Flug AF447
Älter als 7 Tage

Airbus A330 der Air France über Atlantik vermisst

PARIS (dpa) - Ein Airbus A330-200 der Air France mit 228 Menschen an Bord ist am Montag über dem Atlantik wahrscheinlich vom Blitz getroffen worden und abgestürzt. Das Flugzeug mit dem Kennzeichen F-GZCP verschwand auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris von den Radarschirmen. "Wir stehen zweifellos vor einer Luftfahrtkatastrophe", sagte der Chef der Fluggesellschaft Air France, Pierre-Henri Gourgeon.




Die Maschine habe automatisch den Ausfall mehrerer Funktionen übermittelt, nachdem sie in ein schweres Unwetter geflogen sei. Etwa 15 Minuten bevor die Übertragung der Telemetriedaten abbrach meldete das Flugzeug schwere Turbulenzen. Die letzte Übertragung zeigt ein schweres Problem in der Bordelektronik an. Air France geht davon aus, dass Flug 447 von einem Blitz getroffen wurde, der einen Kurzschluss verursacht haben könnte.

Blitzeinschläge in Flugzeuge sind nicht ungewöhnlich. Sie richten in der Regel keine großen Schäden an. Ein vollständiger Stromausfall nach Blitztreffern könnte nach Angaben der Pilotenvereinigungen aber erklären, warum die sehr erfahrenen Piloten kein Notsignal gaben. An Bord des Fluges AF 447 waren nach Air-France-Angaben 216 Passagiere und 12 Crew-Mitglieder.

Am wahrscheinlichsten sei die Hypothese einer "Zerstörung im Flug", sagte der Luftfahrt-Gerichtsexperte Francois Granquier. Wenn die Maschine mitten in den Atlantik gestürzt sei, werde man sie kaum wiederfinden. Die Mittel dazu seien sehr begrenzt. Die Flugschreiber geben nach einem Absturz Signale ab, die es ermöglichen sie aufzuspüren. Allerdings hängt das von der Wassertiefe ab.

Der Airbus war wie geplant um Mitternacht in Rio de Janeiro gestartet. Um 03.30 Uhr gab es den letzten Kontakt mit der brasilianischen Flugkontrolle. Dann flog die Maschine vermutlich in einen Sturm. Gegen 04.15 Uhr kam das automatische Signal des teilweisen Funktionsausfalls und Air France alarmierte die brasilianischen und afrikanischen Luftfahrtämter. Danach verschwand die Maschine von den Radarschirmen.

Die brasilianischen Streitkräfte suchten am Montag nahe der Insel Fernando de Noronha 360 km vor der Küste nach der Maschine. Ein französisches Aufklärungsflugzeug nahm von Senegal aus die Suche nach dem Wrack vor der afrikanischen Küste auf. "Man muss vor Afrika suchen", erklärte der Ex-Pilot Michel Chevalet, der das Luftfahrtmuseum Le Bourget leitet.

TAM-Maschine meldet mögliche Sichtung

Nach unbestätigen Meldungen wurden vor der Küste des Senegals mögliche Wrackteile des Airbus angespült. Ein Pilot der brasilianischen Fluglinie TAM hatte während eines Atlantik-Fluges in der Nacht zum Montag zuvor möglicherweise brennende Teile auf der Meeresoberfläche gesehen.

Die Luftwaffe bestätigte am Montag, der Pilot habe mitten im Atlantik "orangefarbene Punkte" bemerkt. Die Beobachtung könnte in etwa mit dem Zeitpunkt des vermuteten Absturzes der Air-France-Maschine zusammenfallen, an deren Bord sich insgesamt 228 Menschen befanden.

Die Mannschaft der TAM-Cargoflugzeuges "sah leuchtende Punkte auf hoher See auf dem Kurs zwischen Europa und Brasilien etwa 1.300 Kilometer von der Insel Fernando de Noronha", zitierten Medien aus einer Erklärung des Fluglinie. TAM habe die Behörden informiert. Die Bergungsmannschaften haben das Suchgebiet inzwischen auf rund 120 Quadratkilometer Meeresfläche eingerenzt.

26 deutsche Staatsangehörige an Bord

Auf dem Pariser Flughafen wurde die Maschine auch Stunden nach ihrer geplanten Ankunftszeit von 11.10 Uhr nur als "verspätet" angezeigt. Die Flughafengesellschaft ADP richtete einen Krisenstab ein. Ein Raum wurde eingerichtet, um die Angehörigen der Flugzeuginsassen zu empfangen. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy erklärte seine "sehr große Besorgnis" und forderte die Aufklärung des Vorfalls.

An Bord des Airbus befanden sich nach Medienberichten auch sieben Kinder und ein Baby. Air France veröffentlichte auf ihren Internetseiten eine Übersicht über die Nationalitäten der Reisenden. Im Flugzeug befanden sich neben 61 Franzosen und 58 Brasilianern auch 26 Bundesbürger.

Im Flugzeug ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein ranghoher Manager des deutschen ThyssenKrupp-Konzerns gewesen. Es handelt sich um das Vorstandsmitglied der Thyssen Steel AG, Erich W. Heine. Der 41-jährige Aufsichtsrats-Vorsitzende des ThyssenKrupp-Joint-Ventures Companhia Siderúrgica do Atlântico (CSA) war nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Agencia Brasil alleine unterwegs und wollte von Paris weiter nach Deutschland fliegen.

