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Airbus-Chef: "Fühlen uns in die Ecke gedrängt"

Airbus Helicopters
Airbus darf keine Hubschrauber nach Saudi-Arabien exportieren, © Airbus

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TOULOUSE - Handelskonflikte, Exportverbote, Brexit: Guillaume Faury muss sich zu Beginn seiner Amtszeit als Airbus-Chef auf gleich mehrere politisch heikle Missionen begeben. Eine Airbus-Klage gegen die Bundesregierung wegen geplatzer Rüstungsdeals will Faury nur als letztes Mittel in Betracht ziehen.

Weil Deutschland Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien blockiert, drohen Airbus Vertragsstrafen von bis zu 300 Millionen Euro. "Wir fühlen uns in die Ecke gedrängt, Verträge zu verteidigen, die wir geschlossen haben", sagte Faury am Dienstagabend bei einem Treffen mit Medienvertretern in Toulouse, an dem aero.de teilnahm.

Der Konzern hat Saudi-Arabien ein Grenzsicherungssystem mit Kameras und Elektronik verkauft - auch Helikopter sollten Teil des Pakets sein, dürfen derzeit aber nicht ausgeführt werden.

"Das Verhalten der Bundesregierung führt dazu, dass Airbus bestehende Verträge mit Kunden nicht einhalten kann", hatte der Chef der Airbus-Verteidigungssparte, Dirk Hoke, Anfang Mai im "Spiegel" eine Prüfung "aller rechtlichen Optionen" angekündigt.

Wird Airbus Schadensersatz von Deutschland einklagen? "Soweit sind wir noch nicht", verwies Faury auf laufende Kontakte zur Bundesregierung. In der Frage der Rüstungsexporte gehen Berlin und Paris unterschiedliche Wege. "Wir brauchen hier eindeutige Regeln", sagte Faury. Deutschland müsse ein "verlässlicher Partner bleiben".

Keine Gewinner in Handelskriegen

Ein an Subventionen für Airbus und Boeing entfachter Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und der EU wird laut Faury beiden Volkswirtschaften schaden. "Es gibt in Handelskriegen keine Gewinner", sagte der Airbus-Chef.

Beim Brexit muss Airbus bis zum nächsten Austrittstermin im Oktober auf Sicht fliegen. "Hier hat sich die Situation nicht bewegt und damit verschlimmert", sagte Faury. Auch wenn ein EU-Austritt Großbritanniens ohne Abkommen inzwischen "weniger wahrscheinlich" sei, "ist Airbus auf jedes Szenario vorbereitet".
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Airbus | 22.05.2019 08:30

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Beitrag vom 22.05.2019 - 17:33 Uhr
Dass die Technik aus anderer Quelle bezogen werden könnte, ist ein Argument, das durch ständige Wiederholung in unterschiedlichen Kontexten nicht gültiger wird. Mag sein, dass es so ist. Aber erste Wahl ist der Ersatz nicht gewesen, denn sonst müssten wir diese Diskussion nicht führen. Und was wäre überhaupt die Konsequenz? Wenn man schon Menschenrechtsverletzungen begeht, dann wenigstens mit unserer Technik? Soll das Ihr Ernst sein? Ich gehe mal vom besten aus und unterstelle Ihnen, das nicht zu Ende gedacht zu haben.

Lesen sie sich die Links in meinem Beitrag davor durch. Airbus kam nur zum Zug, weil die europäischen Regierungen das eingefädelt haben. Es geht hierbei um Technik für den Grenzzaun zum Jemen. In Saudi Arabien ist sicher vieles im Argen, und das muss geklärt werden. Aber den Zaun, den unsere Regierungen erst nötig und möglich gemacht zu einem Land, in das wohl kein Araber fliehen möchte, als Menschenrechtsverletzung darzustellen erschließt sich mir nicht. Das die Araber Menschenrechte verletzen, ist wohl unstrittig, aber wohl eher nicht mit dieser Art von Technik. Und genau deswegen dürfen Thales und andere die Technik liefern, die deutschen Airbus Defense Werke aber nicht.
Beitrag vom 22.05.2019 - 17:05 Uhr
Wenn das EU Recht Waffenexporte an solche Länder verbietet, was es ja auch tut, aber solche Überwachungstechnik erlaubt, dann ist das doch eine klare Linie, oder nicht?
Sich dann als Moralprediger hinzustellen ist höchst scheinheilig, inkonsequent und unglaubwürdig.

