Gerichtsbeschluss
Älter als 7 Tage

Heathrow setzt sich gegen Ausbaugegner durch

Heathrow Expansion
Animation Heathrow Expansion, © Heathrow Airports Limited

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LONDON -  London Heathrow darf trotz laufender Klagen von Umweltschützern um eine dritte Startbahn wachsen. Ein Gericht hat die Einwände der Ausbau-Gegner abgewiesen - und sich von den Argumenten der Flughafen-Anwälte überzeugen lassen: ohne Ausbau würde Heathrow ins Hintertreffen geraten.

Umweltorganisationen wie Friends of the Earth und auch der Londoner Bürgermeister haben sich vehement gegen den Ausbau ausgesprochen - ihrer Ansicht nach steht er in krassem Gegensatz zur Klimaschutzpolitik der britischen Regierung und zum Pariser Klimaschutzabkommen.

Das ist jedoch nicht in britisches Recht übersetzt, was laut der Richter eine "übergreifende Schwierigkeit" für die Klage darstellt. Zwar kann das Urteil noch angefochten werden, doch es zeigt auf, dass vermutlich keine Klage den Ausbau der dritten Startbahn verhindern kann.

"Wir verstehen, dass diesen Klagen wichtige Fragen zugrunde liegen, zu denen die Streitparteien - und auch ein großer Teil der Öffentlichkeit - starke und aufrichtige Ansichten vertreten", sagten die drei Richter bei der Verkündung ihres einstimmigen Urteils.

Sie fügten hinzu, dass das Urteil allein die Rechtmäßigkeit und nicht die politischen Aspekte einer Regierungserklärung betrifft, die sich für die Erweiterung ausspricht. Das Flughafenmanagement ist einem Sprecher zufolge "begeistert": "Es gab nun nicht nur im Parlament sondern auch vor Gericht die Debatte um den Ausbau und wir haben sie gewonnen."

Ausbau der Flughafens London-Heathrow
Ausbau der Flughafens London-Heathrow, © LHR

Das Management arbeitet demnach an einem "Masterplan" für das Projekt, den es im Juni enthüllen will. In diesem Zuge will es auch die Pläne für die Passagierterminals vorlegen.

Verkehrsminister Chris Grayling begrüßte das Urteil mit dem Hinweis, dass es "einen gewaltigen wirtschaftlichen Schwung" bringen werde. Virgin Atlantic steht bereits in den Startlöchern, um weitere Slots in Heathrow zu ergattern. "Ohne die dritte Startbahn kann Virgin Atlantic ihr Ziel, die zweitgrößte britische Airline zu werden, nicht erreichen", ließ die Unternehmskommunikation wissen.

Gegner kündigen Einspruch an

Umweltorganisationen planen indes, das Urteil anzufechten - der Londoner Bürgermeister Khan hat sich noch nicht auf weitere Schritte festgelegt.

Das Projekt ist seit Jahrzehnten umstritten - Gegner führen als Gründe für ihren Kampf zusätzlichen Fluglärm, Verschmutzung, die Zerstörung von Wohnraum und die Auswirkung auf den Straßenverkehr an.

Der Bau der Startbahn könnte frühestens 2021 beginnen, sie sollte bis 2026 fertig sein und die Kapazität des Flughafens auf 135 Millionen Passagiere pro Jahr erhöhen. 2018 waren es 80,1 Millionen.

Schon ab 2022 will das Flughafenmanagement die jährlichen Flugbewegungen um 25.000 erhöhen: Ab dann sollen Flugzeuge auf beiden Runways zeitgleich in selbe Richtung starten und landen.

Mit diesem Parallelbetrieb will der Flughafen pro Jahr fünf Prozent mehr Flugbewegungen realisieren. Bisher trennt Heathrow die aktiven Pisten: für Anflüge und Ankünfte wird jeweils ausschließlich ein Runway genutzt.
© Bloomberg, aero.de | Abb.: Heathrow Airport | 02.05.2019 15:31

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Beitrag vom 04.05.2019 - 10:22 Uhr
Wenn Sie hier statt Wachstum Innovation einsetzen, unterschreibe ich das sofort.
Wohlstand durch weiteres Wachstum ist kein Modell, das langsfristig umsetzbar ist. Wohlstand durch Innovation ( die wir hier in DE auf vielen Ebenen seit vielen Jahren vernachlässigen) dagegen schon
Wenn Sie das auf D beziehen, dann wird jedes Modell scheitern.

Ich meinte das durchaus global.
Die globalen Ressourcen-Restriktionen wirken auf alle Länder weltweit ein.
Ein lineares Wachstum, das wi bisher einen linear steigenden Ressourcenbedarf als gegeben voraussetzt, wird in Zukunft immer öfter scheitern.
Das hat noch nicht mal was mit Umweltschutz zu tun, sondern dass die Rohstoffe teurer werden.

Mit lokalem Umweltschutz kann man sich nicht aus dem globalen Szenario entkoppeln. Genausowenig wie aus der globalen Wirtschaft. Daher bleibt der Grundsatz, solange die Weltbevölkerung wächst und nicht alle auf einem sehr ähnlichen Wohlstandsniveau leben führt an der Wachstumstheorie kein Weg vorbei.

