Ethiopian Airlines
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Wie Tewolde Gebremariam einen Nerv trifft

KAPSTADT - Ethiopian Airlines hat sich in Sicherheitsfragen hohen Standards verschrieben. Nicht nur deswegen sieht sich Airlinechef Tewolde Gebremariam zwei Wochen nach dem Absturz von ET302 zu einigen Klarstellungen genötigt - in Afrika ärgern sich viele über den Spin amerikanischer Presseberichte.

Während des Unglücksflugs ET302 ist das automatische Trimmsystem MCAS an Bord der Boeing 737 MAX aktiviert gewesen. Davon geht der CEO von Ethiopian Airlines, Tewolde Gebremariam, aus. "Nach unserem besten Wissen war dies der Fall", sagte Tewolde dem "Wall Street Journal", man müsse aber die Ermittlungsergebnisse abwarten für gesicherte Erkenntnisse.

Ethiopian-Chef Tewolde GebreMariam
Ethiopian-Chef Tewolde Gebremariam, © Andreas Spaeth

Das äthiopische Transportministerium hat die Veröffentlichung eines Zwischenberichts bis Mitte April angekündigt. Da Tewolde selbst keinen direkten Zugang zu den Ermittlungsergebnissen hat, ist unklar wie valide diese Aussage ist. Er hat nach eigenen Angaben selbst Aufzeichnungen des Funkverkehrs zwischen Tower und Cockpit gehört.

Es ist das erste Mal dass sich nach dem Absturz ein hochrangiger Offizieller mit Insiderwissen in dieser Weise äußert. Ethiopian Airlines sind bisher keine Versäumnisse vor dem Absturz nachgewiesen worden, trotzdem sieht sich derzeit negativer Berichterstattung vor allem in US-Medien ausgesetzt.

Über Ethiopian Airlines
Typ Linienfluggesellschaft
Basis Addis Abeba
Maschinen 99
Destinationen 151
Routen 263
© Daten bereitgestellt von ch-aviation
Auch aus diesem Grund vermutlich hat Tewolde an diesem Montag, gut zwei Wochen nach der Katastrophe die 157 Todesopfer forderte, eine lange schriftliche Erklärung veröffentlicht. Nachdem er am Unglückstag direkt an die Absturzstelle gefahren war, gab es von ihm nur noch wenige Stellungnahmen.

Er war auch kritisiert dafür worden dass er, obwohl beteiligte Partei, gegen alle Regeln verstoßen hatte und auf Fotos am Unfalltag mit Wrackteilen in der Hand zu sehen war - obwohl das nur Unfallermittlern oder Rettungskräften zusteht.

In seiner Erklärung beschreibt und verteidigt Tewolde jetzt vor allem das Pilotentraining seiner Gesellschaft, das von US-Medien in Zweifel gezogen worden war. So verlangten Boeing und die FAA für die Piloten-Umschulung von der 737 NG auf die 737 MAX nur Trainingseinheiten am Computer.

"Aber wir sind darüber hinausgegangen", so Tewolde. Nach dem Lion-Air-Unfall im Oktober hätten die 737-MAX-Piloten bei Ethiopian vollständig nach dem Service Bulletin von Boeing und der Flugsicherheitsanweisung (Airworthiness Directive) der FAA trainiert. Ethiopian sei eine von nur wenigen Airlines weltweit die bereits über einen 737-MAX-Simulator verfüge.

Ethiopian Airlines Boeing 737 Kabinensimulator
Ethiopian Airlines Boeing 737 Kabinensimulator, © Andreas Spaeth

"Im Gegensatz zu einigen Medienbehauptungen sind unsere Piloten, die das neue Modell fliegen, auch im passenden Simulator geflogen", betonte Tewolde. Allerdings lassen sich die Wirkungen von MCAS nach Expertenaussagen bisher nur begrenzt im Simulator darstellen. Und Tewolde räumt ein: "Viele Fragen zur 737 MAX bleiben offen und ich verspreche volle und transparente Kooperation um herauszufinden was falsch gelaufen ist."

