Grounding
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WOW Air ist am Ende

WOW Air Airbus A321 in Frankfurt
WOW Air Airbus A321 in Frankfurt, © Fraport AG

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REYKJAVIK - Der Nervenkrieg um WOW Air ist entschieden. Die Airline hat den den Flugbetrieb eingestellt und die Flotte gegroundet. Noch am Vormittag hatte WOW Air vergebens versucht, in letzter Minute bei Investoren Kapital für einen Neustart aufzutreiben. Tausende Passagiere bleiben auf wertlosen Tickets sitzen.

"End of Operation of WOW Air": der isländische Atlantikdiscounter gibt auf. Seit Donnerstagmorgen hebt kein Flugzeug mehr ab.

Unter anderem wurden die WOW-Air-Flüge zwischen Reykjavik und Berlin-Schönefeld sowie Reykjavik und Frankfurt am Main gestrichen. Alle Passagiere seien bereits informiert worden, erklärte die Airline. WOW Air rät Fluggästen, auf andere Airlines auszuweichen.

"Uns ist die Zeit ausgegangen und wir konnten am Ende keine Finanzierung erhalten", sagte Airlinegründer Skuli Mogensen. "Ich werde mir nie verzeihen, nicht früher gehandelt zu haben."

Erst vorgestern hatte sich die Lage für WOW Air aufgehellt: Anleihegläubiger hatten eingewilligt, ihre Forderungen in Aktien abzugelten.

Das verschaffte WOW Air aber nur eine kurze Atempause, in der das Management um Mogensen bis zuletzt neues Geld auftreiben wollte. "Gespräche mit Investoren über eine Kapitalerhöhung befinden sich in der finalen Phase", war der WOW Air-Website noch am Donnerstagmorgen zu entnehmen.

Laut Insidern hatte WOW Air in den letzten Tagen mit Banken und Investoren über eine 160 Millionen Euro schwere Refinanzierung verhandelt.

Keine Investoren

Ausufernde Verluste hatten WOW Air Ende 2018 in die Enge getrieben. Die Airline hat in den letzten fünf Monaten mit dem US-Investor Indigo Partners und zweimal mit Icelandair über einen Notverkauf verhandelt. Seit Freitag überschlugen sich die Ereignisse: nach einem Rückzieher von Indigo Partners sprang auch Icelandair ab.

Zum Wochenauftakt hatte ein Leasinggeber den Airbus A321 TF-PRO von WOW Air nach der Landung in Montreal an die Kette legen lassen. Stunden später konnte Mogensen den Durchbruch in Verhandungen mit den Anleihegläubigern über einen Schuldenschnitt vermelden.

Im Dezember 2018 hatte WOW Air angekündigt, die Flugzeugflotte von 20 auf elf Flugzeuge einzudampfen und das Personal um 111 Stellen auf rund 1.000 Angestellte zu verringern. In den drei Quartalen zuvor hatte WOW Air ihren operativen Verlust auf 35,5 Millionen US-Dollar vervielfacht.

WOW Air flog über ihr isländisches Drehkreuz Keflavik bei Reykjavik Ziele in Europa und Nordamerika an. In Deutschland werden die Flughäfen Frankfurt am Main und Berlin-Schönefeld bedient. Die Airline hatte Transatlantikflüge zu Tiefpreisen verkauft. Dieses Geschäftsmodell brach 2018 auch dem Konkurrent Primera Air das Genick.

Im laufenden Jahr gingen bereits bei den Fluggesellschaften Germania und Flybmi die Lichter aus.
© aero.de | Abb.: Alec Wilson | 28.03.2019 08:48

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Beitrag vom 28.03.2019 - 19:38 Uhr

Die Branche bereinigt sich selbst, soll heißen, LCC geht buchstäblich die Luft aus und WOW Air wird mit Sicherheit (so hoffe ich) nicht die letzte gewesen sein. Fliegen muss auch der Umwelt zu liebe,wieder teurer werden !!!
Beitrag vom 28.03.2019 - 16:35 Uhr
Bitter für die Mitarbeiter, gut für die Branche. Vergessen wir nicht, dass der Druck auf die nach unten offenen Preise die Standards der ganzen Branche in den Keller getrieben hat. Die Vorgänge um die lausige Auslegung und die Kungelei mit der 737 MAX sind der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung. Weniger "Service", mehr Training für Piloten und Techniker (Mechaniker und Ingenieure) und höhere Flugpreise braucht die kommerzielle Luftfahrt, um zu gesunden.

Da kann ich Ihnen nur beipflichten. All das beutet allerdings höhere Kosten und höhere Ticketpreise, sprich weniger Passagiere für die Airlines die sich dieser Maxime anschließen.

Nur dort, wo es billigere Konkurrenz zu der gewünschten Destination gibt.

So lange da nicht alle Airlines mitspielen, wovon nicht auszugehen ist, bleibt alles wie es ist.

Geringeres Angebot-> Weniger Konkurrenz -> höhere Preise ist ein recht universales Prinzip.

Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass sich erst durch günstigere Tickets untere Einkommensschichten überhaupt erst eine Flugreise leisten können. Sollte man es diesem Segment vergönnen?

Klar. Aber gerade dieses Segment fliegt heute 3 mal im Jahr kurz nach Malle (Sorry an alle Mallorca-Fans). In Zukunft dann nur noch 2 oder einmal, dafür dann uU länger.

