737-Krise
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Ryanair fürchtet weitere Verzögerungen

Ryanair Boeing 737 MAX 200
Ryanair Boeing 737 MAX 200, © Boeing

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DUBLIN - Das anhaltende Flugverbot für Boeings Mittelstreckenjet 737 MAX stimmt Europas größten Billigflieger Ryanair immer pessimistischer. Die Auslieferung der von Ryanair bestellten Maschinen könnte sich um weitere Monate bis ins Jahr 2020 verzögern. Hunderte Jobs stehen auf der Kippe.

Möglicherweise bekomme Ryanair die ersten MAX-Jets erst im März oder April, sagte Konzernchef Michael O'Leary am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Dublin. Die üblichen Anzahlungen an Boeing habe die Fluglinie bereits gestoppt und verhandle mit dem Hersteller über eine finanzielle Entschädigung.

Wenn sich die Auslieferung noch weiter verzögere, müsse Ryanair den geplanten Ausbau seines Flugangebots möglicherweise noch stärker verringern als bislang, sagte O'Leary. Die irische Billigfluggesellschaft hat Verträge über bis zu 210 Maschinen des Typs abgeschlossen und erwartet, im Laufe des kommenden Jahres 30 Exemplare in der Flotte zu haben.

Allerdings steckt Flugzeugbauer Boeing aus den USA in einer tiefen Krise. Nach dem Absturz zweier Maschinen bei den Gesellschaften Lion Air und Ethiopian Airlines mit insgesamt 346 Toten gilt seit März ein weltweites Startverbot für die Jets der 737-MAX-Reihe. Aufsichtsbehörden aus aller Welt - allen voran die US-Luftfahrtbehörde FAA - wollen sichergehen, dass Boeing die Probleme mit dem Jet gelöst hat.

Im Zentrum der Kritik steht das Steuerungssystem MCAS, das für die Abstürze mitverantwortlich sein soll. Wann die Jets wieder abheben dürfen, ist weiterhin offen. Boeing-Chef Dennis Muilenburg hofft zwar auf eine Freigabe noch in diesem Jahr, doch die Behörden haben sich noch nicht festgelegt.

Auch nach einer Aufhebung des Verbots würde es einige Zeit dauern, bis die bereits gebauten Maschinen ausgeliefert und in Betrieb genommen würden - denn Ryanair hat mit der 737-8200 eine Spezialversion bestellt, die erst noch zugelassen werden muss. Zudem hat Boeing die Produktion gedrosselt und für den Fall eines noch längeren Flugverbots einen Produktionsstopp nicht ausgeschlossen.

Ryanair-Chef O'Leary hat die Wachstumspläne seines Unternehmens wegen der MAX-Krise und des bevorstehenden Brexits eingedampft und sogar einen Stellenabbau angekündigt. Die Airline habe über 500 Piloten und rund 400 Flugbegleiter zu viel, hatte er Ende Juli gesagt. Zudem würden 600 eigentlich vorgesehene Stellen nicht benötigt.

Entlassungswelle und Manager-Bonus

Jetzt rechne er mit der Entlassung von 500 bis 700 Mitarbeitern, sagte der bei der Hauptversammlung. Zudem verhandle Ryanair weiter mit den Piloten in Großbritannien und Spanien. Die britischen Piloten waren Anfang September in den Streik getreten. Es geht bei dem Streit um Renten, Bezahlung und andere Themen.

Seine eigenen Dienste lässt sich der Ryanair-Chef von den Aktionären hingegen teuer bezahlen - die Hauptversammlung genehmigte O'Leary, wenn auch knapp, ein neues Bonusprogramm. Wenn Ryanair in den nächsten fünf Jahren Margen oder Aktienkurs verdoppelt, soll der Manager 100 Millionen Euro zusätzlich erhalten.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Ryanair | 19.09.2019 12:22

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Beitrag vom 19.09.2019 - 14:25 Uhr
Die MAX wird so oder so ihre Zulassung früher oder später wieder bekommen. Es gibt eine Betrachtungsweise die für Boeing von Vorteil ist, wenn es noch eine Weile dauert bis sie wieder fliegt. Paradox wie das klingt, ist aber so.
Die Maschinen werden dann bis auf die wenigen Stornierungen(relativ zur Bestellmenge) auch schön ausgeliefert und in Betrieb gehen. Das Problem für die Betreiber wird dann der Faktor Mensch/Fluggast sein, der mit der MAX nicht mehr fliegen will.
Ja, die meisten denken jetzt welcher Fluggast kann das schon beurteilen, resp. informiert sich vorgängig zur Buchung ob eine MAX für den Flug vorgesehen ist (Praktisch bei jeder Buchungsplattform wird der Typ angegeben unter der FlugNr.).
Und es stimmt. Die meisten interessiert das nicht. Aber mindestens 1 von 10 schon und das sind dann mindestens 10% und mehr. 10% weniger Umsatz ist kann mittelfristig bereits ein Todesurteil für eine Linie sein. Je länger der Flieger am Boden bleibt, desto mehr vergisst der Ottonormalverbraucher und es sind dann vielleicht noch 1 von 20 die nicht einsteigen und noch später sind es nur noch wir, die Freaks, die es dann noch meiden.


Dieser Beitrag wurde am 19.09.2019 14:30 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 19.09.2019 - 13:41 Uhr
Die Frage ist, was passiert wenn es die Max gar nicht mehr gibt. Womit soll diese Fluglinie fliegen und das Konkurrenzfähig?

Wer hat denn A320neo bestellt welche er auch zeitnah bekommt und kann übernommen werden? Da sind doch nur die roten zu nennen oder?
Beitrag vom 19.09.2019 - 12:34 Uhr
- allen voran die US-Luftfahrtbehörde FAA - wollen sichergehen, dass Boeing die Probleme mit dem Jet gelöst hat.

Das soll wohl ein Scherz sein?!


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