"Luzerner Zeitung"
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Swiss: Zürich stößt an Wachstumsgrenzen

Swiss am Flughafen Zürich
Swiss am Flughafen Zürich, © Swiss

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ZÜRICH - Der Chef der Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss erwartet 2019 "keine deutliche Verbesserung" im angespannten europäischen Flugsystem. Swiss trifft daher eigene Vorbereitungen für den nächsten Sommerflugplan - und warnt den Flughafen Zürich perspektivisch vor einer Verlegung von Flügen.

"Es isch a Katastrophä" und "zum Chotzä, (...) huerä Drecksplatz". Ein Swiss-Pilot machte seinem Ärger über die Verlegung eines Slots unlängst im Funk Luft.

Die Überlast an ihrem Drehkreuz verhagelte Swiss Teile des Flugplans 2018 - jeder vierte Flug ging in Zürich mit Verspätung raus. "Wir sprechen insgesamt von einem bedeutenden zweistelligen Millionenbetrag (an finanziellem Schaden für Swiss, Red.)," sagte Airlinechef Thomas Klühr der "Luzerner Zeitung".

Zürich testet die Marke von 30 Millionen Passagieren - gegen 2040 will der Hub pro Jahr bis 50 Millionen Flugreisende durchschleusen. Vor wenigen Wochen gab das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL dem Flughafenbetreiber sein OK, den morgendlichen Flugbetrieb 2019 nochmals zu verdichten.

Über Swiss
Typ Linienfluggesellschaft
Basis Zürich
Maschinen 87
Destinationen 112
Routen 137
© Daten bereitgestellt von ch-aviation
Zwischen 05:45 und 7:00 Uhr darf Zürich nun vier weitere Slots eintakten und den Eckwert von 66 auf 70 Flugbewegungen pro Stunde erhöhen. Klühr hatte sich im Vorfeld gegen die Ausweitung gestemmt. Das ist "für mich der falsche Zeitpunkt, das System in Zürich noch stärker zu belasten".

In Kloten steuern Flughafen und Hauptnutzer auf eine ähnliche Kraftprobe zu, wie sie Lufthansa und Frankfurt bereits offen austragen. Lufthansa zog Anfang 2018 Flugzeuge von ihrem größten Drehkreuz nach München ab und drohte Frankfurt unlängst die Umstationierung weiterer Airbus A380 an.

"Wenn Zürich über kurz oder lang die Situation hier nicht in den Griff bekommt und nicht der Nachfrage entsprechend wachsen kann, wird das Wachstum anderswo stattfinden müssen", warnte Klühr in der "Luzerner Zeitung" - und: "Der Flughafen, der wohl am ehesten aufnahmefähig wäre, ist München."

Schweizer Programm gegen das Flugchaos

Swiss hat das Stabilitätsprogramm "Precise" aufgelegt, um mit "mehr Flugzeugen und Crew-Reserven" für Puffer im Flugplan zu sorgen. "80 Prozent Pünktlichkeit, was für unsere Flüge ab Zürich das Ziel ist, werden wir 2019 aber auch damit nicht erreichen", sagte Klühr. "Das wäre ein Wunder."

Denn Swiss plagen nicht nur in Zürich Engpässe - ein Personalmangel bei der Deutschen Flugsicherung DFS wird sich laut Klühr im Sommer 2019 ebenfalls wieder nachteilig auf den Takt von Swiss auswirken.
© aero.de | Abb.: Swiss | 06.11.2018 10:21

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Beitrag vom 07.11.2018 - 15:00 Uhr
@Texon: Die Flughäfen haben genügend Kapazität, Probleme gibt's in den Verkehrsspitzen. Offenbar ist die Wachstumsbremse der Lufthansa ein Schritt sich erstmal mehr Luft zu verschaffen. Wachstum herum zuschieben mag innerhalb DE funktionieren, aber nicht von einem Binnenmarkt zum Anderen.

Thomas Klühr macht in Zürich ähnlich Druck wie zuvor British Airways in Heathrow. Wenn's hier nicht funktioniert, dann verlagern wir das Wachstum dorthin, wo's eben geht. Jeder wusste freilich, dass das operativ als auch strategisch ein Unding und letztlich nur politisches Säbelrasseln war.

Denk das Hamburger Gipfeltreffen war mal ein erster, wichtiger Schritt, jetzt müssen aber Taten folgen, und da dürfte die Hauptlast erstmal bei den Fluglinien liegen. Wachstum zurücknehmen ist freilich ein zweischneidiges Schwert, weil da die Mitbewerber gleich reingehen. Teils massiv, siehe Wien.
Beitrag vom 06.11.2018 - 17:25 Uhr
@Texon: Wir sprechen da aber von drei nationalen Flagcarriern, deren Netzwerke nicht einfach zum Nachbarn verschoben werden können. Zumal die Überlastung weniger bei den Airlines als im System als Ganzes liegt. Und das hat inzwischen überall seine Grenzen erreicht. Nicht nur in Europa.

Natürlich braucht es auch punktuelle Maßnahmen (Fluglinien, Flughäfen, Luftraum/ATC), vor allem aber eine systemweite Entflechtung des Verkehrs. Ein Monsterjob, der nur gemeinsam lösbar ist.

Es wird nicht das Netzwerk sondern das Wachstum verschoben. Lufthansa wächst auch größtenteils in München statt (zurzeit etwa 9% seit letztem Jahr). Wien und Frankfurt werden in nächster Zeit nicht übermäßig wachsen. Will man jetzt das Wachstum von Zürich auch nach München verschieben, wird es allein wegen der Anzahl der Startbahnen schon eng.
Beitrag vom 06.11.2018 - 16:25 Uhr
@bob.gedat: Was soll "systemweite Entflechtung des Verkehrs" bedeuten?
zB eine Homogenisierung der Flugpläne zur Entlastung der Lufträume und Flughäfen durch eine systemweite (grenzüberschreitende) Koordinierung der Slots, mehr Redundanz beim Flotteneinsatz und natürlich mehr Dampf bei der Realisierung des europaweiten Single Space Programms.


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