Überhöhte Bezüge
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Austrian verklagt Betriebsratchefs

Alexis von Hoensbroech
Alexis von Hoensbroech, © aspa

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WIEN - Auf Wunsch der AUA-Mutter Lufthansa nahm AUA-Chef Alexis von Hoensbroech die Gehälter der Betriebsräte unter die Lupe. Viel zu hoch, befand der Vorstand und verlangte eine Rückzahlung von 500.000 Euro. Alfred Junghans, seit 15 Jahren Betriebsratschef bei Austrian, widersprach - und Austrian klagte.

Junghans steht seit 41 Jahren im Dienst von Austrian Airlines und gilt als einer der renommiertesten Betriebsräte in Österreich. Er und zwei Kollegen sollen 2009 unmittelbar nach der AUA-Übernahme durch die Lufthansa eine Verdoppelung ihrer Gehälter erreicht haben.

Kolportiert wird ein Gehaltssprung von 6.000 auf 12.000 Euro, entsprechend einem Jahresalär von rund 170.000 Euro. Genehmigt wurde die stattliche "Gehaltserhöhung" vom damaligen Vorstand und Personalverantwortlichen Peter Malanik.

Pikant: 2009 stand die Austrian mit einem Jahresverlust von 400 Millionen Euro kurz vor der Pleite. Im Zuge der Übernahme trugen die drei Betriebsräte als Personalvertreter zahlreiche Sparpakete mit, die schließlich zur Streichung von 1.000 Arbeitsplätzen und bei der Belegschaft zu einer Gehaltsminderung von bis zu fünf Prozent führte.

Warum Vorstand Malanik die Gehälter seiner Personalvertreter in einer akuten Überlebensphase des Unternehmens verdoppelt hat, wollte der heutige Präsident des Österreichischen Luftfahrtverbandes (OLV) "zu diesem Zeitpunkt" nicht sagen.

Vor Gericht rechtfertigte Junghans die hohen Bezüge mit vergleichbaren Bezügen in "staatsnahen" Unternehmen sowie mit der aufwändigen Tätigkeit als Betriebsrat, zusätzlich zu deren Job im Unternehmen. Junghans und sein Kollege Harald Ramoser sitzen auch als Personalvertreter im Aufsichtsrat. Ihr Anwalt Alois Obereder erklärte gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "Trend", dass auch die Lufthansa die Bezüge bewilligt habe.

Als Grund für die späte Klage mutmaßt Obereder: "In Kürze finden bei der AUA Betriebsratswahlen statt. Hier sollen zwei ausgezeichnete Personalvertreter desavouiert werden."

Nach Vorwürfen über zu hohe Betriebsratbezüge bei VW und Porsche soll auch die Lufthansa ihren Konzern auf zu hohe Zahlungen durchleuchtet haben und bei der AUA fündig geworden sein.

Laut "Trend" äußerte sich AUA-Chef von Hoensbroech zunächst nur vorsichtig: "Wir haben mit den betroffenen Betriebsratsmitgliedern in den vergangenen Jahren stets konstruktiv zusammengearbeitet. Gleichzeitig müssen wir sicher stellen, dass in unserem Unternehmen alles rechtmäßig abläuft. Es blieb uns daher leider gar keine andere Wahl, als juristische Schritte einzuleiten."
© aero.at | Abb.: Ingo Lang | 13.10.2019 11:04

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Beitrag vom 14.10.2019 - 08:38 Uhr
Entweder die Lohnabrechnungen waren Fehlerhaft und deswegen ist eine Rückforderung zulässig oder aber die Löhne waren zugesagt und die letzten 10 Jahre korrekt gezählt, dann ist das ganze hier unlauter.

Ist das Zufällig die selbe Kanzlei, welche bei VW, hier am Werk im Auftrag der LH?

Die Frage ist auch, ob das Gehalt nicht ein Anreiz war die ganzen Sparmaßnahmen mit durchzusetzen und die LH das deswegen auch abzeichnete?

Beitrag vom 13.10.2019 - 16:53 Uhr
Irgendwo scheint da eine wichtige Info zu fehlen.
Die Gehälter wurden 2009 vereinbart, genehmigt und seitdem gezahlt.
Zehn Jahre später kommt ein Vorstand auf die Idee, das sei "viel zu hoch" gewesen und verlangt Rückzahlung?
Also einer von uns beiden hat vom Vertragsrecht eine recht merkwürdige Vorstellung.

Wen wundert das, bei den Gehälter!?!?!

Mal ernsthaft: Wenn das funktioniert, könnte -jeder- Arbeitnehmer mit Rückzahlungsforderungen konfrontiert werden, wenn sein Arbeitgeber irgenwann in der Zukunft befindet, sein Gehalt in der Vergangenheit sei "zu hoch" gewesen.
Basierend worauf auch immer...

Wir haben mit den betroffenen Betriebsratsmitgliedern in den vergangenen Jahren stets konstruktiv zusammengearbeitet

Dieser miese Stil und die Einschüchterungstaktik seitens der LH dürften diese Zusammenarbeit ja wohl bald beenden.
Was vermutlich der Sinn der ganzen Aktion ist.

Dieser Beitrag wurde am 13.10.2019 16:57 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 13.10.2019 - 15:22 Uhr
Wen wundert das, bei den Gehälter!?!?!


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