Schutzzoll
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USA verdreifachen Importpreise für die CSeries

Bombardier CS100
Bombardier CS100, © Bombardier

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WASHINGTON - Bombardier muss im wichtigen US-Markt einen schweren Rückschlag wegstecken. Das US-Handelsministerium ist bereit, die Importpreise der CSeries mit einem Schutzzoll von 220 Prozent über eine Forderung von Boeing hinaus zu verdreifachen. Der Konkurrent aus Seattle hatte das Verfahren angezettelt.

"Selbst unsere engsten Handelspartner müssen sich an die Spielregeln halten", kommentierte US-Handelsminister Wilbur Ross den vorläufigen Spruch der seinem Ministerium unterstellten Handelskommission ITC.

Das Gremium hatte zu entscheiden, ob Bombardier vergangenes Jahr 125 CS100 unter Wert an Delta verkaufte. Boeing brach den Auftrag aus Börsenberichten auf einen effektiven Stückpreis von 19,6 Millionen US-Dollar runter, ein deutlicher Abstand zum Listenpreis von 76,5 Millionen US-Dollar.

Die enormen Zugeständnisse seien Bombardier erst durch "massive und illegale" Subventionen Kanadas möglich geworden - als Konsequenz schwebte Boeing ein Schutzzoll von 160 Prozent auf Importe in die USA vor.

Die Entwicklungskosten der CSeries liefen mit sechs Milliarden Dollar massiv aus dem Ruder. Um eine drohende wirtschaftlichliche Schieflage des Konzerns abzuwenden, investierte die Provinzregierung Quebec 2016 eine Milliarde Dollar in das Programm, das Bombardier sicherheitshalber vom Konzern abspaltete.

Delta und Bombardier hatten die Vorwürfe in dem Verfahren zurückgewiesen und zuletzt Rückendeckung von JetBlue und Spirit Airlines erhalten. Bombardier nannte die Höhe des Zolls "absurd und überzogen". Delta verwies darauf, dass es sich erst um eine "vorläufige Entscheidung" der ITC handele.

Dabei könnte es für die CSeries noch dicker kommen, denn der aktuelle Zoll stellt lediglich auf die Subventionsvorwürfe ab. Über einen Strafzoll für Preisdumping will die ITC erst am 04. Oktober entscheiden. Boeing beantragt in diesem Punkt 80 Prozent Preisaufschlag an den Grenzen.

Delta erwartet den Zulauf der ersten CS100 aktuell noch im zweiten Quartal 2018 und plant die Flugzeuge bisher an den Hubs New York und Los Angeles ein. Andere potenzielle Interessenten der CSeries aus den Vereinigten Staaten dürfte der Zoll abschrecken.

Kanada legt Verhandlungen mit Boeing auf Eis

Doch auch für Boeing könnte das Verfahren zum teuren Bumerang werden. Kanada legt Verhandlungen über einen 5,2 Milliarden US-Dollar schweren Rüstungsauftrag für F/A-18 Super Hornet Kampfjets auf Eis.

"Wir machen keine Geschäfte mit Unternehmen, die uns verklagen und die Jobs unserer Luftfahrtbeschäftigten gefährden", verschärfte der kanadische Premierminister Justin Trudeau Anfang September den Ton.
© aero.de | Abb.: Bombardier | 27.09.2017 09:07

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Beitrag vom 28.09.2017 - 21:40 Uhr
@AILERON,

die B737 lebt schon langen von treuen Kunden und nicht so überragender Konkurrenz.
Man denke mal an die Diskussion um die MAX und die Worte von Enders: Der hatte den A320-Nachfolger auf nach 2025 verschoben, da es dann bessere Materialien und Motoren geben sollte.
Sind C-Serie bzw. die C919 so überragend? B737-MAX oder A320-NEO sin sicherlich keine Vergleichsmassstab!
Die Reaktion des Wirtschaftsministeriums dürfte auch Boeing zu denken geben.

Die B737 überlebt nur aufgrund der treuen Kunden.Genau. Hinsichtlich der Technologie ist sie längst ein altes Pferd! Optisch etwas verschönert. Facelifting halt. Sie funktioniert, das ist auch alles.

