Verwandte Themen
Anfang Juli hat die niederländische Fluggesellschaft KLM mit großen Werbeanstrengungen ihre Nachhaltigkeits-Kampagne "Fly Responsibly" gestartet. Das Publikum wird darin aufgefordert darüber nachzudenken, ob jede einzelne Flugreise wirklich nötig sei oder es Alternativen vom Zug bis zur Videokonferenz gibt.
"Wir haben daraufhin sehr viele positive Reaktionen und einige negative bekommen", erklärte KLM-CEO Pieter Elbers jetzt gegenüber aero.de. Wenn man fliegen wolle, solle man Airlines wählen die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hätten und seine Flüge mit CO2-Ausgleichszahlungen kompensieren.
"Seitdem haben uns viele Firmen angesprochen um ihre Geschäftsreisen zu kompensieren und wir sehen bereits einen Anstieg der Passagiere, die kompensieren, sagt Elbers. "Auch andere Airlines, die bisher kein Nachhaltigkeitsprogramm unterhalten, wollen mit uns arbeiten."
KLM hatte allerdings auch viel Kritik einstecken müssen, etwa dafür, dass sie mit dem Verzicht auf Kurzstreckenflüge kostbare Slots für lukrative Fernflüge ab Amsterdam-Schiphol gewinnen wolle. "Die Slots zu optimieren ist etwas, das wir sowieso tun, das ist eine geschäftliche Abwägung, dafür brauchen wir nicht eine solche Kampagne", betont Elbers, "hier geht es darum, unsere Rolle in der Gesellschaft ernst zu nehmen".
3.446 ultrakurze Flüge
Massive Kritik hatte KLM auch einstecken müssen angesichts der fünf täglichen Flüge, die sie in beiden Richtungen auf der Ultrakurzstrecke von Amsterdam nach Brüssel weiterhin anbietet. Auf diesen nur 173 Kilometer Entfernung betrieb KLM 2018 insgesamt 3.446 Flüge und transportierte dabei 277.000 Passagiere.
Nur 20 Prozent der KLM-Passagiere, die via Amsterdam-Schiphol von oder nach Brüssel reisten, nehmen den Thalys-Schnellzug, der die Strecke in 93 Minuten überwindet. Nach KLM-Angaben waren nahezu alle Flugpassagiere auf der Route Umsteiger. Sogar das niederländische Parlament stimmte für die Aufgabe der Route, aber sogar Verkehrsministerin Cora von Nieuwenhuizen musste schließlich zugeben, sie könne KLM nicht dazu zwingen.
Zumindest auf einen der fünf täglichen Flüge will KLM mit dem Wechsel auf den Sommerflugplan 2020 verzichten: ab 29. März werde die Sitzkapazität eines Flugs durch einen Thalys Hochgeschwindigkeitszug abgebildet, teilte KLM am Freitag mit. So will KLM auch "mehr Erfahrung" beim Thema Air&Rail sammeln.
Die Konzernschwester Air France bietet heute bereits ein integriertes Umsteigen mit dem Thalys zwischen Brüssel und dem wesentlich weiter entfernt liegenden Paris-CDG. "Das würden wir auch gern machen", so Elbers.
Der KLM-Chef betont auch dass Nachhaltigkeit im Luftverkehr genauso wie Sicherheit kein Gebiet sei wo es um einen Wettbewerb unter den Airlines gehe. "Ich habe auch von Lufthansa-Chef Carsten Spohr und von IAG Statements gesehen, die in eine ähnliche Richtung gehen und das begrüße ich."
In Deutschland ist kürzlich vom BDL eine Initiative zur Produktion synthetischer Treibstoffe für die Luftfahrt gestartet worden, während sich KLM in den Niederlanden massiv bei der Biokerosin-Produktion engagiert. "Es kommt darauf an Treibstoff mit weniger CO2-Ausstoß zu haben, egal ob das Biosprit oder synthetische Kraftstoffe sind, ich bin für beides offen", sagt Pieter Elbers.
© aero.de | Abb.: KLM | 15.09.2019 16:46
Kommentare (1) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
Das ist genau die Sorte Strecke, bei der ein elektrischen Fliegen absolut vorstellbar ist.
Genauso, wie München-Nürnberg, München-Friedrichshafen, FFM-DUS ...