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aero.de: Sie haben Flyla ursprünglich als Studentenportal für Flugbuchungen angelegt. Ist das jetzige Angebot der CO2-Kompensation ein Versuch, auch "Fridays for Future"-Aktivisten an Bord zu holen?
Fabian Höhne: Wir sind als Studentenportal gestartet, um Restkapazitäten von Airlines an eine bestimmte Zielgruppe zu bringen - und auch dadurch schon Ineffizienzen auszugleichen. Denn 20 Prozent aller Flugtickets werden nicht verkauft.
Wir haben uns mit unserer Zielgruppe "Studierende" und generell mit Millenials auseinander gesetzt und schnell bemerkt, dass wir als Plattform, die Flüge verkauft, eine Antwort zum Thema Klimaschutz bieten müssen. Anstatt die Kompensation wie andere Portale auf die Kunden abzuwälzen haben wir uns entschieden, die Kompensation direkt pro Flugbuchung umzusetzen.
aero.de: Was tun Sie konkret, um Emissionen zu kompensieren?
Höhne: Auf der einen Seite haben wir eine Kooperation mit First Climate. Mit dieser Organisation kompensieren wir über die Investition in Projekte im Bereich erneuerbare Energien die gesamten CO2-Emissionen aller Flugbuchungen. Obendrein pflanzen wir mindestens einen Baum pro Flug, der bei uns gebucht wird.
aero.de: Klima-Kompensation ohne Mehrkosten für den Kunden. Wie funktioniert das?
Hoehne: Als junge Plattform haben wir eine deutlich schlankere Kostenstruktur als andere. Wir nutzen Anbindungsstandards an die Fluggesellschaften wie NDC und profitieren davon, dass wir nicht auf Legacy-Systemen aufbauen. Dadurch können wir die Kosten der Kompensation pro Flugreise selbst übernehmen. Wir haben generell keine Extragebühren dafür, sondern haben das in unsere allgemeinen Einnahmen mit eingerechnet.
aero.de: Ihre Einnahmen sind Provisionen der Airlines – also pro Flugbuchung eine Provision?
Hoehne: Am Ende geht es in ein Hybridmodell über. Das heißt, es gibt sowohl Provisionen als auch eine gewisse Service-Gebühr bei der Buchung zusätzlicher Leistungen. Die ist aber unabhängig von jedweder Kompensation.
aero.de: Auf anderen Portalen kann man kostenpflichtig Emissionen kompensieren, teilweise für mehrere hundert Euro pro Flug. Stellen Sie sich mit Ihrem Portal in Konkurrenz zu diesen Angeboten?
Hoehne: Natürlich sind wir auch eine Flugplattform und damit in gewisser Weise eine Konkurrenz zu Plattformen, wo man eben auch Flüge buchen kann. Es gibt verschiedene Player im Markt, die Kompensationen zu sehr hohen Preisen auf die Tonne CO2 anbieten.
Wir geben jedem Buchenden mit, wie viele Bäume er mit seiner Buchung gepflanzt hat. Und am Ende muss jeder in der Prozesskette für seine Aufgaben Verantwortung übernehmen.
So ist es die Politik, die Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit schaffen muss, es sind Airlines, die versuchen müssen, Treibstoff zu finden, der weniger CO2 ausstößt und es sind die Flugplattformen, die es dem Kunden unserer Meinung nach so einfach wie möglich machen sollten, einen Flug zu buchen und dabei die CO2-Emissionen zu kompensieren.
aero.de: Ihre ursprüngliche Zielgruppe waren Studenten. Inwiefern verändert sich diese durch das Angebot der CO2-Kompensation?
Hoehne: Wir haben auf unserer Plattform weiterhin Studierenden-Deals und gewähren Studierenden damit weiterhin einen klaren Vorteil. Darüber hinaus bieten wir aber von Lufthansa, Eurowings und vielen anderen Airlines reguläre Flugtickets an. Insofern geht das Angebot an die breite Masse.
Durch das Thema der CO2-Kompensation sehen wir allerdings junge Menschen im Fokus: hier haben wir eine Zielgruppe, die das deutlich mehr interessiert und die sich gegebenenfalls auch dafür verteidigen muss, dass sie vielleicht für ein Auslandssemester nach Australien fliegt. Durch die Kompensation wollen wir es diesen Menschen ermöglichen, dies mit gutem Gewissen zu tun.
aero.de: Sie schreiben auf Ihrer Homepage, dass Sie keine Flüge von Ryanair anbieten. Schließen Sie Airlines mit einem solchen Geschäftsmodell kategorisch aus?
