Untersuchung zur 737 MAX
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Hinkt die FAA technischen Neuerungen hinterher?

Boeing 737 MAX
Boeing 737 MAX, © Safran

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CHICAGO - Seit April untersucht ein internationales Expertenteam, wie die Zertifizierung der 737 MAX abgelaufen ist. Ersten Insiderinformationen zufolge hat die zuständige US-Behörde FAA den Prozess zwar ordentlich abgearbeitet, ist bei dem neuen Fluglagekorrektor MCAS aber ausgestiegen.

Dass der automatische Fluglagekorrektor MCAS in der Lage ist, die Nase der Boeing 737 MAX wiederholt nach unten zu steuern, überraschte manche FAA-Beamte. Sie erfuhren davon nach dem Absturz zweier Maschinen diesen Typs.

Dies berichtet die Agentur "Bloomberg" unter Berufung auf einen Insider aus dem Umfeld der internationalen Expertengruppe JATR, die derzeit den Zertifizierungsprozess der 737 MAX rekonstruiert.

Die Gruppe besteht aus Mitarbeitern der australischen, brasilianischen, kanadischen, chinesischen, europäsichen, japanischen, indonesischen Flugsicherheitsbehörden. Auch Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate sind darin vertreten.

Die Experten sind laut dem Insider der Ansicht, dass Boeing Funktion und Wirkung des MCAS nicht ausreichend kommuniziert hat. Und die Inspekteure der FAA haben offenbar auch nicht genauer nachgefragten.

Viele der FAA-Zertifizierungsstandards stammen aus einer Zeit, in der mechanische Prüfelemente die Hauptrolle spielten. Gerade bei neuen Flugzeugen kommt jedoch verstärkt Software zum Einsatz, die eine erhebliche Rolle bei der Steuerung des Flugzeugs spielen kann, etwa wie das MCAS bei der 737 MAX.

Ein Update der Prüfungsstandards ist laut dem Insider geboten, um dieser zunehmenden Komplexität und dem Abschätzen der Folgen eines Systemausfalls Herr zu werden.

FAA delegiert an Boeing

Zudem 737 MAX wurde teilweise von Boeing-Mitarbeitern zertifiziert - eine gängige Praxis bei der FAA, die Experten bei Boeing und anderen Unternehmen benennt, die als Vertreter der Behörde agieren sollen.

Laut "CNN" nimmt das Experten-Team auch diese Praxis unter die Lupe. Die FAA hält die teilweise Delegation der Zertifizierung an die Unternehmen demnach für unabdingbar und führt als Gründe dafür die Menge an Arbeit und eine zunehmend komplexe Technologie an.

Kritiker gefällt die Macht nicht, die den Unternehmen dadurch bei der Zertifizierung ihrer eigenen Produkte zukommt und wünschen sich eine intensivere staatliche Aufsicht.

Boeing hat wiederholt betont, die Behörde über das MCAS informiert zu haben. Die Ergebnisse der internationalen Untersuchung werden für Ende August bis Anfang September erwartet. Ob sie öffentlich gemacht werden, ist noch unklar. "Wir freuen uns auf die Ergebnisse", teilt die Boeing-Kommunikationsabteilung mit.

Eine Rüge der FAA durch die Experten ist nicht zu erwarten. Die internationale Zulassung der 737 MAX war eher eine Formsache, nachdem die FAA ihr OK gegeben hatte. Wirkung und Funktion eines MCAS nahm niemand mehr gesondert unter die Lupe.
© aero.de, Bloomberg | Abb.: Safran | 23.08.2019 08:05


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