Schwierig ist es überhaupt, wenn nicht auch andere Nationen mitmachen. Das mit gutem Beispiel vorangehen, wie es so oft von Deutschen NGO's gefordert wird, wird den deutschen Beschäftigten eher nur schaden und macht deshalb keinen Sinn.

Sinn macht es nur dann keinen, wenn man das Ziel einer Klimapolitik alleine auf die Menge der Beschäftigen verengen würde, wie es dieser Satz nahelegt.
Der Umweltschutz und nachhaltigere Produktionsmethoden erzeugen auch Arbeitsplätze - aber natürlich wird es Verlagerungen/Veränderungen geben müssen.

Die von Schülern unreflektiert übernommene Forderungen einer "Greta Thunberg" auf das Fliegen zu verzichten hilft auch vielen Menschen in den Destinationen von Flugreisen nicht, für die der Tourismus oft die einzige Einnahmequelle ist.

Nicht unbedingt, denn der (Massen-) Tourismus der mit Billigst-Flugreisen gefördert wird, kommt auch in den Zielländern nur einer absolut kleinen Minderheit zugute, erzeugt völlig neue soziale und Umwelt-Probleme am Zielort und hemmt oft die dortige eigenständige wirtschaftliche Entwicklung.


Es ist ein schwieriges Thema, das die Luftfahrtbranche kaum lösen kann. Das inzwischen statistisch jeder zweite Erdenbürger einen Flug unternimmt legt nahe, wo die Lösung ist. Letzteres ist friedlich ebenfalls nur langfristig zu erreichen und erfordert ein hohes Maß an Aufklärung in der Welt.

Volle Zustimmung

Macht man weiter wie bisher wird es prekärer für die Umwelt und die Beschäftigten. Dreht man das Rad zurück geht weltweit Beschäftigung in der Luftfahrt und Tourismusbranche zurück auch mit Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der betroffenen Länder.

Wenn weniger Kunden mehr ausgeben, muss nicht notwendigerweise Umsatz und Beschäftigung sinken. Wir reden ja aktuell noch nicht von einer Verdopplung/Verdreifachung der Flugpreise und einer globalen Rezession der Flug/Touristikbranche.

Keiner kann beantworten ob diese Umkehr überhaupt signifikant irgendetwas am Klimawandel ändern würde.

Doch schon, der Engieverbrauch der Luftfahrt ist recht genau bekannt.
Selbst eine Stagnation bei gleichzeitig besserer Energie-Effizienz der Hardware würde helfen unsere Klimaziele zu erreichen.

Das einzige was jeder einzelne tun kann ist seinen eigenen Fußabdruck zu verringern und im vernünftigen Rahmen zu bleiben.

Stimme zu ...

Dieser Beitrag wurde am 28.03.2019 16:39 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 28.03.2019 - 15:59 Uhr
Bitter für die Mitarbeiter, gut für die Branche. Vergessen wir nicht, dass der Druck auf die nach unten offenen Preise die Standards der ganzen Branche in den Keller getrieben hat. Die Vorgänge um die lausige Auslegung und die Kungelei mit der 737 MAX sind der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung. Weniger "Service", mehr Training für Piloten und Techniker (Mechaniker und Ingenieure) und höhere Flugpreise braucht die kommerzielle Luftfahrt, um zu gesunden.

Da kann ich Ihnen nur beipflichten. All das beutet allerdings höhere Kosten und höhere Ticketpreise, sprich weniger Passagiere für die Airlines die sich dieser Maxime anschließen. So lange da nicht alle Airlines mitspielen, wovon nicht auszugehen ist, bleibt alles wie es ist.

Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass sich erst durch günstigere Tickets untere Einkommensschichten überhaupt erst eine Flugreise leisten können. Sollte man es diesem Segment vergönnen? Schwierig ist es überhaupt, wenn nicht auch andere Nationen mitmachen. Das mit gutem Beispiel vorangehen, wie es so oft von Deutschen NGO's gefordert wird, wird den deutschen Beschäftigten eher nur schaden und macht deshalb keinen Sinn.

Die von Schülern unreflektiert übernommene Forderungen einer "Greta Thunberg" auf das Fliegen zu verzichten hilft auch vielen Menschen in den Destinationen von Flugreisen nicht, für die der Tourismus oft die einzige Einnahmequelle ist.

Es ist ein schwieriges Thema, das die Luftfahrtbranche kaum lösen kann. Das inzwischen statistisch jeder zweite Erdenbürger einen Flug unternimmt legt nahe, wo die Lösung ist. Letzteres ist friedlich ebenfalls nur langfristig zu erreichen und erfordert ein hohes Maß an Aufklärung in der Welt.

Macht man weiter wie bisher wird es prekärer für die Umwelt und die Beschäftigten. Dreht man das Rad zurück geht weltweit Beschäftigung in der Luftfahrt und Tourismusbranche zurück auch mit Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der betroffenen Länder. Keiner kann beantworten ob diese Umkehr überhaupt signifikant irgendetwas am Klimawandel ändern würde. Das einzige was jeder einzelne tun kann ist seinen eigenen Fußabdruck zu verringern und im vernünftigen Rahmen zu bleiben.


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