Hoehne: Ich würde nicht sagen, dass wir sie kategorisch ausschließen. Wir sind der Meinung, dass ein Flugticket, das günstiger ist als ein Café bei Starbucks einfach nicht nachhaltig sein kann. Natürlich achten wir auf solche Themen. Am Ende ist hier aber der Kunde im Fokus. Das heißt, wenn unsere Kunden solche Angebote unbedingt wollen und danach fragen, würden wir uns nach den Kunden richten.
aero.de: Nach welchen Kriterien suchen Sie jenseits der Kundennachfrage neue Airline-Partner aus?
Hoehne: Insbesondere für die Studierenden-Deals haben wir uns nach Full-Service-Carriern umgesehen, die eine Auslastung um die 80 Prozent und damit Flugtickets haben, die aktuell nicht verkauft werden. Mit Blick auf die weitere Entwicklung unserer Plattform schauen wir uns aber auch an, was die Airlines beim Thema Klimaschutz tun. KLM und SAS stellen sich hier als attraktive Partner dar.
aero.de: Haben Sie bei den Airlines in den vergangenen Wochen eine Bewegung hin zu mehr Klimaschutz gesehen, ausgelöst durch die öffentliche Debatte?
Hoehne: Ich glaube, dass manche definitiv darauf reagiert haben. Aber natürlich ist das kein Thema, das man mal eben aus der Schublade zieht und dann damit anfängt. Ich glaube das, was jetzt zu sehen ist, ist auch das Resultat der Arbeit der vergangenen Jahre.
Dies geschieht nicht aufgrund einer öffentlichen Debatte, sondern weil sich KLM schon lange mit geringeren CO2-Emissionen und Maßnahmen beschäftigt. Genauso ist uns bewusst, dass es sowohl bei einer Lufthansa Group als auch bei anderen Airlines das Thema durchaus präsent ist und dies derzeit durch den medialen Fokus noch verstärkt.
aero.de: Welche Resonanz bekommen Sie von den Airlines - zu Ihrer Idee mit der Restplatzvermarktung für Studierende und zu Ihrem Vorstoß zur CO2-Kompensation?
Hoehne: In Bezug auf die Studierenden-Deals: hier gibt es Reisebüros, die in dem Markt aktiv waren und sind. Vielen dieser Unternehmen ist es nicht gelungen, sich digital weiterzuentwickeln und den Studierenden in das digitale Zeitalter zu folgen. Hier stoßen wir auf großes Interesse bei den Fluggesellschaften.
Die CO2-Kompensation wird natürlich begrüßt – einfach auch aus dem Grund, dass, glaube ich, in der gesamten Industrie erkannt wurde, dass das Thema eines ist, das gerade die jungen Leute, aber auch die breite Masse interessiert.
Natürlich redet jeder davon, dass das Fluggastaufkommen steigt, bis 2035 prognostizieren manche ja eine Verdopplung. Daher muss es gewisse Antworten geben. Denn wir sind auch ganz klar der Meinung, dass es ohne Flugreisen auch weiterhin nicht gehen wird. Das Flugzeug wird eine der besten Möglichkeiten bleiben, um weite Strecken zu bewältigen.
© aero.de | Abb.: Flyla, Ruth Enyedi | 28.08.2019 05:07
Kommentare (11) Zur Startseite
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zumindest die BWLer/Marketingleute können etwas dabei lernen...
Im Sauerland kann man wahrscheinlich - nach Rücksprache - viele Bäume pflanzen. Z.Z gibt es dort sehr viele abgestorbene Fichten!.
Dieser Beitrag wurde am 28.08.2019 23:22 Uhr bearbeitet.
In den nächsten Jahren wird sich die Luftfahrt grundsätzlich wandeln. Billigflieger werden das auf Dauer so auch nicht überleben. Das Modell "Point to Point" wird seinen Dämpfer erfahren und das Modell "Hub & Spoke" wird wieder aufleben.
Wer ernsthaft glaubt, das WIR so weiter machen können. Weiterhin den Luftraum mit kleinen NEO oder MAX SA-Flugzeugen den Luftraum aufzupumpen, sorry, der hat es immer noch nicht begriffen.
Na die habe ich auch so in vielerlei Hinsicht ...