; entscheidend für Lieferung der Bauteile von und nach UK ist künftig die gegenseitige Anerkennung der Zertifikate (EASA Form 1), die EASA wird sich so auf das Verhandlungsangebot der CAA einlassen müssen.

Und, wie das A380 Debakel gezeigt hat, lassen sich Flugzeugbauteile eben nicht beliebig in der Welt herstellen, hier ist die Welt eher ein Dorf.
Beitrag vom 25.01.2019 - 11:45 Uhr
Da hat Airbus ganz schön Angst wenn aus Großbritannien die Steuergelder nicht mehr so reichlich fließen.


1.) Fließen tatsächlich UK-Steuergelder?
2.) Und wenn ja, warum sollte es in Zukunft anders sein?

Dieser Beitrag wurde am 25.01.2019 14:21 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 25.01.2019 - 09:33 Uhr
Da hat Airbus ganz schön Angst wenn aus Großbritannien die Steuergelder nicht mehr so reichlich fließen.



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