Er berichtet auch von der Stimmungslage in Äthiopien: Der Unfall "hat unsere Leben für immer verändert, wir bei Ethiopian Airlines werden den Schmerz immer spüren." Und er räumt ein: "In einem Land, das manchmal mit negativen Stereotypen zu kämpfen hat, verletzen Unfälle wie dieser unseren Stolz."

Tewolde stärkt Boeing den Rücken

Zugleich bekräftigt er die vergangene und künftige Bedeutung der USA: "Wir sind stolz auf unsere Verbindung mit der US-Luftfahrt", schließlich sei Ethiopian 1945 mit Hilfe von TWA gegründet worden und ihr Personal anfangs bei TWA angestellt gewesen. "Lassen Sie es mich klar sagen: Ethiopian Airlines glaubt an Boeing", mehr als zwei Drittel der Flotte kämen von Boeing und die Gesellschaft sei die erste in Afrika die die Typen 767, 757 und 777-200LR betrieben habe sowie als zweite weltweit nach ANA die Boeing 787.

"Trotz der Tragödie werden Boeing und Ethiopian weiterhin und bis weit in die Zukunft miteinander verbunden sein." Die Gesellschaft hat danach anders als etwa Garuda aus Indonesien bisher offenbar keine Pläne, ihre noch auszuliefernden 25 weiteren 737 MAX 8 zu stornieren.

Ethiopian Airlines, © TSL

Ethiopian Airlines, Afrikas größte Fluggesellschaft, hat seit jeher einen hervorragenden Ruf. Und Äthiopien, das als einziges Land Afrikas nie kolonisiert wurde, besitzt einen hohen Grad an Nationalstolz.

Die negativen Berichte in den USA, die nach afrikanischem Verdacht von Boeing lanciert worden sein könnten, empfinden viele Äthiopier als ungerechtfertigten Angriff auf ihr Land.

Ungewöhnlich für die Branche hat die Airline daher auch detaillierte Dementis dazu über soziale Medien verbreitet. So bezieht sich ein Artikel in der Washington Post, in dem Ethiopian angeblich mangelndes Pilotentraining für die 737 MAX vorgehalten wird, auf Informationen über Zustände im Jahr 2015. Die MAX allerdings fliegt erst seit 2017.

"Hyperfokussierung" auf westliche Opfer

In Afrika wird derzeit eine breite Kampagne über soziale und Mainstream-Medien gegen das als mit Vorurteilen beladen empfundene Afrika-Bild westlicher Medien geführt. Dieses Bildbeklagen nicht nur viele Afrikaner - und festmachen lässt es sich insbesondere am Absturz von ET302.

Auch deutsche Leitmedien hatten den Unfall zunächst mit Verspätung gemeldet und dann vor allem an den deutschen Opfern aufgemacht.

"Der Impuls, die Glaubwürdigkeit der größten afrikanischen Airline in Frage zu stellen und dann auf westliche Passagiere zu hyper-fokussieren steht im Einklang mit der allgegenwärtigen, lange andauernden westlichen Verachtung für Menschen afrikanischen Ursprungs, oder dem schlichten Unvermögen, mit ihnen Empathie zu empfinden", schreibt die New Yorker Autorin Hannah Giorgis, selbst Halb-Äthiopierin, im US-Magazin "The Atlantic".

Tweets, die Ethiopian Airlines unterstützen, gingen vergangene Woche viral und sorgten für viele ähnliche Kommentare.
© Andreas Spaeth für aero.de | Abb.: Andreas Spaeth | 27.03.2019 08:20

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Beitrag vom 27.03.2019 - 20:50 Uhr
Die letzten 5 Beiträge bestätigen exakt das, was im Artikel angesprochen wird!
Beitrag vom 27.03.2019 - 20:43 Uhr
Wenn sie kein Englisch können, wie finden Sie dann den Weg in ein Portal namens AERO? Ist das ein deutsches Wort?

AERO aus dem Englischen? Soso.

Ich habe nie gesagt, dass ich kein Englisch kann, aber Sie haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Sie kein Griechisch können!  https://www.duden.de/rechtschreibung/aero_

Beitrag vom 27.03.2019 - 20:35 Uhr
Wenn sie kein Englisch können, wie finden Sie dann den Weg in ein Portal namens AERO? Ist das ein deutsches Wort?


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