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Älter als 7 Tage

Boeing 737 MAX könnte monatelang am Boden bleiben

Boeing 737 MAX 9
Boeing 737 MAX 9, © Boeing

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WASHINGTON - Nach dem Startverbot für alle Boeing 737 MAX auch in den Vereinigten Staaten ist ein Großteil der weltweiten Flotte des Flugzeugtyps vorübergehend lahmgelegt. Die US-Luftfahrtbehörde, Airlines und Boeing richten sich auf ein mehrmonatiges Grounding des Großserienmodells ein.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA begründete das Verbot am Mittwoch (Ortszeit) mit neuen Erkenntnissen zum Absturz einer Boeing 737 MAX 8 in Äthiopien, die auf Ähnlichkeiten zum Crash eines baugleichen Flugzeugs im vergangenen Oktober in Indonesien hinwiesen.

Diese Informationen erforderten weitergehende Untersuchungen, ob es sich möglicherweise um dieselbe Absturzursache gehandelt habe, hieß es in einer Dringlichkeits-Anordnung der FAA.

Die FAA stellt sich auf eine längere Stilllegung der Maschinen des Typs Boeing 737 MAX ein. Er rechne mit einer Wiederaufnahme der Flüge "innerhalb von ein paar Monaten", sagte der amtierende Behördenchef Daniel Elwell vor Journalisten, wie unter anderem das "Wall Street Journal" in der Nacht zum Donnerstag berichtete.

Schon vor den USA hatten Europa, weite Teilen Asiens und zuletzt Kanada die Boeing 737 MAX mit einem Startverbot belegt. Mit dem Verbot in den USA stehen inzwischen mehr als 310 Maschinen am Boden. Der US-Luftfahrtkonzern Boeing empfahl am Mittwoch als Vorsichtsmaßnahme ein vorübergehendes Startverbot für alle 371 Flugzeuge der Baureihe 737 Max weltweit.

Gefahr für Sicherheit der kommerziellen Luftfahrt

In der FAA-Anordnung heißt es, die Untersuchungen am Wrack der Maschine hätten am Mittwoch neue Informationen zutage gefördert. Gekoppelt mit Satellitendaten zur Flugbahn nach dem Start der Ethiopian-Airlines-Maschine in Addis Abeba wiesen sie "einige Ähnlichkeiten" zum Absturz in Indonesien auf. Elwell habe beschlossen, "dass eine Gefahr mit Bezug zur Sicherheit bei der kommerziellen Luftfahrt besteht".

Air China Boeing 737 MAX 8
Air China Boeing 737 MAX 8, © Boeing

Mit dem Startverbot für alle Boeing 737 MAX waren die USA am Mittwoch dem Beispiel der EU und zahlreicher Staaten gefolgt. Die FAA teilte mit, alle Maschinen diesen Typs müssten am Boden bleiben, solange weitere Untersuchungen wie etwa die Auswertung der Flugdaten des abgestürzten Flugzeugs liefen.

FAA-Experten unterstützen die äthiopischen Behörden am Unfallort bei der Untersuchung.

BEA wird Flugschreiber auswerten

Nach dem Absturz der Boeing 737 MAX 8 von Ethiopian Airlines sollen die beiden Flugschreiber in Frankreich ausgewertet werden. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Mittwochabend unter Berufung auf die französische Luftsicherheits-Behörde Bureau d'Enquêtes et d'Analyses (BEA).

Die Flugschreiber sollten am Donnerstag zur BEA gelangen. Die äthiopischen Behörden hätten um Unterstützung gebeten.

Das Flugzeug war am Sonntag abgestürzt und hatte 157 Menschen in den Tod gerissen. Die Blackboxes zeichnen den Sprechfunk im Cockpit und alle Flugdaten auf, weswegen sie für die Klärung der Unglücksursache entscheidend sein könnten. Bei dem Crash der Boeing 737 MAX 8 der indonesischen Lion Air waren im vergangenen Oktober 189 Menschen gestorben.

Die FAA zieht mit dem Startverbot für die 737 MAX erst zum dritten Mal eine gesamte Baureihe eines Flugzeugtyps in den USA vorübergehend aus dem Verkehr. Nach einem Absturz in Chicago im Jahr 1979 hatte die FAA ein vorübergehendes Flugverbot für die McDonnell Douglas DC-10 erlassen.

2013 folgte nach dem Brand von Batterien ein vorübergehendes Startverbot für die Boeing 787 Dreamliner. Der Grounding der 737 MAX wird Boeing vor größere logistische Herausforderungen stellen - die Produktion der 737 Serie am Werk Renton soll 2019 auf 57 Einheiten pro Monat hochlaufen.

Boeing arbeitet an Softwareupdate

An den deutschen Flughäfen gab es am Mittwoch für die Passagiere nur geringe Einschränkungen. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt waren von dem am Dienstag verhängten europaweiten Flugverbot nur zwei Flüge betroffen, in anderen Städten gab es gar keine Auswirkungen.

Boeing teilte am Mittwoch mit, die Empfehlung, die Maschinen vorübergehend am Boden zu lassen, sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. "Boeing hat weiterhin volles Vertrauen in die Sicherheit der 737 MAX." Der Konzern sicherte zu, man unternehme alles, um der Ursache für die Abstürze in Äthiopien und Indonesien auf den Grund zu gehen.

Boeing hatte bereits angekündigt, im April ein Softwareupdate in den umstrittenten Fluglagekorrektor MCAS der 737 MAX aufzuspielen. Das System, das im Hintergrund die Trimmung nachregelt, steht in Verdacht, bei beiden Abstürzen eine Rolle gespielt zu haben.

Die meisten Flugzeuge der Boeing-737-Max-Reihe in den USA hat Southwest Airlines, die Fluggesellschaft verfügt über 34 Boeing 737 Max 8. American Airlines - die größte US-Fluggesellschaft - hat 24 Boeing 737 Max 8 in der Flotte. United Airlines besitzt 14 Maschinen vom größeren Typ Boeing 737 Max 9. Nach dem Absturz in Äthiopien hatten Flugbegleiter von Southwest Airlines und von American Airlines ein Startverbot für die Boeing 737 Max 8 gefordert.
© dpa-AFX | Abb.: Boeing | 14.03.2019 07:38

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Beitrag vom 15.03.2019 - 00:31 Uhr
gleichwie lerne ich - wie weit der Weg zum autochthonen Cockpit sich abzuzeichnen scheint.
Beitrag vom 15.03.2019 - 00:13 Uhr
Gibt es in den Boeings immer nur einen oder zwei Drucksensoren?
Wie ist das in der 787 oder 777 geregelt?
Boeing kann sicherlich die Daten von einem oder mehreren AoA-Sensor so verarbeiten, als kämen sie von einem AoA-Sensor mit "Selbstestfunktionen".
Die Fragen sind doch:
- Was zeigt man auf den grossen Bildschirmen?
- Wieviel MCAS will man nutzen, auch mit ausgeahrenen Klappen etc?
- Soll MCAS nur auf das Höhenruder einwirken?
Will man es richtig machen oder nur halbe Sachen?
Falls man "zuviel" macht, braucht man mehr Schulungen für die Piloten oder gar ein neues type rating.
Ausserdem soll es nichts kosten, sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb.

Dieser Beitrag wurde am 15.03.2019 00:15 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 14.03.2019 - 23:57 Uhr
jeder Tote in dieser Causa wird ein weiterer Toter sein.


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