Ja, eine C-Serie oder eine C919 sehe ich schon als Vergleichsmaßstab. Noch nicht überragend aber diese Muster gehen nach vorne, während eine B737 in der alten Welt herum dümpelt.
Beitrag vom 28.09.2017 - 11:55 Uhr
Relativen jungen A 320 ?

Im Vergleich zur 737 - ja, relativ jung (aber auch schon 30 Jahre auf'm Buckel). Die 737 war ja keine komplette Neuentwicklung, sondern basiert in Teilen (Rumpf) noch auf der 727. Deshalb ist es schwierig(er als für Airbus), das Flugzeug mit Upgrades wirklich noch mal über die MAX hinaus weiterzuentwickeln.

Und natürlich hat bei Airbus die Politik gar nichts mitzureden, dieses Unternehmen ist schon immer ohne staatliche Hilfe ausgekommen und eine gewisse alteingesessene Familie mit Namen Airbus hat die Firma gegründet.

Genau wie Boeing - ja, das Unternehmen wurde ursprünglich von einer Person dieses Namens gegründet, aber ohne die staatlich finanzierte Entwicklung der 747 (ursprünglich als Militärfrachter) wäre Boeing damals weg gewesen vom Fenster - zumindest was zivile Flugzeuge angeht (das hätte wohl ähnlich wie bei Lockheed geendet, oder - Ironie - sie wären von Douglas gekauft worden).

Der hier vorgetragene Streit hat doch letztlich nichts mit "Airbus gegen Boeing" zu tun (auch wenn er zeigt, wie ein weiterer handelsrechtlicher Streit dort ausgehen könnte). Bombardier und Quebec haben sich mit Subventionen sehr weit aus dem Fenster gelehnt und Boeing eine Steilvorlage für eine Beschwerde geliefert. Die USA haben unilateral (ohne WTO-Einbindung) eine Reaktion angedroht; dabei ist nicht mal abschließend rechtssicher geklärt, ob die kanadischen Subventionen überhaupt gegen WTO-Regeln verstoßen haben. Neu ist also die Bereitschaft der USA, einen Handelskrieg auch mit engen Verbündeten anzufangen, ohne dass ein international anerkannter Spruch zu einem Sachverhalt vorliegt.

Sowohl in Europa als auch in den USA (und übrigens auch in Brasilien, wo wir gerade dabei sind) wird der Flugzeugbau auf unterschiedliche Weise finanziell gefördert und protegiert (als Industrie von nationalem Interesse - immerhin sind das zufällig auch immer große Rüstungslieferanten für die jeweiligen Länder). Dabei ist man aber mittlerweile clever genug, das ganze so zu organisieren, dass Beschwerden vor der WTO nicht mehr durchkommen. Ob die USA jetzt darauf pfeifen und auf dieselbe Weise unilateral gegen Airbus und Embraer vorgehen, bleibt abzuwarten - für Boeing ist das Risiko relativ gering; die wirklich wichtigen Märkte im mittleren Osten und Asien wären ja (noch) nicht davon betroffen.

Interessant wird, wie Trump dann erst mit Comac umgeht - einen Handelskrieg mit China wünsche ich Boeing jedenfalls nicht, das könnte sehr schmerzhaft für die Flugzeugbauer aus Seattle werden...
Beitrag vom 28.09.2017 - 10:58 Uhr
Soviel ich weiß hat gerade Airbus die fast gleichen Winglet an ihre A 320 montiert wie die der Boeing 737 NG schon Jahre montiert waren.

Aber genau das ist doch der angebliche konzeptionelle Vorteil der A32x.

Sie ist, so meinen einige Experten hier immer wieder, von den Leistungsdanten gleich auf oder besser als die B737, obwohl sie einige technische Kniffe, die bereits bei Boeing verbaut werden, noch gar nicht implementiert haben.

Damit, so die These, hat das Konzept der A32x immer noch Potential und Luft nach oben, da gerade Dinge wie Triebwerksverkleidungen mit Sägezahnhinterkanten, „Split-Tip-Scimitar“-Winglets etc. noch nachgereicht werden können, wohingegen viele Upgrades bei der B737 bereits verbaut/ausgereizt sind, abgesehen vom längeren Fahrwerk und entsprechendem Potential bez. Fandurchmesser...

Wenns stimmt...


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