"Herr Heine war auf den Flug gebucht. Das ist furchtbar. Aber es gibt noch keine endgültige Bestätigung", sagte ein Konzernsprecher der dpa am Montag in Brasilien.

Kapitän hatte 1.700 Stunden Mustererfahrung

Der 58 Jahre alte Kapitän des Unglücksflugs war seit 1988 bei Air France beschäftigt und hatte 2007 die Musterberechtigung für den A330/A340 erhalten. Er verfügte über 11.000 Flugstunden, davon 1.700 auf dem A330/A340. Neben ihm befanden sich zwei Copiloten im Alter von 37 und 32 Jahren an Bord von AF447.

Ein Kurzschluss mit Feuerbildung hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits zu dem Absturz einer MD-11 der Fluggesellschaft Swiss vor der kanadischen Ostküste geführt. Auf Flug 111 waren am 2. September 1998 229 Menschen ums Leben gekommen.
© dpa, aero.de | Abb.: Air France, Symbolbild | 01.06.2009 12:22

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Beitrag vom 27.05.2010 - 01:16 Uhr
Dazu muss man sich dann aber mit Zulassungsvorschriften, Kundenwünschen, Sicherheitsvorgaben und vielen Dingen mehr beschäftigen um dahinter zu steigen,warum Dinge so sind wie sie sind.
Auch das "muss man" nicht, zumeist genügen bei weitem bereits menschliche, "gesunde" Sinne.

Meist ist es das Streben von billigen Tickets von genau diesen Leuten
Das erscheint in dem Zusammenhang durchaus klar und verständlich, liest sich "diesen Leuten" gegenüber durchwinkend, allerdings auch etwas abwärts gewandt.

Für die Sicherheit der Menschen wurde und wird zweifellos bereits sehr viel bei der Luftfahrt getan.

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Beitrag vom 26.05.2010 - 23:44 Uhr
Dazu muss man sich dann aber mit Zulassungsvorschriften, Kundenwünschen, Sicherheitsvorgaben und vielen Dingen mehr beschäftigen um dahinter zu steigen,warum Dinge so sind wie sie sind. Leider ist es für den Passagier oder auch interessierten Laien nicht ersichtlich waum Dinge so behandelt werden, wie es getan wird. Wenn man alle Sicherheitsmöglichkeiten und Systeme einbauen würde, könnte niemand mehr fliegen, weil es unbezahlbar würde.

Ein Beispiel: Das Windshear Warning System, (meist im GPWS angesiedelt) kostete in der Entwicklung ca 3 Mrd US Dollar. Bei Unfällen durch Windshear kamen bis Ende der 80er Jahre knapp 300 Menschen um, 150 davon in Privatflugzeugen (Die smoit nicht gezählt werden, da eigenes Risiko). Erst mit einem Unfall in Denver wurden die Versicherungskosten für Verstorbene höher als die Entwicklungskosten, dann wurde das System zur Pflicht und wird seitdem eingebaut, es verteuert das Flugzeug aber um damals ca 1 Millionen Dollar, das holt sich die Airline natürlich zurück. Die Airlines fliegen ja nicht, weil es so ein Spass macht oder man dabei soviel nette Leute trifft, die wollen damit Geld verdienen, das kann man nun verächtlich finden und zuhause bleiben oder man akzeptiert es. Beim Auto und ESP ist es das gleiche. Niemand war bereit das System zu bezahlen, bis es durch Entwicklungshilfen resultierend aus Versicherungsschäden durch Nichtvorhandensein des Systems, billiger wurde.

So kann man als Laie natürlich denken, es sei unverantwortlich, wie gehandelt wird, nur hat das meist wenig damit zu tun, warum das so ist (Meist ist es das Streben von billigen Tickets von genau diesen Leuten). Beides geht einfach nicht 100% SIcherheit (geht sowieso nicht) und billiges Massentransportmittel. Die Luftfahrt tut, entgegen der teils verbitterten Meinung in Interessensforen wie diesem, jede Menge dafür die Fliegerei sicherer zu machen. Man muss sich nur die Unfallstatistiken ansehen. Bei mehr und mehr geflogenen Kilometern und Passagieren gibt es immer weniger Unfälle, aber davon, dass es irgendwann gar keine Unfälle mal gibt, kann man sich getrost verabschieden. Es gibt einfach Situationen, wo ein von Menschen konstruiertes Gerät an seine Grenzen stößt oder der Mensch es in Situationen bringt, die einfach tötlich sind. Beim Auto wird der Crashschutz auch immer besser, aber bei Unfall gegen einen Brückenpfeiler ist man halt Vizemeister.

Gruß aus EDHI
Beitrag vom 26.05.2010 - 23:43 Uhr
So viel wurde bereits und wird weiterhin erhellt, auch gut detailliert. Aus meiner Sicht sind durchaus viele Sicherheits- bis Ortungslücken beschrieben worden, die etwa von maßgeblichen Entscheidungsträgern, entgegen technischen und auch (gemeinsamen) finanziellen Lösungsmöglichkeiten, nicht genügend geschlosssen wurden, bis hin zu Flugpersonal-Ermüdungen. Schwere Folgen dieser leistungs- und geldorientierter Zivilisation durch Menschen sind gegenwärtig, teils unaufhaltsam, mit Leid bis zu Tode, unauffindbar †


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