Boeing-Krise
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IAG bestätigt MAX-Orderabsicht, Ryanair will nachkaufen

Ryanair Boeing 737 MAX 200
Ryanair Boeing 737 MAX 200, © Ryanair

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BRÜSSEL - Die Boeing-Krise treibt erste 737-MAX-Kunden zu Airbus. IAG und Ryanair fürchten steigende Preise für die A320neo - deswegen ist für beide Airlines die 737 MAX alternativlos. Ryanair-Chef Michael O`Leary hat sich auf einer Veranstaltung in Brüssel in dieser Woche auch zum Wettbewerb mit Eurowings geäußert.

Willie Walsh, Chef der Airline-Holding IAG, hat gegenüber aero.de bestätigt, dass sein Unternehmen "definitiv" die bisherige Absichtserklärung über die Bestellung von 200 Boeing 737 MAX in feste Bestellungen umwandeln wird.

"Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht dass wir mit Airbus unzufrieden sind, die Ablieferungen von A320neo an Vueling haben sich im Schnitt um 70 Tag verspätet", so Walsh in dieser Woche am Rande einer Veranstaltung in Brüssel.

"Als ehemaliger 737-Pilot weiß ich, was ich tue - und der Grund unserer Bestellung sind nicht die angeblich extrem günstigen Preise von Boeing, sondern auch die Tatsache dass wir weiter mindestens ein Duopol an Herstellern brauchen. Wenn die 737 MAX wieder zugelassen ist, wird es das am gründlichsten geprüfte Flugzeug der Welt sein."

In die gleiche Kerbe schlug in Brüssel Ryanair-Chef Michael O`Leary. Seine Gesellschaft Ryanair hat 135 ausstehende feste Orders für die Boeing 737 MAX in der Spezialversion MAX 200 mit 197 Sitzen. Dazu Optionen für 75 weitere.

"Wir haben derzeit nur Bestellungen mit Auslieferungsterminen bis 2024, deshalb brauchen wir weitere Flugzeuge", so O’Leary vor Journalisten. "Meine Flotte besteht in diesem Sommer aus 450 Flugzeugen und ich habe für nächsten Sommer 55 der 737 MAX bestellt."

Er schloss eine Rückkehr Boeings zur Fertigung von 737 NGs aus, daher kommt für Ryanairs Expansion nur die MAX in Frage. Genau wie Willie Walsh wollte sich O’Leary in Brüssel nicht darauf festlegen, ob man künftig einen anderen Namen als MAX für das Flugzeug nutzen werde dessen Ruf durch zwei Abstürze mit 346 Toten sowie dem seit März andauernden Grounding beschädigt ist. Walsh betonte erneut, er kaufe die Markenreputation von Boeing, die nicht zwingend mit dem Namen MAX verbunden werden müsse.

Branchenkreisen zufolge gibt es in Verträgen zwischen Boeing und Ryanair Vereinbarungen, dass der Billigflieger MAX-Jets günstiger als andere Airlines von Boeing erwerben könne. "Einen günstigeren Preis zu bekommen ist natürlich Teil der Verhandlungen mit Boeing", sagte Michael O’Leary, der in zwei Wochen zu Gesprächen mit Boeing in Seattle sein wird.

Es sei jetzt entscheidend einen verlässlichen Terminplan von Boeing zu bekommen wann die 737 MAX wieder fliegen könne. "Wir haben kein großes Vertrauen in die von Boeing genannten Termine", so O’Leary. Derzeit hieße es Ende September. Allerdings seien ab diesem Zeitpunkt zwei weitere Monate nötig um die spezielle Ryanair-Version der MAX 200 zu zertifizieren.

"Das hieße dann November für uns, rechtzeitig genug um bis Juni 2020 zwischen 45 und 50 Flugzeuge zu bekommen." Wenn sich das um weitere zwei bis drei Monate nach hinten verschiebe, werde es vermutlich nur für bis zu 30 Auslieferungen in 2020 reichen.

"Wir können nur sechs bis acht Flugzeuge im Monat übernehmen, das könnte also nicht nur unser geplantes Wachstum in 2020 bremsen, sondern auch Auswirkungen auf die Planung für 2021 haben", warnte der Ryanair-Chef.

Gleichzeitig betonte er ähnlich wie Willie Walsh die Notwendigkeit eines funktionierenden Wettbewerbs zwischen den Flugzeugherstellern. "Es ist entscheidend, dass Airbus einen starken und robusten Wettbewerber hat, sonst werden die Kosten für Flugzeuge explodieren", warnte der Ire.

Gleichzeitig übte er Kritik an Boeings Kommunikationsverhalten. "Die machen das so gut sie können, das ist eine Krise für Boeing, aber wir hätten uns gewünscht dass sie das mit viel größerer Dringlichkeit betrieben hätten."

O`Leary ärgert sich über niedrige Flugpreise

O`Leary äußerte sich auch zur Marktsituation in Deutschland, wo Ryanairs Wachstum zuletzt verhalten war. "Das Wachstum in Deutschland ist fantastisch, das Schlimme sind die Preise in Deutschland", so der Ryanair-Chef. Das läge vor allem an der Lufthansa und ihrer Tochter Eurowings, die Flugpreise unterhalb ihrer Kosten anbiete.

"Die haben im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen riesigen Verlust eingeflogen – und das ist angeblich die Schuld eines Billigfliegers namens Laudamotion in Wien", behauptet der irische Airline-Chef. Gleichzeitig hält er an der Strategie mehrerer Marken fest:

"In Deutschland fliegen wir nach Düsseldorf und Stuttgart als Laudamotion, da wachsen wir als Ryanair unter diesem Namen."

Die Gründung eines weiteren Ablegers mit Basis in Deutschland wie jüngst Buzz mit Sitz in Polen und Malta Air auf der Mittelmeerinsel schloss er aus. "Ich sehe keinen Sinn darin noch weitere Flugbetriebslizenzen (AOCs) über die vier die wir haben hinaus zu erwerben – mit der Ausnahme, dass als fünfte Ryanair UK hinzukommen könnte."
© aero.de, aspa | Abb.: Boeing | 13.07.2019 08:46


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