Selbst wenn das vorhersehbar eine Reduktion der Weltbevökerung auf deutlich unter eine Milliarde innerhalb der nächsten 100 Jahre bewirkt? Durch Kriege, Hungersnöte und Seuchen?
Denn genau das bedeutet "Klimakatastrophe".
Kriege um Lebensraum, Rohstoffe, Nahrung und Trinkwasser.
Ist wohl ein bisschen langfristig für manche, aber spätestens unsere Enkel werden noch in den so ausgelösten Kriegen kämpfen und sterben.

Da die Industrieländer den Wohlstand produzieren und in den Rest der Welt exportieren ist das schwer zu entkoppeln, es liegen eher unterschiedliche Geschwindigkeiten vor. Wer wie viel oder schnell wächst hängt eher von der Wettbewerbsfähigkeit ab, aber da der Markt als Ganzes wächst können alle wachsen.

Nur wenn man die benötigten Ressourcen als praktisch nicht begrenzt voraussetzt.
Was sie nicht sind.
Elektroautos werden zB noch nichtmal in Großserien produziert, da werden schon einige kritische Rohstoffe für Akkus und E-Motoren auf dem Weltmarkt knapp.

Es scheint, der Mensch findet das Leben in Ballungsräumen zumutbar und zieht da hin, auch weil dort die Arbeit ist. Da der Ballungsraum London wächst muss auch die Transportlogistik mitwachsen. Es sei denn, alle schränken sich ein. Aber wie soll das gehen?

Auch Heathrow ist ein Hub, wie Frankfurt, bei dem 50% (FRA 70%) der Fluggäste nur umsteigen.
Das hat mit der Größe des Ballungsraums nichts zu tun.
Hub-Funktion und Ziel:London könnte man durchaus entkoppeln.
Was aber nicht im Interesse der Betreibergesellschaft wäre.

Wenn ich Wohlstand durch Innovation erzeuge geht die Arbeit weiter zurück. Was macht der Mensch mit der Freizeit und dem Wohlstand? Das ist die Frage der Zukunft, bisher ohne Antwort oder Vision.

Das ist ein guter Punkt.
Und ich stimme zu: Genau diese Fragen müssen wir beantworten.

Dieser Beitrag wurde am 04.05.2019 10:26 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 03.05.2019 - 23:41 Uhr
Korrektur:

das Beispiel mit der subventionierten Landwirtschaft kam von @chris7891. Sorry.
Beitrag vom 03.05.2019 - 23:39 Uhr

Da die Industrieländer den Wohlstand produzieren und in den Rest der Welt exportieren ist das schwer zu entkoppeln, es liegen eher unterschiedliche Geschwindigkeiten vor. Wer wie viel oder schnell wächst hängt eher von der Wettbewerbsfähigkeit ab, aber da der Markt als Ganzes wächst können alle wachsen.

Das ist eine ziemlich unhaltbare These. Nicht die Industrieländer produzieren den Wohlstand, die Industrieländer lassen sich den Wohlstand produzieren. Und leider vergessen Sie bei Ihrer These auch die gesamte Historie. Beginnend in der Kolonialzeit, da haben nämlich die "Industrieländer" durch brutalste Unterdrückung, die Grundlagen für die heutige "Aufteilung" in erste und dritte Welt gelegt. Und auch heute, wenn auch nicht mehr so brutal, dafür viel perfider, sorgt die erste Welt dafür, das sich daran auch nichts groß ändern kann.

Siehe das von @EricM genannte Beispiel mit der subventionierten, europäischen Landwirtschaft. Die dafür sorgt, dass die afrikanischen Landwirte in ihren eigenen Ländern, mit ihren eigenen Produkten nicht konkurrenzfähig sind!
Das ist doch pervers.

Und auch Ihrer Wachstumsthese, als Lösung der Probleme, möchte ich widersprechen. Wir haben keine Ressourcen für Wachstum mehr! Heute (03.05.2019) war der Tag, an dem wir bereits alle für 2019 eigentlich zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht haben. Anfang Mai!

Wachstum, die bin ich mit @EricM und anderen gleicher Meinung, können nur noch Innovationen sein. Innovationen die den Ressourcenverbrauch brachial verringern bzw. gegen null bringen.

Das wird aber nicht gehen, wenn wir - zurück zum Thema - nicht zeitgemäße Technik wie jetzige Flugzeugen (1000de in den Auftragsbüchern) und nicht zeitgemäße Infrastrukturen, wie Airports, immer weiter bauen - "wachsen" lassen.

Denn was ist denn das wirkliche Ziel dieser "Wachstumsgläubigkeit": den Menschen zu suggerieren, das es nur so geht und damit dem Wachstum der Wirtschaft nicht zu schaden. Allerdings nur der in den Industrieländern. Egal ob es der Menschheit insgesamt schadet.

Denn kein(e) einzige(r) unserer WirtschaftsführerInnen und PolitikerInnen ist doch ernsthaft daran interessiert, die Lebensverhältnisse der Menschen in der dritten Welt ernsthaft verbessern.

Oder glauben Sie das wirklich?

Ich bin bei einem mit Ihnen einer Meinung: Deutschland alleine wird da weltweit nicht viel bewegen können. Aber es könnte Vorbild sein - wie zum Beispiel Schweden, oder New York (mit dem Glasfassadenverbot).


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