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Der Atlantik-Wettbewerb wandert nach Süden

Air Europa Boeing 787-8
Air Europa Boeing 787-8, © Boeing

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MADRID - Der Nordatlantik ist abgegrast: hier gibt es für Airlines nicht mehr viel Neues zu holen. Anders sieht es im Süden aus. Delta-Chef Ed Bastian hat das früh verstanden, Air-Europa-Stratege Javier Hidalgo auch. Willie Walsh von der IAG zieht nach - und selbst ein Einstieg der Lufthansa bei Alitalia ergibt in diesem Kontext Sinn.

Die International Airlines Group (IAG) kauft Air Europa - eine Reaktion auf den Überraschungscoup, der Ed Bastian mit dem Einstieg bei LATAM gelungen ist.

Dass die Konkurrenz nicht untätig zusehen würde, wie Delta sich in Lateinamerika und von dort über den Südatlantik ausbreitet, dürfte Bastian erwartet haben. Dass sie ausgerechnet Air Europa als Werkzeug dafür einsetzt, durchkreuzt jedoch seine Pläne.

Die spanische Airline stand eigentlich in Verhandlungen mit dem SkyTeam-Partner und der Delta-Beteiligung Air France-KLM: die Airlines wollten ein Joint Venture für die Routen zwischen Europa und Südamerika auf die Beine stellen, 2020 sollte es losgehen.

"Wir zielen darauf ab, unsere derzeitige Führungsrolle in diesen Märkten weiter auszubauen, zu verbessern und unseren gemeinsamen Kunden zusammen mit unserem langjährigen Partner Air Europa mehr Nutzen zu bieten", sagte Air France-KLM CEO Frédéric Gagey bei der Bekanntgabe der Verhandlungen im August 2018.

Nach dem Übertritt zu IAG wird Air Europa SkyTeam verlassen - und ihre Südamerika-Strategie an Oneworld ausrichten.

IAG holt sich Air Europas Marktanteil

Knapp acht Prozent Marktanteil der Air Europa auf dem Südatlantik - gemessen in Sitzkapazität - gehen an IAG. Für eine Milliarde Euro. Denn nicht nur Bastian und Walsh wissen um den Wert dieses vergleichsweise unerschlossenen Routenschatzes, auch Javier Hidalgo, Chef von Air Europas Muttergesellschaft Globalía kennt ihn. 

Die Airline hat ihre Verbindungen nach Lateinamerika in den vergangenen Monaten sukzessive ausgebaut. Zudem hat Globalía die Erlaubnis erhalten, in Brasilien ein Unternehmen mit Flugbetrieb zu eröffnen. Ob dies in der Milliarde inbegriffen ist, ist noch unklar. Sicher ist jedoch: 2020 wird Air Europa 26 Routen über den Südatlantik anbieten.

Auf der anderen Seite wartet das fünftgrößte Land der Erde - Brasilien - das eben erst dabei ist, seinen Luftfahrtmarkt für ausländische Wettbewerber zu öffnen. Und ein Argentinien, das Billigflieger bereits hereingelassen hat - auch wenn deren Erfolg wegen einer mageren Infrastruktur und einer für die Einwohner dramatischen Wirtschaftskrise fraglich ist.

Air France-KLM hofft auf Kartellbehörde

Kommt der IAG der Brexit nicht in die Quere und genehmigen die zuständigen Wettbewerbsbehörden den Kauf, hielte die IAG gemeinsam mit Air Europa einen Marktanteil von knapp 24 Prozent zwischen Europa und Lateinamerika (ohne Karibik) - gemessen in Sitzplatzkapazität nach Angaben des Capa Center of Aviation.

Air France-KLM halten nach den gleichen Kriterien derzeit knapp 18 Prozent. "Dieser Kaufplan hätte erhebliche Auswirkungen auf den Wettbewerb, nicht nur innerhalb Spaniens, sondern auch auf die Ströme zwischen Europa und Südamerika", teilt eine Air France-Sprecherin dazu auf aero.de-Anfrage mit. "Daher ist Air France-KLM überzeugt, dass weitere Untersuchungen durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden erforderlich sind."

Auch die bestehende Partnerschaft mit Air Europa werde man in den kommenden Wochen überdenken.

Wer mischt noch mit im Wettstreit um den Südatlantik?

Doch der Wettstreit um den Südatlantik wird mitnichten nur zwischen IAG, Air France-KLM und Delta ausgefochten. Azul-Chef und Jetblue-Gründer David Neeleman strickt seit langem an einem Netz zwischen Nord- und Südamerika und Europa.

Dazu dienen ihm nicht nur seine 45 Prozent, die er an TAP Air Portugal hält - die Airline bestreitet allein knapp neun Prozent Marktanteil - sondern auch die neuen A330neo, mit denen bald auch Azul den Weg nach Europa antreten soll.

Die Lufthansa hält derzeit knapp sechs Prozent Marktanteil. Mit einer schlanken Alitalia könnte sie ihr Angebot auf den Strecken zwischen Italien und Lateinamerika erheblich ausbauen - die insolvente Airline hat bereits in den vergangenen Monaten auf die Verbindungen dorthin gesetzt, um ihre Bilanz aufzupolieren.

United schließlich sitzt bei Avianca an Bord, die momentan knapp fünf Prozent der Sitze über den Südatlantik anbietet - und obendrein eben ein neues Codeshare-Abkommen mit der von Delta verlassenen GOL bekanntgegeben hat.

Auch die Golfairlines hätten gerne ihren Anteil und es scheint, dass Emirates mit der Genehmigung der Route Barcelona-Mexiko-Stadt zumindest ein erster Schritt in diese Richtung gelungen ist. Qatar will ihre Anteile an LATAM erhöhen, obwohl Akbar Al Baker dann häufiger auf Ed Bastian treffen könnte.

Der Südatlantik scheint es ihnen Wert zu sein.
© aero.de | Abb.: Air Europa | 06.11.2019 05:05

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Beitrag vom 06.11.2019 - 09:48 Uhr
Air Europa hätte besser zu Lufthansa gepasst, schade dass man es nun wieder mit Alitalia versucht!
Beitrag vom 06.11.2019 - 09:07 Uhr
Der entscheidende Punkt hier wird in der Tat sein, ob die Wettbewerbsbehörden dies so genehmigen.


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