Eine klare Linie, ja. Aber die falsche. Die Entscheidung der deutschen Politik ist sicher auch scheinheilig, volle Zustimmung. Aber in meinen Augen eher deshalb, weil man im Falle Saudi-Arabiens nach der Ermordung des Journalisten in der Türkei sich medienwirksam als Retter der unterdrückten Zivilbevölkerung darstellen konnte, während man es bei Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern, z.B. der Türkei, bei diplomatischem Protest belässt. Die Konsequenz aus beidem sollte deshalb ganz und gar nicht sein, Airbus oder anderen Exporte solcher und erst recht gefährlicherer Systeme zu erlauben, sondern die bestehende (europäische und deutsche) Regelung dahingehend zu ändern, sie grundsätzlich zu verbieten.

Mir persönlich ist es egal, ob Airbus da was exportieren kann oder nicht, aber diese Inkonsequenz und Scheinheiligkeit ist schon höchst suspekt und hat einen, für mich, ganz klaren Geschmack.

Hat sie, dem stimme ich zu. Siehe meine Ausführung oben.

Ich bin auch nicht dafür, Regimen die Waffen zu liefern, mit denen sie ihre Bevölkerung bekämpfen, geht es aber um Technik die von der EU oder anderen Verbünden eben nicht als Waffe angesehen und exportiert wird, macht es wenig Sinn Alleingänge zu machen.

Doch, macht es. Nur sollte das, wie bereits mehrfach geschrieben, noch wesentlich konsequenter passieren.

Denn das hilft der Bevölkerung dort nicht, die Technik kommt dann nur von jemandem anders.

Dass die Technik aus anderer Quelle bezogen werden könnte, ist ein Argument, das durch ständige Wiederholung in unterschiedlichen Kontexten nicht gültiger wird. Mag sein, dass es so ist. Aber erste Wahl ist der Ersatz nicht gewesen, denn sonst müssten wir diese Diskussion nicht führen. Und was wäre überhaupt die Konsequenz? Wenn man schon Menschenrechtsverletzungen begeht, dann wenigstens mit unserer Technik? Soll das Ihr Ernst sein? Ich gehe mal vom besten aus und unterstelle Ihnen, das nicht zu Ende gedacht zu haben.

Tut mir leid, das halte ich einfach für Blödsinn.

Ist Ihr gutes Recht. Ich sehe das grundlegend anders.
Beitrag vom 22.05.2019 - 17:04 Uhr
Die Spielregeln sind Airbus ja bekannt, da muss man sich eben weniger risikoreiche Kundschaft für seine Produkte suchen oder gleich ganz auf ausschließlich zivile Produkte setzen.

Na den Aufschrei hier im Forum möchte ich lesen, wenn Airbus die ganzen Standort in Süddeutschland dann schließt bzw zusammenstreicht.

Mal abgesehen davon sind diese Verträge 2007 im Beisein der Kanzlerin abgeschlossen worden.

"With backing of german chancellor Angela Merkel"
 https://www.globalsecurity.org/intell/world/saudi/miksa.htm

Auch hat die Aussage von Herrn Faury nichts mit Mimimi zu tun, noch sind die Regeln so klar, wie sie das hier so schön schreiben.

Im April hat die Bundesregierung die Restriktionen erst noch gelockert.
 http://www.finanztreff.de/news/roundup-2-bundesregierung-genehmigt-ruestungsexport-fuer-saudi-arabien/16057375

Da kann man auch nicht sagen: „das hilft der Bevölkerung dort nicht, die Technik kommt dann nur von jemandem anders. “, auch wenn es stimmt. Böse übersetzt heist das doch :"Wenn sowiese getötet wird, ist es mir lieber ich verdiene dran als andere..."

Klar kann man das sagen, denn es geht nicht um Waffen die töten, sondern um Überwachungstechnik für die Grenze. Genutzt in einem Projekt, dass die deutsche und fränzösische Regierung maßgeblich mit angeschoben haben.

Dann kann man auch Böse sagen, die europäischen Regierungen lancieren Airbus in Verträge, die sie nach unseren Rechtssprechungen gar nicht eingehen dürften und bei deren Nicht Erfüllung trägt Airbus dann die Entschädigungen. Die Regierungen verdienen, über Steuereinnahmen nur daran, wenn die Gelder in Richting Europa fließen.

Dieser Beitrag wurde am 22.05.2019 17:12 Uhr bearbeitet.


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