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30 Boeing 737 MAX hat Ethiopian bestellt, fünf hat Boeing schon geliefert – darunter auch jene Unglücksmaschine, die am 10. März auf dem Weg von Addis Abeba nach Nairobi abstürzte und 157 Menschen in den Tod riss.
Ob Ethiopian vor diesem Hintergrund die restlichen 25 Flugzeuge abnehmen wird, steht laut Tewolde GebreMariam in den Sternen. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg spricht der Chef des äthiopischen Nationalcarriers offen über seine Bedenken, dass nach dem Absturz das Vertrauen von Fluggästen und Crews in die Boeing 737 MAX nachhaltig beschädigt sei.
"Die Situation ist bei uns ein wenig anders als bei anderen, weil wir das Opfer sind." Ethiopian-Kunden hätten den tragischen Unfall mit Flug ET 302 noch immer in den Köpfen. "Es wird also schwer werden, unsere Kunden zu überzeugen", so GebreMariam weiter.
Den Ruf des Unglücksflugzeugs 737 MAX sieht der Airline-Chef nachhaltig beschädigt: "Sie können sich das Stigma vorstellen, das an diesem Flugzeug nun haftet."
Entscheidung hängt von MCAS-Update ab
Angesichts dieses Imageschadens werde Ethiopian die 25 ausstehenden Maschinen vorerst nicht übernehmen – und womöglich sogar ganz auf die Lieferung verzichten.
Die finale Entscheidung darüber möchte GebreMariam treffen, wenn Boeing das angekündigte Software-Update für das automatische Trimmsystem MCAS zur Verfügung stellt.
"Wir sind Teil der globalen Luftfahrtgemeinschaft, warten auf die Korrektur und warten darauf, dass die Korrektur von der FAA und auch von den anderen Aufsichtsbehörden zertifiziert wird", so GebreMariam.
GebreMariam: "Wie lange können wir warten?"
Ungeachtet der ausstehenden Entscheidung über die Zukunft der 737 MAX-Order sieht Ethiopians CEO das Verhältnis zu Boeing jedoch nicht nachhaltig gestört. Schließlich arbeite man seit mehr als 60 Jahren gut zusammen und habe gemeinsam schon manche Herausforderung gemeistert.
Als möglicher Ersatz für die 737 MAX kommt für Terwolde GebreMariam denn auch nur die ältere Boeing 737NG in Frage - allein schon aufgrund der Zusatzkosten für Wartung, Crew-Training und Ersatzteile, die bei der Wahl eines anderen Fabrikats auf Ethiopian zukämen.
"Wir können dieses Problem nur gemeinsam lösen - und zwar als Partner", so GebreMariam weiter. Allerdings weiß der Airline-Chef auch, dass die Zeit drängt: "Die Frage wird sein: Wie lange können wir warten?"
Ethiopian benötige dringend zusätzliche Kapazitäten für die kommende Sommersaison. Er hoffe, dass bis dahin eine Lösung gefunden sei. "Andernfalls werden wir gezwungen sein, nach Alternativen zu suchen."
© FLUG REVUE - PZ | Abb.: Ethiopian Airlines | 09.04.2019 10:53
Kommentare (3) Zur Startseite
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Wenn man soetwas selbstzertifiziert, begibt man sich auf sehr dünnes Eis.