Wrackteile des verunglückten Airbus A330-200
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Neue Elemente über die Verantwortung der Besatzung oder der Fluggesellschaft Air France würden wahrscheinlich noch an diesem Dienstag veröffentlicht, schreibt "Le Figaro".
Die Ermittlungsbehörde BEA hat den Bericht in einer ersten Stellungnahme am Dienstag hingegen scharf als "Sensationsmache" zurückgewiesen. Allerdings zeigen sich die Ermittler zuversichtlich, mit den Daten der Flugschreiber das Unglück aufklären zu können. Ein neuer Zwischenbericht zu dem Unfall wurde für Sommer in Aussicht gestellt.
Bei dem Absturz des Airbus A330-200 waren am Pfingstmontag 2009 alle 228 Menschen an Bord ums Leben gekommen, darunter 28 Deutsche. Klar ist bis heute nur, dass es auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris in einer Unwetterfront Probleme bei der Geschwindigkeitsmessung gab. Diese Tatsache allein dürfte normalerweise jedoch nicht zu einer solchen Katastrophe führen. Zuvor hatte es nicht einmal ein Notsignal gegeben.
Die BEA hatte erst am Montag bekanntgegeben, dass die knapp zwei Jahre verschollenen Flugschreiber des Flugzeugs am Wochenende ausgelesen werden konnten. Noch in diesem Sommer werde ein Zwischenbericht mit den Ergebnissen der Untersuchung vorgelegt, hieß es. Ein Suchteam hatte das Wrack der Maschine und die Flugschreiber Anfang April in rund 4.000 Metern Tiefe auf dem Atlantikgrund entdeckt. Die Absturzstelle liegt mehr als 1.000 Kilometer vor der brasilianischen Küste.
Dank der beiden Geräte können die Ermittler den Flug nun genau rekonstruieren. Der Flugdatenschreiber registrierte zahlreiche Parameter wie Höhe und Neigungswinkel der Maschine sowie Triebwerkseinstellungen. Der Stimmenrekorder nahm während des Flugs die Gespräche und Geräusche im Cockpit auf. Die Informationen seien unabdingbar, um das Unglück vollständig aufzuklären, betonte BEA-Chef Jean-Paul Troadec in der vergangenen Woche.
Um Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit der Untersuchung auszuschließen, waren beim Auslesen der Daten zahlreiche unabhängige Beobachter dabei, darunter zwei Experten der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). "Die Auswertungsarbeiten werden mehrere Wochen dauern", teilte die französische Luftfahrtermittlungsbehörde mit.
Neben den Flugschreibern und zahlreichen anderen Flugzeugteilen hat das Bergungsteam in den vergangenen Wochen auch zwei Leichen an die Meeresoberfläche geholt. Derzeit wird geprüft, ob sie mit Hilfe von DNA-Proben noch identifiziert werden können. Falls nicht, soll die Ruhe der Toten nicht weiter gestört werden. Rund 50 Leichen wurden bislang auf dem Meeresboden entdeckt. Direkt nach dem Unglück vor zwei Jahren waren ebenso viele auf dem Wasser treibende Opfer geborgen worden.
Die Hinterbliebenen sind geteilter Meinung über weitere Bergungsversuche. Manche halten es für menschenunwürdig, mit den Greifarmen eines Tauchroboters Leichenteile einsammeln zu lassen. Andere wären erleichtert, ihre Angehörigen doch noch bestatten zu können.
© dpa, aero.de | Abb.: Air France-KLM | 17.05.2011 08:10
Kommentare (14) Zur Startseite
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Wenn man von außen ins Cockpit will gibt man auf dem Keypad den Code ein, im Cockpit gibts eine Meldung. Entweder derjenige im Cockpit öffnet die Tür oder blockt sie, wenn er nichts von beiden macht geht die tür nach ca. 1min. oder schon früher auf.
Dass es keine wirklich grundlegenden Fehler bei Airbus gab/gibt, konnte man meiner Meinung nach schon aus dem Zwischenfall mit VH-EBA am 28.10.2009 entnehmen, der zeigt, dass man das Flugzeug auch bei Ausfall der Geschwindigkeitsmesser beherrschen kann. Dass sich die Zuverlässigkeit eines Fluzeugs nach dem Verhalten in einer tropischen Gewitterfront, wo es eigentlich nichts zu suchen hat, beurteilt, kann eigentlich auch nicht sein.
Eine entscheidende Frage im Vorfeld des eigentlichen Ausfalls der Geschwindigkeitsmesser bei AF447 dürfte u.a. sein, was die Piloten konkret auf ihrem Wetterradar gesehen haben und wenn wirklich alles "rot" war, weshalb sie dann nicht wie ca. zehn andere Maschinen, die zu der Zeit in der Gegend unterwegs waren, ausgewichen sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Pilot auf der Welt gibt, der vorsätzlich - auch unter wirtschaftlichem Kostendruck - in ein auf dem Wetterradar angezeigtes Unwettergebiet, noch dazu mitten über dem Südatlantik, fliegt. In diesem Punkt ist Airbus m.E. genauso wie die Piloten und evtl. die zuständige Wartung noch nicht entlastet bzw. belastet, was nicht heißen muss, dass das eine Hauptursache für den eigentlichen Absturz ist. Allein diese Frage dürfte sich aber nicht mal eben nach dem ersten "Auslesen" beantworten.
Ich hoffe jetzt mal, dass die BEA offiziell schon vor dem nächsten Zwischenbericht im Sommer wenigstens in Umrissen veröffentlicht, was aus den Flugschreibern ausgelesen wurde und auf welche Punkte sich die Untersuchungen konzentrieren werden.